Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Kendall
Vom Netzwerk:
Männern in der Regel auf Augenhöhe befand, doch Lady Armstrong, die schlanke Gestalt in ein burgunderrotes Kleid aus feiner Merinowolle gehüllt, überragte sie noch um ein kleines Stückchen. Sie besaß nach wie vor einen makellos cremefarbenen Teint, der die Fältchen und andere kleine Unzulänglichkeiten des Alters, unter denen zahlreiche verblassende Schönheiten so sehr litten, vergessen ließ.
    » Willkommen, Lady Amelia. Ich bin erleichtert, dass Sie heil und gesund bei uns angekommen sind. Ihr Vater hat uns rechtzeitig über Ihre Verspätung benachrichtigt. Ich hoffe, dass Sie es heute Vormittag besser getroffen haben.«
    Amelia sank der Mut, als sie die aufrichtige Freundlichkeit im Lächeln der Viscountess bemerkte. Um wie vieles einfacher würde sie mit dem Schlamassel fertig, wäre die Dame des Hauses so arrogant und unangenehm wie ihr Sohn. Aber aus ihrem Benehmen, ihrem Tonfall und den warmen Augen, deren Farbe der ihres Sohnes glich, sprach das genaue Gegenteil.
    Amelia deutete einen steifen Knicks an. So vertrackt, wie die Dinge lagen, wäre es trotzdem nicht klug, die Frau zu sehr ins Herz zu schließen. » Guten Tag, Lady Armstrong. Ja, ich muss zugeben, dass unsere Reise heute wesentlich angenehmer war.«
    » Wunderbar. Wir haben uns Sorgen gemacht. Thomas war…«
    Kurz bevor Lady Armstrong sich unterbrach und über ihre Schulter blickte, schien die Luft zum Atmen plötzlich knapp zu werden, und noch bevor Amelia ihn am anderen Ende der Halle auftauchen sah, konnte sie seine Anwesenheit spüren. Wie ein Unhold aus einer anderen Welt schien er die Atmosphäre zu vergiften, zu belasten und brachte ihre Sinne dazu, auf höchste Alarmstufe zu schalten.
    » Aha, Thomas, da bist du ja. Gerade zur rechten Zeit. Lady Amelia ist soeben angekommen.« Die Miene der Viscountess wurde so weich, wie es nur eine Mutter vermochte, die ihrem Sohn blinde und uneingeschränkte Liebe entgegenbrachte.
    So wurde ich auch einmal geliebt. Genauso blitzartig, wie der Schmerz in Amelia aufschoss, so unbarmherzig unterdrückte sie jeden Gedanken an ihre eigene Mutter. Denn die Erinnerung an sie war nichts als eine Quelle nie überwundener Trauer über den Verlust.
    » Ja, das sehe ich«, erwiderte er spöttisch und näherte sich ihr mit bedächtigen Schritten. Seine Haltung ließ keinen Zweifel daran, dass er der Herr des Hauses war. In der braunen Reitkleidung und mit seinem zerzausten dichten Haar sah er so aus, als käme er geradewegs von draußen. Er blieb vor Amelia stehen und verbeugte sich so tief, dass er an der Taille einknickte. Eigentlich war die Galanterie höchst unangebracht, zumal Amelia überzeugt war, dass es ihm einzig und allein um die Show ging.
    » Willkommen auf Stoneridge Hall, Lady Amelia.«
    » Lord Armstrong.« Amelia nickte steif, und es gelang ihr tatsächlich, einen höflichen Ton zu treffen. Es würde ihr wenig nützen, den Familienangehörigen und dem Personal offen zu zeigen, dass sie ihn nicht ausstehen konnte.
    Seiner Mutter, Hélène und George, die sich diskret im Hintergrund hielten, mochte das Lächeln des Viscount vielleicht wohlwollend erscheinen. Aber sie wusste es besser. Denn in seinen grünen Augen las sie Spott, und seine Miene drückte listige Zufriedenheit aus.
    » Ich hoffe sehr, dass Sie die Reise heute ohne weiteres Missgeschick hinter sich bringen konnten.«
    Amelia nickte gelassen und war sich durchaus bewusst, dass Lady Armstrong ihren Wortwechsel mit aufmerksam interessiertem Blick verfolgte.
    » Wunderbar. Dann sollten wir Ihnen jetzt Ihre Unterkunft zeigen, damit Sie sich einrichten können.« Er wandte sich an die Viscountess. » Mutter, welches Zimmer hast du für Lady Amelia herrichten lassen?«
    » Das blaue, mein Lieber.«
    Gerade schleppten die Lakaien einen großen Koffer herein, und Thomas wies die Männer an, das Gepäck gleich nach oben zu bringen.
    » Und Ihre Anstandsdame… Miss Crawford, wenn ich nicht irre?« Sein Blick streifte kurz über Hélène und George.
    » Unglücklicherweise war Miss Crawford gezwungen, nach Yorkshire zurückzukehren. Ihrer Mutter geht es nicht gut.« Und ihr Vater empfand offenbar keinerlei Gewissensbisse, sie ohne Anstandsdame in das Haus dieses stadtbekannten Wüstlings reisen zu lassen.
    Lord Armstrong zog eine Braue hoch. » Ach, wirklich? Ihr Vater hat es wohl versäumt, mir diese Neuigkeit mitzuteilen. Darf ich dann annehmen, dass diese junge Dame«, er blickte zweifelnd auf Hélène, » jetzt deren Aufgaben

Weitere Kostenlose Bücher