Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)
Gesellschaft zum Frühstück aus? Oder wäre das nur ein armseliger Ersatz?« Wie immer fiel es ihr leicht, mit ihm zu scherzen.
» Wenn Sie mir eine Viertelstunde gewähren, um mich umzuziehen, würde ich mich geehrt fühlen.« Er deutete auf seine Reitkleidung und unterstrich die Ironie seiner Bemerkung mit einem Augenzwinkern.
» Ich nehme an, dass ich meinen Hunger bis dahin zügeln kann. Aber keine Sekunde länger«, erwiderte Amelia, diesmal nur halb im Spaß. Immerhin hatte sie seit dem vergangenen Nachmittag nichts mehr in den Magen bekommen.
» Störe ich?« Ein leicht stählerner Ton schwang in Thomas’ ansonsten sanfter Stimme mit.
Erschrocken drehte Amelia sich um. Dem verfluchten Kerl sollte man eine Kuhglocke um den Hals binden, so leise wie der immer auftauchte. Wartend stand er mit verschränkten Armen vor dem Salon wie der Erzengel Gabriel. Über und über golden, attraktiv… und ganz einfach verboten. Keinem Mann sollte es erlaubt sein, so unglaublich gut auszusehen. Und ganz bestimmt dann nicht, wenn es zusätzlich schien, als habe er bloß die Finger und nicht den Kamm für seine Locken benutzt. Warum um alles in der Welt versank alles um sie herum, wenn sie ihn nur sah?
Alex betrachtete seinen Freund ungerührt. » Um die Wahrheit zu sagen: Ja, ich glaube, du störst gerade. Habe ich recht, Lady Amelia?«
Amelia gab sich die größte Mühe, sich das aufsteigende Gelächter zu verkneifen. Hustend verweigerte sie die Antwort.
Thomas’ Blick wurde noch grimmiger, als er es bereits gewesen war. Er schwieg, schaute dann Amelia an. » Sie müssen sehr hungrig sein. Gestatten Sie, dass ich Sie zum Frühstück begleite?«
» Lady Amelia hat gerade zugestimmt, mich zum Frühstück zu begleiten, sobald ich mich umgezogen habe.«
Es gab nur eines, was noch schlimmer war als zwei Männer, die sich um ein Spielzeug stritten: zwei Erwachsene, die genau das wegen einer Frau taten. Und zurzeit war Thomas der Schuldige in diesem kindischen Kleinkrieg, obwohl man auch Alex den Vorwurf nicht ganz ersparen konnte, seinen Teil zu dem Unfrieden beigetragen zu haben.
Amelia wollte etwas sagen, hätte auch etwas sagen müssen. » Wirklich, ich…«
» Dann achten wir darauf, dass wir langsam kauen«, sagte Thomas, schickte Cartwright mit einer Kopfbewegung fort und bedeutete Amelia mit einer Geste, ihm zu folgen.
Schweigen. Niemand rührte sich, und Amelia war wie vor den Kopf geschlagen. Diese Situation war einfach zu unglaublich, um wahr zu sein. Beide Männer schauten sie mit erwartungsvoller Miene an.
Schließlich ergriff Alex wieder das Wort. » Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Selbstverständlich kann ich es verstehen, wenn Sie Armstrong den Vorzug geben.«
Thomas atmete hörbar aus. Die Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben. Seine zusammengezogenen Augen schleuderten smaragdgrüne Blitze. Seine Brust hob und senkte sich heftig.
» Amelia, wenn Sie uns bitte einen Moment allein lassen würden. Ich muss mit Cartwright reden, unter vier Augen.« Thomas fixierte seinen Freund mit einem vernichtenden Blick.
» Was auch immer du zu sagen wünschst, ich bin überzeugt, dass du es in Gegenwart von Lady Amelia sagen kannst.« Alex sprach mit gelassener Stimme, doch seine Mundwinkel zuckten verräterisch.
Und dazwischen stand Amelia, war nicht in der Lage, zu verschwinden und der unausweichlichen Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Wahrscheinlich bin ich nicht mehr ganz bei Trost, dachte sie, aber nicht einmal diese Erkenntnis brachte sie dazu, ihrem Instinkt zu folgen und sich aus dem Staub zu machen.
» Ich versichere dir, das geht nicht«, stieß Thomas mit zusammengebissenen Zähnen hervor.
Thomas benahm sich wie ein Steinzeitmensch, fand Amelia, während Alex träge am Geländer lehnte, mit überkreuzten Füßen und lässig vor der Brust verschränkten Armen.
» Du siehst verärgert aus. Bist du wütend auf mich?«
Aus Thomas’ Kehle drang ein dumpfes Grollen. » Du wirst Amelia in Ruhe lassen.« Jedes Wort schien auf seinen Lippen förmlich zu explodieren.
Amelia schnappte nach Luft und glaubte, in Ohnmacht fallen zu müssen. Er hatte sich verraten, auch wenn er jetzt den Mund schloss. Die Luft in der Halle war plötzlich zum Schneiden dick.
Cartwrights Gelächter durchschnitt die neuerliche Stille. » Falls du Ansprüche anmelden willst, würde ich mich glücklich schätzen, mich zurückziehen zu dürfen. Aber falls du nur den Neider spielst, muss ich dich entschieden in die Schranken
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