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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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hatte darum gebeten, sie sehen zu dürfen, und auf ihre Frage, wie es bei ihm denn so liefe, hatte er ihr sein Herz ausgeschüttet und von seiner Familie erzählt. Seine Eltern, beide Professoren aus Berkeley, waren geschieden, lebten aber nur drei Blocks voneinander entfernt, sodass die Kinder, er und seine sechsjährige Stiefschwester Electra, bei beiden ein und aus gehen konnten. Er war auf eigenen
Wunsch zum Studieren an die Ostküste gekommen, und er hätte niemals gedacht, dass er solches Heimweh haben würde.
    Als er das erste Mal in ihre Sprechstunde gekommen war, hatte sie ihm die Adresse eines Gesundheitszentrums mitgegeben und ihn darum gebeten, dort einen Berater aufzusuchen. Bei seinem zweiten Besuch - dieses Mal war er in Tränen aufgelöst - hatte sie ihn für Samstagabend zu sich nach Hause zum Essen eingeladen. Es hatte Huhn mit Reis gegeben, dazu ein paar Gläser Wein, und sie war davon ausgegangen, dass er mit einem besseren Gefühl nach Hause gehen würde, innerlich gestärkt durch die Worte seiner Ersatzmutter in Cambridge. Aber dann kam alles anders. Sie genoss die Unterhaltung, und der Wein tat seine Wirkung. Am Ende waren sie zusammen im Bett gelandet. Je mehr Alkohol Trevor intus hatte, desto mehr ging er aus sich heraus, bis er schließlich mit ihr zu flirten begonnen hatte. Der Reiz des Verbotenen lockte sie, daher fragte sie ihn, ob er eine Freundin habe oder ob er - und an diesem Punkt zögerte sie für einen Moment, um den nachfolgenden Teil zu betonen - jemanden »sehen würde«.
    Er hatte gelächelt und verneint, und sie dann - genau, wie sie erwartet hatte - gefragt, ob sie in jemand... Älteren verliebt sei. Dabei lief er so rot an, dass sie sich entschied, selbst den nächsten Schritt zu machen. Sie hatte damit gerechnet, diejenige zu sein, die die Führung übernehmen würde, eine Rolle, die ihr durchaus lag. Aber es stellte sich heraus, dass Trevor mehr Erfahrung besaß, als sie dachte. Er hatte die Vorzüge seiner unkonventionellen Familiensituation auszunützen gewusst und sich bereits mit vierzehn rege sexuell betätigt. Sogar Freundinnen seiner Mutter waren unter seinen zahlreichen Partnerinnen gewesen. Jeanne befürchtete, dass er den Sommer über nur ihretwegen in der Stadt blieb. Bis jetzt hatten sie nicht viel unternommen, sie waren nur ein- oder zweimal zum Essen aus gewesen und hatten am Sonntagvormittag einen Spaziergang durch die Gegend gemacht.

    »Weißt du, jetzt, wo die Schule wieder anfängt, müssen wir vorsichtiger sein«, sagte sie ziemlich laut, um die Musik zu übertönen.
    »Wie bitte?« Er sprang herum, ohne sich seines jugendlichen Körpers zu schämen, der ein bisschen schlaksig war und dessen gebräunte Beine eine leichte O-Form beschrieben. Jeanne konnte kaum fassen, wie schamlos er sich ihr präsentierte. Sie war mit der Vorstellung groß geworden, dass Körper und Fenster möglichst zu jeder Zeit bedeckt werden sollten. Selbst mit ihrer eigenen Nacktheit konnte sie nur schwer umgehen. Sie kleidete sich zwar manchmal aufreizend und zeigte sich ihren Liebhabern hüllenlos. Aber Travis wirkte in seiner Nacktheit völlig natürlich, was sie sowohl entzückte als auch irritierte.
    »Ich hab gesagt, dass wir ab jetzt wieder vorsichtiger sein müssen.«
    »Ich will nicht vorsichtig sein. Schließlich bin ich nicht mehr in deinem Kurs.«
    »Das spielt keine Rolle. Du bist immer noch ein Student, selbst wenn du nicht mein Student bist.«
    Er tanzte vor ihr herum, ohne zu antworten.
    »Trevor?« Ihre Stimme klang ein bisschen schrill, viel zu mütterlich für ihren Geschmack. »Hast du mich verstanden?«
    »Ja.« Er schloss die Augen und fuchtelte wie ein Cheerleader mit den Armen herum. Die Musik wütete in voller Lautstärke dazu.
    »Ich muss jetzt mal weiter«, rief Jeanne laut, während er Trommelbewegungen auf einem imaginären Schlagzeug simulierte. Eigentlich meinte sie: »Du musst jetzt mal weiter.«
    »Komm schon, nur noch ein bisschen.« Er hörte auf zu tanzen. »Lass uns erst noch einen Joint zusammen rauchen.« Er ging zu seinem Rucksack, der an der Tür lehnte, und nahm ein Tütchen und Zigarettenpapier heraus.
    »Nein, ich habe gleich eine Besprechung.« Sie hatte nur einmal einen Joint mit ihm geraucht, und das war ein großer Fehler
gewesen. »Im Übrigen rauche ich kein Gras. Letztes Mal war eine Ausnahme, wegen dir.«
    »Ehrlich?« Er zog die Augenbrauen hoch. »Gilt das auch für den Sex?« Seine Worte klangen nicht drohend, aber etwas in

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