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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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zu tun haben«, setzte Gemma unvermutet den Gedanken fort.
    Mira staunte. Das hätte sie der Jüngeren nicht zugetraut - und dabei hielt sie doch sehr viel von deren Fähigkeiten, bestimmt weit mehr als Toli. Aber sie hatte das immer eingeschränkt gesehen auf Gemmas Spezialgebiet. Daß dieses Mädchen so weit dachte, beschämte sie fast ein wenig. Und was hieß übrigens »dieses Mädchen«? Freilich war sie jünger. Aber auch Mira war anscheinend noch nicht ganz aus dem Alter heraus, wo man meint, ein paar Jahre mehr seien ein ungeheures Plus an Lebenserfahrung. Da gab es wohl etwas aufzuräumen im eigenen Kopf.
    »Ja«, bestätigte sie, »das ist dann wohl falsch.«
    Die Selbstverständlichkeit, mit der Mira eine falsche Auffassung zugab, die auf ihrem Arbeitsgebiet entstanden war und damit auch unter ihrer Verantwortung, wäre in einer anderen Situation und in größerer Runde wahrscheinlich von allen als normal empfunden worden. Aber hier, wo sie allein waren und nach der vorangegangenen Reizbarkeit, für die sie zwar beide nichts konnten, die aber doch noch erinnerlich war, vertiefte sie Gemmas Zuneigung zu der Älteren.
    »Dann werden wir uns den Sonnenuntergang wohl doch ansehen?« fragte sie werbend.
    »Ist klar«, sagte Mira.
    Damit war nun der letzte Rest der Mißstimmung ausgeräumt, und das Schweigen, in dem beide sich ausruhten und ihren Gedanken nachhingen, hatte nichts Gezwungenes mehr.
    Tief in Gedanken versunken, merkte Mira nicht sofort, daß an ihrem Helmrand ein grünes Licht aufgeglommen war.
    »Der Helmfunk!« rief Gemma überrascht. »Schalte ein!«
    Tatsächlich, der Helmfunk! Sie hatte darauf verzichtet, aber aus irgendeinem Grund mußte Rigel wohl jetzt einen Sender an dem Ballon aufgelassen haben. Mira schaltete ein. Rigels Stimme ertönte, schwer verständlich vor einem akustischen Hintergrund von Knattern und Rauschen.
    Sie meldeten sich nach der Ordnung, zuerst Mira, dann Gemma.
    »Wir haben gesehen, daß ihr euch von dem Hügel zurückgezogen habt, seid ihr gesund? Braucht ihr Hilfe?«
    Sieh mal an, was auf einmal alles geht? dachte Mira ein wenig spöttisch. Dann aber berichtete sie sachlich. Die Verständigung war immer noch schlecht, einiges mußte sie wiederholen.
    »Gemma auch in Ordnung?« fragte Rigel besorgt.
    »Ja«, sagte Gemma und lachte, was freilich bestimmt sehr verzerrt bei ihm ankam. »Aber warte, du könntest uns helfen.
    Kannst du deinen Resonanzdetektor am Ballon auflassen, weißt doch, den du damals wegen der Anomalie gebaut hast? Ja? Und, warte, noch etwas, einen Dipol mit folgenden Ausmaßen«, sie nannte und wiederholte einige Kennwerte. »Die müßten nach hier gerichtet sein. Geht das?«
    »Ja, machen wir«, sagte Tolimans Stimme.
    »Und informiert uns dann über das Ergebnis, die Zeit bis zum Sonnenuntergang müßte noch reichen, wie?«
    »Geht in Ordnung. Ende.«
    Mira staunte noch einmal über Gemma. Ihr war sofort klar, was sie wollte. Leider hatten sie ja so gut wie keine geeigneten Meßinstrumente hier, um der Ursache der Kopfschmerzen näherzukommen. Aber Gemmas Experiment würde entscheiden, ob die Schwingungen wie bei der Anomalie auf unbekanntem, aber direktem Wege oder durch elektromagnetische Wellen übertragen würden. Für letzteres sprach vielleicht das starke Rauschen im Funk. Aber wie auch immer - das Experiment würde vielleicht nichts entscheiden, aber es konnte sie der Lösung näherbringen, mindestens jedoch einige Möglichkeiten ausschließen, und das wäre ja auch schon etwas.
    Zwei-, dreimal warfen sie einen schnellen Blick über die Kuppe - die Erscheinungen standen unverändert, nur ihre Farbtönung spielte etwas mehr ins Rote - ganz sicher abhängig vom Stand der Sonnen. Als aber die erste unterging, sahen sie beide zu, wie die Kuppeln und Säulen schrumpften. Sie verblaßten nicht allmählich, sondern sanken in kleinen Rucken ein, in denen Gemma den Theta-Rhythmus wiedererkannte. Am Schluß blieb von der ganzen Herrlichkeit ein weißer Dunst übrig, der gleichmäßig über dem ganzen Areal lag.
    Gemma seufzte.
    »Ja«, sagte Mira, »es ist fast unmenschlich, daß wir nicht dahin laufen und nachsehen können.«
    Dann meldete sich Rigel wieder. Jetzt war auch die Verständigung besser.
    »Mein Resonanzdetektor hat nicht angesprochen«, meldete er, »aber Gemmas Dipol. Die Gebäude« - er gebrauchte tatsächlich noch das Wort Gebäude, wahrscheinlich aus Verlegenheit, wie er das nun nennen sollte - »die Gebäude strahlen

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