Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)
zu treten«, sagte sie bloß bitter.
» Glaubst du wirklich, dass du jemals mit Clayborough glücklich geworden wärst?« Thomas schnaubte verächtlich. » Hättest du mir wirklich deine Jungfräulichkeit geschenkt, wenn du diesen Mann wahrhaft lieben würdest? Gerade jetzt solltest du mir dankbar sein, dass ich dich daran gehindert habe, den größten Fehler deines Lebens zu begehen!«
Amelia wirbelte herum und starrte ihn an. » Du aufgeblasener Dreckskerl! Gerade eben habe ich den größten Fehler meines Lebens begangen, ohne dass du mich daran gehindert hättest. Du hast mich auch noch angetrieben und es ausgekostet….«
» Nicht nur ich«, stieß er zwischen den Zähnen hervor.
Amelia war zu wütend, um sich zu schämen. » Solange die Sache unter uns bleibt«, antwortete sie zornig, » sind wir auf der sicheren Seite. Mehr als alles andere will ich vergessen, was zwischen uns geschehen ist. Wir werden nie wieder, wirklich niemals wieder ein Wort darüber verlieren, einverstanden?«
Thomas schwieg lange Zeit und fixierte sie mit undurchdringlicher Miene, bis er schließlich nickte. » Ja, ich denke, das wäre wohl das Beste. Niemand wird gerne an seine Fehler erinnert.«
Sie duckte sich unter seinen Worten, als habe sie Prügel bezogen, und eilte aus dem Zimmer. Erst, als sie sich in ihrem Schlafzimmer in Sicherheit gebracht hatte, erlaubte sie sich den Luxus, tief und zittrig durchzuatmen.
22
A ls Hélène sie am nächsten Morgen um sieben Uhr weckte, überlegte Amelia kurz, ob sie im Bett bleiben sollte. Angesichts ihrer gerade erst überstandenen Krankheit würde Thomas ihr keinen Vorwurf machen können, obwohl er natürlich genau wusste, dass ihre Abwesenheit einzig und allein auf den gestrigen Abend zurückzuführen war. Darauf, dass er ihr die Unschuld geraubt hatte. Nur aus diesem Grund zwang sie sich, aus dem Bett zu steigen.
Außer der Tasse Tee rührte sie auf ihrem Frühstückstablett nichts an und ging gleich hinunter zu ihrem Arbeitsplatz. Die Zeit schien sich endlos auszudehnen, während ihr knurrender Magen den Mittag herbeisehnte. Vor allem aber überfielen sie die Erinnerungen an die Stunden in Thomas’ Bett, an die Zeit in seinen Armen.
Angestrengt versuchte sie, die flammend heißen Bilder seines nackten Körpers aus dem Kopf zu verscheuchen und stattdessen an seine Hinterhältigkeit zu denken. Auch wenn sie Clayborough längst nicht mehr wollte, war das noch lange keine Entschuldigung für solch hinterlistiges Treiben. Nein, sie musste ihren Zorn pflegen, wenn sie sich nicht schwach und unterlegen fühlen oder nicht in einer Sehnsucht versinken wollte, die sie beinahe verzehrte.
Amelia war jedenfalls felsenfest entschlossen, den Vorfall zu vergessen. Sie hatte es sich wegen eines hübschen Gesichts, ein paar leidenschaftlicher Umarmungen und fürsorglicher Gesten erlaubt, sich auf geradezu ruinöse Art in ihrem Urteil zu irren. Trotz der positiven Seiten, die sie mittlerweile an Thomas Armstrong entdeckt hatte– das mit den Briefen ging eindeutig zu weit. Vielleicht war es ja sogar ein Ausdruck seines wahren Charakters.
Plötzlich stand er vor ihr; der Gegenstand ihres Haderns und zugleich ihres Sehnens. Hatte sie sich wirklich eingebildet, die Verlockung, die er ausstrahlte, ließe sich unterdrücken? Nein, trotz allem nicht. Kein Wunder, wenn Frauen, die im Gegensatz zu ihr nur seine Schokoladenseite kannten, ihm scharenweise zu Füßen lagen.
» Guten Morgen, Amelia«, grüßte er knapp und würdigte sie auf dem Weg zum Schreibtisch kaum eines Blickes.
Amelia brachte nur ein knappes Nicken zustande. Er schien sich im Gegensatz zu ihr nicht unbehaglich zu fühlen, denn auf seiner Miene spiegelte sich nicht der Hauch eines schlechten Gewissens. Es gab vieles, wofür er sich schuldig zu fühlen hatte. Ein ehrenwerter Gentleman hätte schon längst den Ring gekauft oder ihn aus den Familienerbstücken hervorgesucht, ihn ihr auf den Finger gesteckt und den Segen ihres Vaters erbeten. Und er? Tat doch glatt so, als sei nichts geschehen. Sie schob das Kinn vor und straffte den Rücken.
» Wie Sie sehen, ist während Ihrer Abwesenheit viel Arbeit aufgelaufen.« Zerstreut ließ er den Blick über die Papierstapel auf seinem Schreibtisch gleiten. » Falls Sie meine Unterstützung benötigen, ich arbeite in der Bibliothek.« Er schaute sie an. » Legen Sie das hier in den Ordnern ab«, wies er sie an und deutete auf den Tisch. » Und sobald Sie damit fertig sind, habe ich einen
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