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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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- na gut, auf der Rückfahrt, falls wir nicht zu müde sind.«
    Der Strom wurde immer enger und schneller, manchmal ragten Felsen daraus empor. Obwohl das Biest die passierbaren Stellen heraussuchte, mußten sie doch sehr darauf achten, daß sie genau auf seiner Spur blieben.
    Dann wurde der Strom wieder breiter, und das Nordufer wurde flach. Sie sahen ein Stück in die steppenartige Landschaft hinein, die sich nach Norden anschloß. Fische im Strom, Vögel darüber und an seinem Rand, hin und wieder Tiere verschiedener Art, die offensichtlich zur Tränke gekommen waren und sich von dem Boot nicht stören ließen; Sträucher, Bäume in phantastischen Formen, manche anscheinend uralt - ja, hier zeigte das Leben etwas von der Vielfalt, die man erwarten durfte.
    Auch das Gebirge rechter Hand war immer flacher geworden, noch ein Hügel, und dann erstreckte sich der Blick über ein weiteres Areal, dessen Grenzen im Dunst verschwammen; ein Ufer war kaum noch zu erkennen: Der Sumpf war erreicht.
    Da auch linker Hand Buchten, tote Arme, Zuflüsse immer mehr die Linie eines geschlossenen Ufers verschwinden ließen und da außerdem das Biest nicht mehr gleichmäßig zog, sondern hier und da stehenblieb, um irgendwelche Pflanzen abzufressen, überlegten sie, ob es nicht richtiger sei, das Biest hierzulassen und sich mit eigener Kraft und mit dem Kompaß den weiteren Weg zu suchen. Aber der längere Teil lag noch vor ihnen, und dann hätten sie den ganzen Weg zurück gegen den Strom rudern müssen; denn das Biest würde wohl nicht hier auf sie warten, sondern bestenfalls früher oder später ins Große Tal zurückkehren.
    Es war überhaupt erstaunlich, daß das Biest sie immer stromabwärts zog, wenn auch jetzt mit Unterbrechungen. Das geschah keineswegs gelenkt. Obwohl Gemma es schon auf akustische Kommandos wie rechts und links abgerichtet hatte, hätte ihnen das hier nichts genützt - sie wußten ja nicht mehr, ob es rechts oder links entlang ging. Gemma erklärte es sich so, daß das Wasser gewissermaßen der normale Wanderweg für diese Tiere war, und da gab es nur zwei mögliche Richtungen: mit oder gegen den Strom. Dafür sprach auch, daß das Biest sich im Wasser offenbar gut auskannte. Das an Land so plumpe Tier bewegte sich außerordentlich geschickt und sehr zielbewußt.
    Daß Gemma recht hatte, zeigte sich wenig später - wenn die beiden auch auf diese Bestätigung lieber verzichtet hätten.
    Linker Hand war wieder einmal ein Stück regelmäßiges Ufer zu sehen, darauf ein paar größere Tiere, drei oder vier, die sich langsam erhoben, als der Schleppzug näher kam. Gemma betrachtete sie und sagte dann plötzlich leise: »Komm mal nach vorn, und nimm die Leine!« Gleichzeitig löste sie den Strick, an dem das Biest sie zog, gab das Ende Mira in die Hand und kletterte vorsichtig nach hinten. »Notfalls loslassen!« sagte sie.
    Mira wollte eben fragen, was denn los sei, da sprangen die Tiere, vier waren es, in den Strom. Das Biest schnaubte laut. »Raubechsen!« flüsterte Gemma.
    Mira mußte sich setzen, die Beine gegen die Randstützung stemmen und den Oberkörper weit zurücklegen, so stark zog jetzt das Biest. Sie fand sich in keiner beneidenswerten Lage, so zur Passivität verurteilt, und sie schwankte zwischen Furcht und Vertrauen - Furcht vor diesen unbekannten Tieren, die zwar kleiner waren als das Biest, aber sicherlich auch schneller und wendiger, und Vertrauen zu Gemma, die ganz ruhig zu sein schien -, sie war wohl gerüstet, materiell wie ideell, hatte sie nicht auch die fremden Tiere und ihre Absichten schon erkannt, als die noch am Ufer standen?
    Die Raubtiere schwammen jetzt gleichauf, sie konnten anscheinend das Tempo gerade mithalten, überholen konnten sie sie nicht, wenn sie nicht schneller wurden, aber sie näherten sich doch langsam dem Schlauchboot.
    Gemma beobachtete die Raubechsen aufmerksam. Sie hatte die Tasche ihres Schutzanzuges geöffnet und die Handschuhe ausgezogen, aber sie unternahm noch nichts. Sie wollte nicht ohne Not dem fremden Leben feindlich entgegentreten, und wenn es schon sein mußte, dann wollte sie es möglichst effektiv tun, dazu mußte sie aber das Verhalten dieser Tiere besser verstehen.
    Die Tiere stießen beim Schwimmen kurze Laute aus, die zwischen Röcheln und Bellen lagen, und das erinnerte sie an irgend etwas und beunruhigte sie auch. Wenn diese Laute keine mit dem Schwimmen verbundene Bedeutung hatten, und das hatten sie anscheinend nicht, denn die Tiere hielten

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