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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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»Ho!« Und das Biest, das dank der Fackel auch etwas Luft hatte, begann sofort weiterzulaufen und das Boot hinter sich her zu ziehen.
    Mira wollte schon aufatmen, aber da sah sie, daß sie vorerst nur Zeit gewonnen hatten und nicht schon den Kampf. Vor ihnen war jetzt freilich freie Strecke, aber seitwärts und hinter ihnen sammelte sich die Meute wieder, und die kräftigsten, die großen Raubechsen, verfolgten sie in langen Sätzen.
    »Wenn wir bloß bald aus dem Flachwasser raus sind!« sagte Gemma besorgt. Aber Mira hatte ihre Angst schon wieder überwunden, sie verstand, daß Gemmas Sorge nicht der augenblicklichen Situation galt, sondern der Zukunft - sie durfte jetzt nicht alle ihre Waffen verausgaben, sie mußten ja schließlich irgendwann auch wieder zurück, und einen andern Rückweg als diesen Fluß würde es wohl nicht geben. Und wenn dann die Meute noch einmal angriff.
    Das würde sich finden. Im Augenblick folgte ihnen die Meute im Halbkreis, aber in gehörigem Abstand. Nun schon weit hinten erloschen die letzten Reste des Feuerwerks. Aber über ihnen brannte noch die Magnesiumfackel. Hielt sie die Raubtiere auf Abstand? Wenn das der Fall war. Ja, Gemma bereitete schon die nächste Fackel vor.
    Die ganze Zeit hatten die schwarzen Vögel über ihnen gekreist, aber nicht angegriffen. Es waren also doch wohl
    Aasfresser, nicht Jäger. Jetzt lichtete sich der Schwarm. Sollte man das als gutes Zeichen nehmen, oder waren die Vögel, die sich vorwiegend mit den Augen orientierten, von der Fackel so sehr geblendet, daß sie lieber auf das Mahl verzichteten?
    Jetzt war die Fackel ausgebrannt. Rasch nahm Gemma den Obermast ab, befestigte eine neue Fackel daran und gab Mira die Reißleine. »Noch nicht!« sagte sie.
    Während dieser Hantierung waren die Raubechsen in großen Sätzen näher gekommen, ihnen folgten die kleineren Raubtiere, die schwimmen mußten, das Wasser schien schon wieder etwas tiefer zu sein.
    Gemma hielt etwas in der Hand, das Mira nicht erkennen konnte. Was hatte sie vor? Warum entzündete sie die Fackel nicht, warum warf sie keine Körner? Die Räuber kamen immer näher, nur noch wenige Sätze würden sie brauchen.
    Da führte Gemma die Hand zum Munde, es war eine Pfeife, die sie da hatte, und jetzt blies sie hinein, mehrmals ertönten die hellen Pfiffe, mit denen schon das Biest dressiert worden war, und - Mira traute ihren Augen nicht - die ganze Meute stutzte, die Tiere drehten sich im Kreise, als suchten sie die Quelle der Pfiffe, und sprangen und schwammen dem Ufer zu. Das Biest aber drehte sich zum Boot um, und, nein, das war doch wohl ein blödsinniger Eindruck, aber Mira schien es tatsächlich, als ob es grinste.
    Gemma aber lachte wirklich, hell und laut und fröhlich, dann sagte sie: »Ende der Vorstellung, du kannst die Leine wieder festmachen!«
    All das kam Mira ein bißchen unheimlich vor, und sie legte stumm die Zugleine um den Sporn. Dann aber sagte sie doch, was sie bedrückte: »So komisch kam mir das aber gar nicht vor!«
    Gemma wurde ernst. »Mir auch nicht, entschuldige. Trotzdem, diese Meute war tatsächlich nicht so gefährlich, wie sie dir vorgekommen ist. Schlimmstenfalls hätten wir den Helm schließen und untertauchen müssen. Etwas anderes macht mir nun doch immer mehr Sorgen.« Sie schwieg einen Augenblick. »Was muß das für eine fürchterliche Kraft sein, vor der alle diese Bestien solche Angst haben!«
    »Das, was durch die Pfiffe signalisiert wird?«
    »Ja, es setzt offensichtlich die ganze Fauna in Panik. Wenigstens die Landtiere. Andererseits.« Gemma zögerte, dann fragte sie: »Unser Biest hat wohl schon begriffen, daß wir die Pfiffe von uns geben, hattest du auch den Eindruck?«
    »Mir kam es vor, als ob es lachte«, gestand Mira.
    »Wirklich?« fragte Gemma, zu Miras Überraschung sehr interessiert und kein bißchen ironisch.
    »Na, ich weiß nicht«, zweifelte Mira nun doch, »vielleicht war es auch bloß meine eigene Erleichterung. Du hast ja auch gelacht.«
    »Ja, ich habe auch gelacht«, wiederholte Gemma seltsam sinnlos, und dann lachte sie noch einmal. »Guck mal, wie hübsch!« Sie deutete auf die Landschaft vor ihnen. Und die sah wirklich freundlich aus. Links, hinter einem weißen Strand, erhob sich ein nicht zu hohes Steilufer, der Sumpf rechter Hand war in eine nasse Wiese übergegangen, stellenweise von Baumgruppen unterbrochen, und die Wiese blühte in allen Farben. Die Farben wirkten fast zu satt, aber das mochte von den sonderbaren

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