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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Fleck. Haben Infrarotsterne so helle Flecken? Eigentlich sollten sie ruhig sein, riesig und massig und relativ kalt, wie sie nun mal sind. Bitte schön, vermessen wir den Fleck, er wird uns schon sagen, was es mit ihm auf sich hat.
    Oder halt, erst mal sehen, gab es noch mehr Unregelmäßigkeiten auf dieser Scheibe, die vielleicht nur nicht so hervorstechend waren? Toliman vergrößerte sie so weit wie möglich, schaltete dann einen feinmaschigen Raster darüber und gab der Automatik den Auftrag, die Teilquadrate zu vergleichen. Na also, da war noch ein dunkler Fleck. Kleiner. Mit bloßem Auge kaum zu sehen. Aber sonst nichts.
    Ein heller Fleck, ein dunkler Fleck. Nicht zwei oder drei Dutzend oder hunderttausend, sondern von jeder Sorte einer. Komischer Stern. Nein, na klar, nicht der Stern war komisch, sondern seine, Tolimans, Begriffsstutzigkeit. Das waren keine Flecken. Das war, wollen wir wetten, ein kleiner, heller Stern mit einem dunklen Begleiter, die sich zwischen ihnen und dem Überriesen befanden.
    Moment - wenn die kleine Sonne einen Planeten hatte, dann bedeutete das, daß sie sehr weit von dem Überriesen entfernt sein mußte, sonst hätte sie den Planeten längst verloren.
    Und wenn schon die Tatsache, daß die beiden Körper sich gerade genau zwischen dem Schiff und dem Überriesen befanden, ein ziemlich unwahrscheinlicher Zufall war, so war es wohl fast unmöglich, daß zufällig zwei voneinander unabhängige Körper gerade vor der Scheibe vorbeizogen.
    Wenn aber die kleine Sonne weit von dem Überriesen entfernt war, dann - dann mußte sie ihnen sehr nahe sein! Sehr viel näher jedenfalls als der Große, der etwa zwei Lichtstunden entfernt war. Da gab es Möglichkeiten!
    Aber erst mal feststellen, ob das stimmte. Wie? Den dunklen Punkt anpeilen, er würde reflektieren.
    Signal ab. So, das war’s. Wie weit mochte er entfernt sein, der Planet? Wann würde das Signal zurückkommen? In einer Stunde? Einer halben Stunde? Wenn man das Masseverhältnis. Also der Große war ein RV-Tauri-Stern, das hatte die Automatik schon an Hand der Strahlung klassifiziert; und der Kleine - wie sah denn das Spektrum aus? Na ja, ungefähr so wie das der heimatlichen Sonne. Mochte vielleicht auch so groß sein. Na gut, nehmen wir mal an, gleiche Größe wie zu Haus. Wie groß ist die Parallaxe? Bißchen schwer zu messen, vor der Scheibe, die wird ihn optisch kleiner machen, aber immerhin. Ach, das war alles zu ungenau. Mußte ja auch nicht sofort ganz exakt ermittelt werden. Die Bewegungsrichtung? War auch nicht so schnell festzustellen. Aber wenn sie Glück hatten, dann drehte der näher an ihren Kurs heran, dann konnte man vielleicht den KUNDSCHAFTER auf eine Planetenbahn bringen. Oder, halt mich fest, auf eine Parkbahn um diesen schwarzen Begleiter, diesen Planeten. Vielleicht war der gar nicht so schwarz. Vielleicht... Unsinn, Toli, jetzt fängst du an zu spinnen. Ist doch ganz egal, ob Planeten- oder Satellitenbahn, Hauptsache, die Sonnenenergie läßt sich nutzen, und das ist bei so einer kleinen, hellen Sonne ganz bestimmt leichter als bei den Infraroten.
    Wenn nicht - verdammt, das mußte überhaupt erst einmal alles durchgerechnet werden. Es konnte ja sein, daß die alte Kursabschätzung nicht mehr zutraf, wenn da wirklich eine kleine Sonne den Kurs beeinflußte. Es konnte sein, daß nun die Bahn des antriebslosen KUNDSCHAFTERS gar nicht mehr an dem Infraroten vorbeiführte, konnte sein, daß er auf eine Spirale gerissen wurde, die schließlich zum Absturz in den Überriesen führte, und wenn das der Fall war, dann war die kleine, helle Sonne vermutlich die einzige Rettung, dann mußte man bei ihr oder ihrem Planeten eine Parkbahn beziehen - aber ohne die Antriebe zu benutzen? Kaum. Und was wurde dann aus dem Leitstrahl?
    Es war Unsinn zu spekulieren, was sein könnte - erst mußte man Werte haben, dann konnte man rechnen. Die ganze Umgebung der kleinen Sonne mußte man abtasten, mit einem Fächerstrahl, und der mußte auch über den Winkel hinausgehen, unter dem der Überriese zu sehen war; das waren immerhin schon über zehn Grad, also zwanzigmal so breit wie zu Haus die Sonne.
    Toliman programmierte einen fächernden Strahl und löste ihn aus. Jetzt gab es für ihn erst mal nichts mehr zu tun, als zu warten.
    »Wie sieht’s bei dir aus, Mi?« fragte er, seine Unruhe verbergend.
    »Noch keine Ergebnisse«, sagte sie, »aber ich könnte jetzt unterbrechen.«
    »Und ihr beiden da oben?«
    »Geht ihr mal in die
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