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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Schlechtwettermodell zu erarbeiten. Wenn nämlich die Nahrung bei schlechtem Wetter langsamer wuchs, dann mußte man schon jetzt die Anpflanzung vergrößern, dann aber waren die Arbeitskräfte neu einzuteilen, Gemma mußte allen die Arbeiten im Garten beibringen, auch sie konnte schließlich einmal ausfallen, und sei es nur für kurze Zeit.
    Dieser Gedanke begleitete ihn, als er hinausging, um Gemma über das Wachstum der Pflanzen zu befragen, und vielleicht fiel ihm deshalb auf, daß die junge Frau bleich aussah.
    »Sehr zu bräunen scheint die hiesige Sonne ja nicht«, sagte er lächelnd.
    Gemmas Lächeln war etwas mühsam. »Ich fühle mich nicht besonders, aber es ist.. nur das übliche.«
    »Geh rein, leg dich hin, ich mach hier weiter.«
    »Ach wo, nein«, sagte Gemma, wurde noch einen Schein blasser und sagte dann: »Ja, du hast recht.«
    Unsicher ging sie ein paar Schritte, dann taumelte sie und wäre wohl zu Boden gefallen, wenn da nicht schon Rigel gestanden und sie aufgefangen hätte. Er trug sie ins Schiff.
    Toliman folgte ihm und rief nach Mira. »Alles lösen, was sie beengen könnte«, sagte er, »Kopf tief lagern.«
    »Ich schalte das Medicom ein!« rief Rigel.
    »Nein«, sagte Toliman wie abwesend. Er war sich durchaus nicht sicher, was jetzt zu tun war, er hatte kaum Wissen und Erfahrung auf diesem Gebiet, das einzige, worauf er sich im Augenblick stützen konnte, waren die Überlegungen und Anordnungen, die er für den Fall einer eigenen Infektion hinterlassen hatte, als er damals zur Erprobung ins Freie ging.
    Und eine dieser Anordnungen hatte gelautet: nicht sofort den Computer benutzen.
    Für diese Anordnung war nicht nur die Überlegung entscheidend, daß der Medicom mit dem großen Computer verbunden war und also ein ziemlich hoher Stromverbrauch entstehen würde, sondern auch die einfache Tatsache, daß die Diagnose sehr zuverlässig war bei irdischen Infektionen, aber gewiß nicht bei hiesigen.
    Toliman war sich freilich in diesem Augenblick, wo er angestrengt darüber nachdachte, was zu tun wäre, überhaupt nicht der Tatsache bewußt, daß Rigel alle diese Überlegungen noch nie angestellt hatte und daß er sich noch viel hilfloser fühlen mußte als Toliman. Und da Rigel außerdem sowieso schon immer befürchtete, jemand könnte seine Gemma benachteiligen, reagierte er sehr schnell und sehr heftig auf Tolimans Nein.
    »Was heißt hier nein!« schrie er. »Ist dir ein bißchen Energie wichtiger als Gemma? Bist du vielleicht Arzt? Hab nur keine Angst, den Strom besorg ich euch wieder, so viel ihr wollt, aber jetzt.«
    »Nein«, sagte Toliman, »wenn es nötig wird, schalten wir den Medicom sofort ein, aber jetzt halt den Mund, ich muß nachdenken!«
    Einen Augenblick lang war Rigel tatsächlich still, verblüfft durch die Schärfe in Tolimans Ton und Ausdruck. Inzwischen war Mira fertig mit dem Öffnen von Gürteln und Verschlüssen und richtete sich auf. Sie sah, daß Rigel im nächsten Augenblick herauszuplatzen drohte, sie sah gleichzeitig, wie angestrengt Toliman versuchte, sich zu konzentrieren. Sie war nicht weniger hilflos als die beiden, jetzt aber konnte sie wenigstens Toliman helfen.
    »Geh, hole einen Eimer kaltes Wasser aus dem Bach«, sagte sie zu Rigel. »Geh, mach schon!«
    Sie hatte das in einem Ton gesagt, als wisse sie ganz genau, daß das jetzt das Allerwichtigste für Gemma sei, und Rigel, von diesem Ton zu der Hoffnung angeregt, er könne damit irgend etwas für Gemma tun, rannte hinaus. Toliman warf Mira einen dankbaren Blick zu und überlegte weiter.
    Was sich in den Vordergrund drängte, etwa Schlußfolgerungen, daß man alle in Krankheitsbehandlung unterrichten müsse, schob er beiseite. Das war zwar richtig und würde nicht vergessen werden, aber jetzt brauchte er etwas anderes. Nur die assoziative Methode konnte ihm helfen. Bleich, umfallen - was bedeutet das? Irgendwo in seinem Gedächtnis schwirrten verschwommene Bilder herum, angelesen oder gesehen in historischen Filmen, Bildern, Stücken, wer weiß. Da hielten sie den Frauen immer Fläschchen unter die Nase, mit irgendwelchem Zeug, das scharf roch, aha, ja, na klar, scharfe Gerüche durchbrachen die Ohnmacht. Nur, woher sollte er so etwas hier nehmen?
    Nun, erst mal sehen. Die wichtigsten Werte. Mira hatte schon ein Thermometer geholt und Gemma in die Achselhöhle gesteckt. Die Brust der Ohnmächtigen hob sich schwach, aber gleichmäßig, die Atmung war demnach in Ordnung. Der Herzschlag? Toliman fühlte den

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