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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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um einen Schein von Normalität zu wahren. Aber die Dinge waren weit davon entfernt, normal zu sein. Willem war tot.
    »Du kannst es ihm doch ausrichten«, entgegnete Ian etwas zu beiläufig. »Mein Bekannter hat angeblich von einem sehr reichen japanischen Sammler gehört, der besessen ist von ägyptischen Antiquitäten. Dieser hat wohl überall verkündet, er wäre bereit, dafür jeden Preis zu zahlen.«

    »Im Klartext heißt das also, Stücke, die aus den Sammlungen anderer Leute gestohlen wurden.«
    »Genau.«
    »Und wer hat den Diebstahl geplant?«
    »Nun, er erzählte mir, dass er - gerüchteweise selbstverständlich - gehört hat, dass damals, 1979, das organisierte Verbrechen aus Irland nach Boston gekommen ist. Sie haben im Auftrag der IRA gehandelt, die Geld für Waffen benötigte. Die ganze Sache wurde von einer Gruppe geplant und ausgeführt, die Verbindungen zu einer Gang in Nordirland hatte. Jene Gang hatte zuvor schon andere große Kunstdiebstähle durchgezogen. Er hat mir einen Namen genannt, Naki Haruhito. Ich weiß nicht, ob das Quinn etwas nützt, aber mehr konnte ich nicht herausfinden.«
    Sweeney stand auf, um ein Stück Papier von dem Block neben dem Telefon zu reißen. »Haruhito mit einem U?«, fragte sie, während sie es niederschrieb.
    »Ja, genau.« Er schob sich das letzte Stück Toast in den Mund. »Was hast du heute vor?«
    »Ich habe versprochen, zu dieser Protestkundgebung zu gehen«, entgegnete sie. »Ich muss unbedingt mit der Frau sprechen, die extra dafür nach Boston gekommen ist, und Jeanne möchte auch, dass ich dabei bin. Sie versucht mich dazu zu bewegen, die Fakultätsberaterin der Frauengruppe zu werden. Sie nennen sich WAWAs, und Jeanne ist der Meinung, dass es von Vorteil wäre, jemand Jüngeren dabeizuhaben. Mal sehen. Und was machst du heute?«
    »Ich werde wohl ins Büro gehen.« Plötzlich wirkte er verärgert, stand abrupt auf und trug sein Geschirr in die Küche.
    Als er zurückkam, griff sie nach seiner Hand. »Wolltest du, dass wir heute zusammen etwas unternehmen? Ich muss da nicht unbedingt hingehen.« Er sah auf, blickte ihr in die Augen und dann wieder zu ihrer Hand, als sei er sich nicht sicher, ob er sie da haben wollte.

    Seit dem Mittagessen mit Aggie Williams lag eine neuerliche Kälte zwischen Ian und ihr in der Luft. Sie war sehr wütend darüber gewesen, dass er seinen Partnern in London erzählt hatte, sie beide würden nach England kommen. Und anstatt sich dafür zu entschuldigen, hatte er nur gefragt, was sie denn nun machen wolle. »Ich muss zurück, Sweeney. Ich werde zurückgehen. Und wenn du nicht mitkommen möchtest, dann musst du es mir sagen.« Er wirkte erschöpft, und sie war es leid, ihn so zu sehen. Schlussendlich sagte sie nur, dass sie noch mehr Zeit bräuchte.
    Und dann war Willem ermordet worden. Sie hatte versucht, ihm zu erklären, wie es gekommen war, dass Quinn und sie die Leiche entdeckt hatten, aber er wollte nicht darüber sprechen. Überhaupt verhielt er sich so, als wolle er mit der ganzen Sache nichts zu tun haben, mit den Untersuchungen zu den Morden an Willem und Olga, mit Quinn, mit dem Museum. »Nein, geh nur. Ich habe sowieso noch einiges im Büro zu erledigen. Du denkst an das Abendessen am Dienstag, okay?«
    »Mit Peter und Lillie?« Ians Partner war mit seiner Frau in der Stadt, und sie wollten sich zum Abendessen in einem angesagten neuen Restaurant treffen. Ian freute sich schon seit Wochen darauf, dort eine Reservierung bekommen zu haben. »Es steht in meinem Kalender.«
    »Gut. Ich geh mich dann mal waschen und fertig machen. Wir sehen uns heute Abend.« Er gab ihr keinen Kuss zum Abschied.
    »Die Sache mit dem Bekannten in London«, sagte Sweeney, als er dabei war, aus dem Zimmer zu gehen. »Meinst du, er ist eine zuverlässige Quelle?«
    »Wer weiß? Unter Dieben existiert nicht gerade ein Übermaß an Ehrbarkeit.«
    »Okay«, sagte sie und versuchte, in seiner versteinerten Miene zu lesen. »Ich werde es Quinn sagen.«
    Auf dem Weg zu der Protestkundgebung beobachtete sie die
Scharen von umherschlendernden Studenten, die angesichts der drückenden Hitze fast nichts anhatten. Vielleicht lag es an Willems Tod, aber die jungen Leute kamen ihr mit einem Mal unerträglich sorglos vor, als ob sie hier Urlaub machen würden. Sie wirkten nicht so, als seien sie zum Lernen gekommen; sie schienen vielmehr hier zu sein, um später herumposaunen zu können, sie hätten an einer angesehenen Universität studiert, damit sie

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