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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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setzte; und diese Steine, von den hellen Seitenwänden angestrahlt, reflektierten das Licht zum zweiten Mal, schwächer zwar, aber nun in den verschiedensten Farben gebrochen. Das war kein Funkeln, eher ein Glimmen, es wirkte nicht erheiternd und nicht beunruhigend, sondern einfach fremdartig, und das war für den Beginn einer solchen Reise sicher nicht schlecht.
    Das Kleine Tal, das länger war als das Große, weil es den Bach bis an den Rand des Gebirges fließen ließ, war besser ausgeleuchtet von den Morgensonnen, und es bot zunächst wieder nichts Neues - immer noch diese überwiegend gleichaltrige Vegetation, wenngleich sich dieser Eindruck allmählich verwischte, die grasähnlichen Pflanzen hatten inzwischen ausgesamt, und hier hatten wohl auch die Balloninsekten nicht gehaust. Plötzlich wurde irgend etwas anders, und sie wußten zunächst nicht, was, bis sie darauf kamen, daß es ein leises Geräusch war, ein Summen oder Rauschen - der Strom!
    Und dann sahen sie ihn.
    »Er sollte nicht Nordstrom heißen, sondern Goldstrom«, sagte Mira.
    Wirklich, das Licht der beiden Sonnen spielte auf den kleinen Wellen zwischen gelb und rot, und da es aus unterschiedlichen Richtungen einfiel, war die reflektierende Fläche viel größer, als sie es vom Anblick eines irdischen Stromes gewöhnt waren. Aber das waren Erklärungen, die sie erst später fanden, zunächst waren sie von dem Bild überwältigt.
    So entging ihnen anfangs etwas, das sich später als viel wichtiger erweisen sollte; oder vielmehr, es entging ihnen nicht, sie fanden es nur nicht bemerkenswert: An der Stelle, wo sie, aus dem Kleinen Tal kommend, das Ufer erreicht hatten, war der Strand flach und das Wasser seicht, wenigstens in Ufernähe, denn das Biest, das sofort, nachdem sie abgestiegen waren, ein paar Schritte ins Wasser lief und soff, stand nur bis zu den Knöcheln darin.
    Diese Stelle und vielleicht hundert Meter stromauf- und - abwärts hatten sie von der Ballonkamera aus nicht einsehen können, aber da sie bis auf das Farbenspiel in nichts ihrer Vorstellung widersprach, richteten sie ihre Aufmerksamkeit auf die nun notwendigen Arbeiten: Das Biest wurde abgesattelt, oder genauer: das Schlauchboot, das unaufgeblasen, als Decke, über den Rücken des Tieres gelegt und mit Schnüren befestigt war, wurde abgebunden und aufgeblasen. Das Biest erhielt eine Handvoll Bohnen, damit es ihnen weiter folgte, und dann wurde noch ein Rauchsignal aufgelassen, zum Zeichen, daß sie jetzt ihre Fahrt auf dem Fluß begannen. Es war eine schwarze Wolke, die sich mit großer Geschwindigkeit entwickelte und ausbreitete, nachdem Gemma eine kleine Ampulle an den Felsen geschleudert hatte. Im Licht der Sonnen hob sie sich langsam und stieg nach oben. Das war eine von Gemmas Waffen, denn die verschiedenfarbigen Wolken, über die die beiden verfügten, waren nicht nur als Signal gedacht - vor schwarzen oder grellfarbigen Wolken, die sich rasch vergrößerten, würde wohl auch ein angreifendes Raubtier Reißaus nehmen.
    Bis jetzt waren sie im leichten Schutzanzug, aber ohne Helm geritten. Nun setzten sie den Helm auf und stellten das Visier so ein, daß es sich auf jede heftige Bewegung hin selbsttätig schloß. Dann setzte sich Gemma ins Boot, den Strick in der Hand, an dem sie das Biest hielt, und Mira schob das Boot in den Strom. Dabei stellte sie fest, daß er noch weit, bis fast zur Mitte, flach blieb, höchstens knietief war. Dann stieg auch sie ein, Gemma befestigte die Leine an einem Knopf und gab dem Biest ein Kommando. Sie war nicht sicher, ob das hier im Wasser alles so gehen würde, wie sie sich das gedacht hatte, und sie hatte die Leine mit einer Schleife befestigt, die sie sofort aufziehen konnte, wenn es notwendig sein sollte; aber das Biest verstand und gehorchte ohne Schwierigkeiten, fast mit Vergnügen, es zog sie stromabwärts, nach Osten. Allmählich versank sein Körper tiefer im Wasser, und schließlich schien es zu schwimmen. Dafür waren die Ufer näher herangerückt und steiler geworden.
    Jetzt fiel ihnen auf, was ihnen vorhin entgangen war.
    »Das war da beinahe so etwas wie eine Furt«, sagte Gemma.
    »Ja«, sagte Mira verblüfft, »du hast recht. Wenn es wirklich Zivilisation gibt, auf einer tieferen Stufe, dann müßten an so einer Furt Spuren davon zu finden sein. Aber da war doch nichts - keine Feuerstelle, keine Wegmarkierung.«
    »Da hätten wir gründlicher suchen müssen«, meinte Gemma, »so ohne weiteres würde ich das jetzt nicht sagen

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