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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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diese Gebilde, so luftig sie zu sein schienen, konnten wohl kaum aus Dunst oder Wasserdampf bestehen, dazu waren sie zu regelmäßig und zu stabil.
    Ja, zu stabil. Plötzlich fiel ihnen auf, daß hier ein leichter Wind mit gelegentlichen Böen wehte, der diese Gebilde längst weggeblasen hätte, wenn sie so etwas wie Wolken gewesen wären.
    Und dann, nachdem sie sie eine Weile staunend betrachtet hatten, sahen sie immer deutlicher, daß die Gebilde zwar im ganzen unverändert blieben, aber daß es in ihnen eine gewisse Bewegung gab. Das war nicht immer und überall sehr deutlich, nur hier und da war einmal eine Unregelmäßigkeit in der Stuktur, ein etwas anders getönter Fleck oder ein Büschel faserartiger Linien zu sehen, die sich selbst wenig veränderten, aber jede dieser Stellen sank langsam nach unten. Es konnte also keine feste Substanz sein, die diese Figuren bildete. Wieso aber reagierten sie dann nicht auf die Einwirkung des Windes? Welche Kraft hielt diese Formen in ihrer Regelmäßigkeit?
    Und die äußere Form - Säulen und Kuppeln - war nicht die einzige Regelmäßigkeit. Auch die Verteilung auf dem Areal schien regelmäßig zu sein: Jede Kuppel war von Säulen umgeben, die doppelt so hoch waren, wie jede Säule wiederum von Kuppeln. Es war freilich nicht möglich, sie zu zählen, weil in der Tiefe des Gebietes die Kuppeln optisch miteinander verschmolzen.
    Sie wandten verschiedene Beobachtungsmethoden an, um mehr Daten und Fakten über diese seltsame Erscheinung zu bekommen, Mira betrachtete das Gebiet durch verschiedene Farbfilter, Gemma nahm Spektrogramme auf, beides nicht ganz ergebnislos, aber Anhaltspunkte für ein besseres Verständnis ergaben sich daraus nicht.
    »Gehen wir ein bißchen näher heran?« fragte Mira.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Gemma, und nach einer Weile setzte sie entschlossen hinzu: »Nein, besser nicht.«
    »In Ordnung«, stimmte Mira zu, fragte dann aber doch: »Hast du einen bestimmten Grund?«
    »Einen bestimmten Grund nicht«, sagte Gemma, »nur - das Biest wollte auch nicht weiter. Und siehst du hier vor uns irgendwo Tiere?«
    »Lebt das da, oder ist es tot? Was meinst du?«
    »Wenn man überhaupt versuchen will, das irgendwo einzuordnen«, meinte Gemma bedächtig, »dann könnte man vielleicht allenfalls sagen, es handelt sich, um irgendeine Art dissipativer Strukturen, die ihre Form bei ständigem Substanz- und Energieaustausch mit ihrer Umgebung stabil erhalten. Aber was sagt das schon.«
    »Würde mich interessieren, ob das nach Sonnenuntergang auch noch stabil bleibt.«
    »Mich auch, ja«, sagte Gemma. »So lange können wir ja bleiben. Das Stück bis zu unserer Insel schaffen wir dann immer noch.«
    Sie beobachteten eine Weile weiter. Seltsamerweise fühlte Mira eine Art Gereiztheit in sich aufsteigen, für die es keinen erkennbaren Grund gab. Sie war doch sonst nicht launisch! Wenigstens nicht so aus dem Nichts. Wahrscheinlich war dieses langweilige und sinnlose Zugucken der Grund. Es kam ja doch nichts dabei heraus. Warum noch bis Sonnenuntergang warten!
    »Eigentlich können wir doch schon jetzt zurückfahren«, meinte sie, »wer weiß, ob das Biest uns nach Sonnenuntergang noch zieht.«
    »Weißt du nicht, was du willst?« fragte Gemma in so ärgerlichem Ton, daß Mira sie erstaunt anblickte; aber gleich darauf fiel ihr ein, daß ihr eigener Ton auch nicht freundlicher gewesen war.
    »Was ist denn los mit dir?« fragte Mira. Eigentlich hatte sie sagen wollen: mit uns, aber Trotz hielt sie davon zurück.
    »Was soll schon los sein mit mir, ich habe Kopfschmerzen, verdammt!«
    »Ich auch«, stellte Mira zu ihrer eigenen Überraschung fest. Bisher hatte sie das gar nicht bemerkt, so schlimm war es auch nicht, obwohl es störte, aber. aber. Nein, jetzt mal diesen dummen und unbegründeten Groll beiseite, es war ganz wichtig, klar zu denken, wenn. wenn.
    »Denkst du auch an den Kapitän?« fragte Gemma leise.
    »Ja«, antwortete Mira. »Gehen wir in Deckung.«
    Sie zogen sich hinter die Kuppe des Hügels zurück. Nach wenigen Minuten verschwanden die Kopfschmerzen, und von der Gereiztheit blieb nur eine unangenehme Erinnerung.
    »Aber wenn es einen Zusammenhang gibt zwischen dieser Geschichte und dem, was dem Kapitän zugestoßen ist.«, sagte Gemma.
    »Dann gibt es auch einen Zusammenhang zwischen der Anomalie und diesen Dingern da«, ergänzte Mira.
    »Und dann ist wohl die Auffassung falsch, daß die beiden Sonnen und die Anomalie nur zufällig miteinander

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