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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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aufnehmen sollen. Eldon nahm an, dass der Bunker ihm im Verlauf der nächsten zehn bis fünfzehn Jahre das Leben würde retten können, doch der hauptsächliche Grund für den Kauf des gesamten Komplexes war die Möglichkeit, dort eine heimliche Primaten-Forschungseinrichtung zu betreiben.
    Tarver sperrte die Vordertür auf und durchquerte rasch die große Warenhalle im vorderen Bereich des Gebäudes. Zweihundert Beagles begannen wild in ihren Käfigen zu bellen. Dr. Tarver war abgehärtet gegen den Lärm und sogar dankbar dafür, maskierte er doch die anderen, eigenartigeren Geräusche, die manchmal aus den tiefen Eingeweiden des alten Bauwerks nach oben drangen. Er hatte den Zuchtbereich durchquert und war auf der Suche nach seinem Bruder, als ein lautes Hupen die dicken Wände des Gebäudes durchdrang.
    Fluchend machte Tarver auf dem Absatz kehrt und eilte zurück nach draußen. Ein Kühlwagen mit aufgemalten Eisbechern an den Seiten kam zum vorderen Tor gerumpelt. Tarver winkte und zeigte an, dass der Laster nach hinten zum Lieferanteneingang fahren sollte. Der Laster schwenkte herum, und Tarver rannte in der stinkenden Abgaswolke hinterher. Er war begierig zu sehen, was die Mexikaner ihm diesmal gebracht hatten.
    Luis Almedovar sprang aus der Fahrerkabine und nickte dem Doktor aufgeregt zu. Luis war ein schwerer Mann mit einem schwarzen Schnurrbart und unentwegtem Lächeln, doch an diesem Tag bemerkte Tarver Nervosität in dem straffen Fleisch rings um Luis’ schwarze Augen.
    »Seid ihr gerade erst angekommen?«, fragte Tarver.
    »Nein, nein. Wir sind seit Stunden hier. Javier wollte einen Hamburger.«
    »Wie viele habt ihr diesmal für mich?«
    »Zwei, Señor. Das wollten Sie doch, nicht wahr?«
    »Ja. Mach den Track auf.«
    Erneut dieser Anflug von Nervosität auf Luis’ Gesicht. Er entriegelte die Tür im Heck des Lieferwagens, und Dr. Tarver stieg auf die Stoßstange. Der Gestank traf ihn wie ein körperlicher Schlag und hätte wahrscheinlich jeden außer einem Pathologen in die Flucht geschlagen.
    »Was zum Teufel ist passiert?«, fragte Tarver.
    Luis rang in offensichtlichem Entsetzen die Hände. »Das Kühlaggregat, Señor. Es ist kaputtgegangen.«
    »Mein Gott!« Tarver hielt sich das Hemd über Mund und Nase. »Wie lange ist das her?«
    »Seit Matamoros, Señor.«
    Tarver schüttelte angewidert den Kopf und stieg auf die Ladefläche des Tracks. Er war voll mit Tieren der verschiedensten Spezies. Wenigstens ein Dutzend Nicht-Menschenaffen, eingesperrt in Käfige an der vorderen Stirnwand. Der Gestank von Exkrementen war beinahe überwältigend in der Hitze. Die Temperatur betrag unter der glühenden Mississippi-Sonne sicherlich mehr als siebzig Grad. Fliegen waren in den Laster eingedrungen und summten so laut durch die Luft, dass ein Mensch, wäre er mit ihnen zusammen eingesperrt gewesen, binnen kürzester Zeit den Verstand verloren hätte.
    Als Tarver weiter nach vorn ging, stellte er fest, dass zwei indische Rhesusaffen in ihren Käfigen gestorben waren. Das würde die mexikanischen Händler eine Menge kosten, doch mehr noch sorgte er sich um den Verlust für seine Forschung. Indische Makaken waren die am besten geeigneten Tiere für die HIV-Forschung, und sie hatten eine wichtige Rolle bei seinen eigenen Studien gespielt. Doch Eldons wichtigste Fracht befand sich vor der Stirnwand in einem einzelnen großen Käfig. Zwei lethargische Schimpansen starrten ihn aus erschöpften, vorwurfsvollen Augen an.
    Die Wangen des einen Tiers waren bedeckt mit getrocknetem Speichel, und das Fell des anderen hatte mehrere kahle Stellen, die möglicherweise auf eine Vielzahl von Krankheiten hindeuteten. Es war offensichtlich, dass die Schimpansen seit Tagen nichts gefressen hatten, wahrscheinlich seit Wochen.
    »Verdammte Idioten!«, fluchte Tarver. »Diese bescheuerten mexikanischen Volltrottel!« Er drehte sich im Halbdunkel um und brüllte die hockende Gestalt in der Tür an: »Schafft diese Käfige hier raus!«
    Luis nickte unaufhörlich; dann zwängte er sich in dem schmalen Mittelgang zwischen den Käfigen an Tarver vorbei nach vorn.
    »Du dämlicher Bastard!«, sagte Tarver in seinem Rücken. »Hast du überhaupt eine Ahnung, wie viel Zeit mich das kostet? Ich muss die Tiere erst wieder bis auf ihr Normalgewicht aufpäppeln, bevor ich irgendwelche Tests durchführen kann! Und ich weiß nicht, wie ich den traumatischen Stress messen soll, den ihr den Tieren angetan habt! Stress beeinträchtigt unmittelbar das

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