Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)
verabschiedete er sich von ihr mit einem langen, leidenschaftlichen Abschiedskuss, der eigentlich bis zum Wiedersehen reichen sollte. Tat er aber nicht. Sie begannen einander zärtlich zu streicheln, und er knabberte und saugte an ihr, doch bevor es dort endete wie dreimal zuvor in dieser Nacht, nämlich sündhaft nackt und zwischen ihren Schenkeln, löste er sich mit einem unterdrückten Fluch aus ihrer Umarmung.
» Wenn ich jetzt nicht gehe, dann wird es nie etwas. Und wir können es uns nicht erlauben, dass deine Zofe oder einer der Diener mich hier erwischt.« Noch ein kurzer Kuss auf den Mund, und hastig ging er aus dem Zimmer.
Das war vor vier Stunden gewesen. Bald würde sie ihn im Frühstückszimmer wiedersehen.
Thomas stand vor dem Buffet und lud sich gerade das Essen auf den Teller. Kaum hatte er sie entdeckt, hielt er inne und musterte sie mit einem Blick, der alle anderen im Zimmer veranlasste, sie ebenfalls anzuschauen.
Hitze stieg ihr in die Wangen und in andere Bereiche ihres Körpers, an die sie nicht zu denken wagte. Sie zwang sich zur Beherrschung, nickte ihm stumm zu, bevor sie Missy und ihren Mann begrüßte, und hoffte inständig, niemand würde merken, dass ihre Gefühle sich in einem heillosen Aufruhr befanden.
» Und wie hat Ihnen der gestrige Abend…« Der Earl of Windmere unterbrach die Frage und stöhnte schmerzhaft auf, weil seine Frau ihn offensichtlich nicht nur mit einem bösen Blick, sondern auch mit ihrem Ellbogen traktiert hatte.
» Guten Morgen, Amelia«, sagte sie mit weicher Stimme, denn sie hegte offenbar keinerlei Zweifel, wie und mit wem ihr Gast den Abend verbracht hatte.
» Guten Morgen, Lord Windmere, Lady… Äh, Missy, wollte ich sagen«, korrigierte Amelia sich angesichts des vorwurfsvollen Blickes aus schiefergrauen Augen.
Ihr Ehemann fasste sich schnell. » Bitte nennen Sie mich doch James oder Rutherford. Wie es Ihnen lieber ist. Es liegt ja wohl auf der Hand, dass wir bald besser miteinander bekannt sein werden.« Er trank einen Schluck Kaffee und grinste über den Rand der Tasse zu Thomas hinüber, der unablässig Amelia anschaute.
» Ich habe Ihnen ja schon gesagt, dass wir ein lockerer Verein sind«, mischte Missy sich ein.
Auf dem Weg zur Anrichte hatte Amelia das Gefühl, dass drei Augenpaare sie durchbohrten, und als sie zum Tisch ging, nahm Thomas ihr den Teller ab und rückte ihr persönlich den Stuhl zurecht.
Die Mischung aus Fürsorglichkeit und Nähe ließ ihr Herz höher schlagen. Sie sog seinen Duft ein und fragte sich, wie sie sich je hatte einreden können, er sei ihr zuwider. Ebenso wie Thomas. Es würde an ein Wunder grenzen, wenn sie den Tag überlebte, ohne sich auf ihn zu stürzen wie eine sexuell ausgehungerte Witwe.
Um ihre Beschämung zu verbergen, konzentrierte Amelia sich eingehend auf ihr Frühstück und wagte es nicht, Thomas’ Seitenblicken zu begegnen. Es war so schon schwierig genug, sich auf etwas anderes als auf ihn zu konzentrieren.
» Amelia, haben Sie heute bereits etwas vor?«, erkundigte Missy sich in einem herzlich vertraulichen Tonfall. Amelia mochte Thomas’ Schwester aufrichtig.
» Ich…«
» Ja, ich habe vor, mit Amelia in die Stadt zu fahren. Ich dachte, ein kleiner Einkaufsbummel bei Windsor’s würde ihr gefallen, besonders in der Weihnachtszeit«, unterbrach Thomas sie.
Jetzt schaute sie ihn doch an. Er beabsichtigte, den Tag gemeinsam mit ihr zu verbringen. Vor Freude hätte sie am liebsten einen Luftsprung gemacht.
Thomas schenkte ihr ein zaghaftes Lächeln. Sein begehrlicher Blick wanderte zu ihren Lippen, und sie spürte, wie ihre Knospen hart wurden und ein Schauer über ihre Haut lief.
» Ja, das würde mir wirklich sehr gefallen«, erwiderte sie und hoffte, nicht ganz so einfältig zu klingen wie ein verliebter Backfisch.
James räusperte sich, während Missy vergeblich versuchte, das Lächeln hinter der Serviette zu verbergen.
» Ich glaube, Catherine und Charlotte würden einen Ausflug in die Stadt ebenfalls sehr genießen. Ganz besonders Catherine«, sagte Missy zu ihrem Bruder und zog die dunklen Brauen hoch. Amelia begriff sofort, was der Blick zu bedeuten hatte. Die Countess of Windmere traute ihrer Beziehung noch nicht und wollte, dass sie in der Öffentlichkeit vorsichtig waren. Hier zu Hause, das stand auf einem anderen Blatt.
Thomas’ Gesichtszüge verhärteten sich. Offenbar ärgerte er sich ein wenig, fügte sich aber mit einem kurzen Nicken. Amelia indes reagierte enttäuscht,
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