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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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elektromagnetische Schwingungen ab, zu denen der Theta-Rhythmus eine tiefere Resonanz ist. Hilft euch das?«
    »Ja, danke«, antwortete Mira. »Wir treten jetzt den Rückweg an. Morgen sind wir wieder bei euch.«
    Am Nachmittag des folgenden Tages, schon fast gegen Abend, wurden Toliman und Rigel unruhig. Zweimal hatten die Frauen Signal gegeben, die schwierige Stelle, wo sie auf dem Hinweg von Raubtieren gejagt worden waren, hatten sie passiert, ohne auch nur einen Schwanz und eine Kralle zu erblicken, und mittags waren sie im Sicht- und Funkschatten des Gebirges verschwunden. Eigentlich hätten sie jetzt schon hier sein müssen.
    Zunächst gestanden sie sich ihre Unruhe gegenseitig nicht ein; Toliman wußte sie zu verbergen, so daß Rigel halb und halb glaubte, er mache sich unnötige Sorgen. Trotzdem blickte er immer wieder nach Norden, bis seine Ungeduld belohnt wurde. »Sie kommen!« rief er Toliman zu. »Das Biest ist schon zu sehen, da werden sie auch nicht weit.« Er verstummte.
    Toliman blickte auf von dem, was er gerade tat. Wirklich, das Biest kam - aber allein!
    Das Biest blieb vor dem Streifen stehen, auf den es dressiert war, zischte laut, und als es sah, daß es Rigel und Toliman auf sich aufmerksam gemacht hatte, trabte es zehn, zwanzig Meter in Richtung auf das nördliche Ende des Tals, kam wieder zurück, trabte wieder in die gleiche Richtung - ganz wie ein irdisches Tier reagiert hätte, ein Hund etwa, der den Menschen hinter sich herlocken wollte.
    Toliman und Rigel fanden die beiden Frauen unter einem überhängenden Felsvorsprung unweit der Stelle, wo sie den Strom verlassen hatten. Beide konnten nicht mehr laufen, jede Bewegung bereitete ihnen große Schmerzen; sie hatten auch keine Kraft mehr gehabt, sich am Hals des Biestes festzuklammern.
    »Es ist aber schon besser!« stöhnte Gemma leise.
    Bis zum anderen Morgen blieben die Männer bei ihnen. Dann fühlten sie sich besser, sie konnten laufen, wenn auch die Männer sie noch stützen mußten. Mira rechnete es Toliman hoch an, daß er sich nicht gescheut hatte, das Schiff allein und unbewacht zu lassen.

 
6
    Sie hatten sich drei Tage Zeit gelassen mit der Auswertung der Ergebnisse. Einen Tag hatten die Frauen gebraucht, um sich zu erholen. Aber schon da hatte festgestanden, daß die Ermittlungen nicht ausreichten; eine eindeutige Entscheidung ließ sich daraus nicht ableiten - die notwendige Entscheidung nämlich, ob der Leitstrahl nicht eine fremde Zivilisation schädigen würde.
    Die ermittelten Fakten konnte man nämlich an den Fingern einer Hand herzählen:
    Erstens - die Erscheinungen im Klippendreieck (wie sie das Gebiet jetzt nannten) waren durchscheinend und stabil gegen Windeinflüsse.
    Zweitens - in ihnen fand eine Bewegung statt, die an der Außenseite von oben nach unten verlief. Die optisch unterscheidbaren Elemente, Kuppeln und Säulen, waren regelmäßig angeordnet und wahrscheinlich gleich an Zahl.
    Drittens - die Elemente existierten zeitweise, ihr Auftreten war von einer unbekannten Zahl von Faktoren abhängig: Einer davon war die Sonnenbestrahlung.
    Viertens - die Erscheinungen emittierten pulsierende elektromagnetische Strahlung, deren Maxima den gleichen Rhythmus hatten wie die unbekannten (aber nicht elektromagnetischen) Resonanzquellen der Anomalie. Im gleichen Rhythmus sanken die Säulen und Kuppeln zusammen. Der Rhythmus bewirkte, daß sowohl irdische als auch einheimische Zentralnervensysteme belastet wurden, höhere Tiere also dieses Gebiet mieden.
    Fünftens - die Analyse von Spektrum und Polarisation des emittierten Lichts hatte ergeben, daß auf der Oberfläche der Kuppeln und Säulen biochemische Verbindungen auftraten und daß es in ihnen eine feste oder flüssige Phase mikroskopischer Körper gab, die die Größe von Mikroorganismen hatten.
    Da diese Fakten nicht ausreichten, so hatte Toliman argumentiert, und man unter den gegebenen Umständen weitere Fakten nicht ermitteln konnte, mußte man die Phantasie zu Hilfe nehmen - einen unsicheren Ratgeber gewiß, aber da man einen zuverlässigeren nicht hatte, sollte man es wenigstens versuchen. Und so war jeder beauftragt, für sich allein eine Hypothese, nein, richtiger: eine Spekulation zu entwickeln, wie sich diese Fakten deuten ließen. Vielleicht würden Gemeinsamkeiten zu Tage treten, die man so, bei der Betrachtung der dürren Fakten, übersah? Vielleicht würden sich Fragen ableiten lassen, deren Beantwortung keine neue Expedition mit entsprechendem

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