Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
Puls: ebenfalls schwach, aber gleichmäßig.
    Einen scharfen Geruch also brauchte er. Na, ganz einfach - die Verpflegungsaromen! Darunter waren auch Gewürze. Pfeffer zum Beispiel. Na eben, Pfeffer, das war bestimmt das richtige.
    Toliman stand auf und ging die drei Schritte in die Küche. Ein Knopfdruck, da sprang eine Tür auf und gab das Regal mit den Aromaspritzen frei. Natürlich war der Pfeffer nicht in Naturalform vorhanden. Er nahm einen kleinen Löffel, feuchtete ihn an und spritzte auf die feuchte Höhlung ein winziges Tröpfchen der Aromasubstanz. Zuerst war gar nichts zu riechen, dann aber breitete sich ein starker, beißender Geruch aus.
    Toliman hielt Gemma den Löffel unter die Nase. Sie nieste erst, und dann schlug sie die Augen auf - gerade in dem Moment, als Rigel mit dem Eimer Wasser kam.
    »So etwa?« fragte Rigel und gab Gemma eine Kopfbedeckung von der Form eines sehr flachen Kegels, geflochten aus den getrockneten Halmen eines der angepflanzten Kräuter.
    »Ja, genau, wunderbar«, sagte Gemma, »das brauchen wir jetzt für alle!«
    Sie hatte sich sehr schnell erholt, und dann waren sie gemeinsam zu dem Schluß gekommen, die ständige, starke Sonnenbestrahlung sei die Hauptursache für Gemmas Ohnmacht gewesen.
    Der von Rigel geflochtene Sonnenhut war nun freilich nicht die einzige Schlußfolgerung, und noch nicht einmal die wichtigste. Jeder mußte jeden in jeder Funktion vertreten können - das war entscheidend! Das bedeutete ein äußerst umfangreiches Lernprogramm. Zugleich aber nahmen die notwendigen Arbeiten zu. Das gute Wetter hielt an - man wußte nicht mehr, ob man darüber froh oder bedrückt sein sollte; befürchtete man doch nicht ohne Grund, daß bei einer Veränderung das schlechte Wetter dann genauso lange herrschen würde. Und die Bohnen wuchsen langsamer ohne direkte Einstrahlung!
    Daraus folgte, daß man die Anbaufläche verdoppelte. Das war wiederum nur zu schaffen, wenn andere Arbeiten wenigstens zeitweilig nicht verrichtet wurden. Sie stellten Miras Beobachtungen und Berechnungen zurück. Denn bisher waren keine Abweichungen festgestellt worden, und falls sich tatsächlich etwas änderte, dann waren die Beträge so klein, daß sie erst etwa nach einem Vierteljahr meßbar würden.
    Mira und Toliman arbeiteten jetzt ebenfalls voll im Garten, während Rigel alle seine Zeit, die ihm der Teekessel ließ, auf seine Erfindungen und handwerklichen Arbeiten verwenden sollte.
    So sehr angefüllt mit Arbeit und Lernen waren ihre Tage, daß sie fest schliefen, im Vertrauen auf die Freundlichkeit der hiesigen Natur und selbstverständlich auch im Vertrauen auf die Festigkeit des Schiffs und der Folie, mit der nachts die Schleusen abgespannt waren.
    Eines Morgens jedoch fuhren alle entsetzt hoch, als es einen Knall gab - eine Folie war geplatzt, und in die Schleuse hinein schob sich die schuppige Nase eines Tieres, das riesengroß sein mußte: Der halbe Kopf, von der Nase bis zu untertassengroßen Augen, füllte beinahe die Schleuse. Das Tier blies seinen stinkenden Atem ins Schiff.
    Gemma schrie vor Schreck schrill auf - da verschwand der Kopf. Die Sonne hatte die Talsohle noch nicht erreicht, aber jetzt richtete sich das Tier draußen auf, und sie sahen im grellen Licht den massigen Körper, den langen Hals und den Kopfansatz - der Kopf selbst war von den Sonnenkollektoren oben am Schiff verdeckt, er mußte über das Tal hinausragen. Das Tier machte einige plumpe, aber schnelle Schritte rückwärts, sie sahen das alles gut, weil ja die Wände des Raumschiffs jetzt durchsichtig waren. Und dann kam der Kopf wieder herunter, ein vergleichsweise kleiner, saurierartiger Kopf, und er begann die Schoten und Kräuter abzuweiden, nein, die Reste davon, denn das meiste, so sah man jetzt, hatte das Tier offenbar schon abgefressen, als es auf die Folie der Schleusentür stieß.
    »Dir werd ich!« schrie Gemma zornig und sprang zur Schleuse. »Zurück!« befahl Toliman, und Rigel brüllte: »Gemma! Bleib hier!« Gemma dagegen, eben noch zornig, lächelte schon wieder, ging aber doch in die Schleuse. »Laßt mich, das ist mein Sachgebiet. Keine Angst, ich bin nicht unvorsichtig!«
    »Laß mich das machen!« bat Rigel.
    »Du wärst mir dafür gerade der Richtige«, sagte Gemma.
    Für Toliman war der Hinweis auf das Sachgebiet entscheidend, und er gab seine Zustimmung.
    Gemma verließ nicht sofort die Schleuse, sie überzeugte sich erst, daß der tote Winkel neben dem Einstieg notfalls reichen würde,

Weitere Kostenlose Bücher