Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)
Meinetwegen auch Armstrong, wenn es Ihnen lieber ist. Unter den gegebenen Umständen, da wir unter einem Dach leben, schiene mir alles andere albern. Aus dem gleichen Grund haben Sie bestimmt nichts dagegen, wenn ich Sie Amelia nenne.«
» Ich kann es wohl kaum verhindern. Doch was mich betrifft, so ziehe ich es vor, mich meinerseits so weit wie möglich an die Etikette zu halten«, erwiderte sie kühl.
Thomas wünschte ihr die Pest an den Hals, weil sie das Kinn so unglaublich nach oben reckte. Der pure Hochmut. » Ich darf Sie nennen, wie es mir gefällt? Dann sollte ich mir eine wirklich passende Anrede aussuchen, finden Sie nicht?«
Er genoss die aufblitzende Wut in ihren Augen, die sich zu einem so tiefen Blau verdunkelten, dass er kaum noch die Pupillen ausmachen konnte.
» Mehrere Namen kommen mir da in den Sinn. Ach, ich sollte sie alle verwerfen und mich mit dem einen zufriedengeben, der ganz bestimmt passt: Prinzessin.«
Amelia versank in unheilvoller Starre. Der Blick, den sie ihm zuwarf, war so wild, dass er sich fragte, warum er nicht tödlich getroffen zu Boden stürzte. Dann atmete sie tief durch und lenkte damit seine Aufmerksamkeit auf ihren Busen, der sich hob und senkte.
Es traf ihn wie ein Schock und erregte ihn mit urplötzlicher Gewalt. So elementar und so unvorhersehbar, dass sich ganz gegen seinen Willen und seine Absicht seine Männlichkeit deutlich bemerkbar machte. Ihre Brüste waren perfekt: weder zu groß noch zu klein, sondern genau richtig. Und sie würden exakt in seine Hände passen. Er bewegte die Finger. Ja, bestimmt fühlten sie sich fest an.
Grundgütiger, was war nur los mit ihm? Er konnte das Mädchen schließlich nicht einmal ausstehen. Seit wann richtete sein Appetit sich so unterschiedslos auf alles Weibliche? Er hatte schließlich genug Frauen mit solchen Brüsten gehabt, ohne dass es ihn so mächtig erregt hatte. Frauen, die willig waren.
Er ärgerte sich über seine Reaktion und schlug einen schärferen Ton an. » Ich erwarte, dass Sie sich jeden Morgen pünktlich um acht Uhr hier im Arbeitszimmer einfinden. Man wird Ihnen verschiedene Aufgaben zuweisen. Ich erwarte zudem, dass Sie jeder einzelnen ohne den geringsten Widerspruch nachkommen.«
Sie biss die Zähne zusammen.
» Was die Mahlzeiten betrifft, so werden Sie diese mit meiner Familie einnehmen.«
Amelia riss die Augen auf. » Ich soll für Sie arbeiten und muss auch noch die Mahlzeiten mit Ihnen einnehmen? Ist das wirklich notwendig?«
Thomas stützte die Ellbogen auf den Tisch und neigte den Kopf zur Seite. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. » Nein. Aber derzeit hält sich außer der Familie niemand im Haus auf, der eine passende Gesellschaft für Sie wäre.«
» Nun, dann ziehe ich es vor, die Mahlzeiten in meinem Zimmer einzunehmen«, verkündete sie.
» Vielleicht möchten Sie ja lieber in der Dienstbotenstube oder mit der Zofe im Zimmer des Verwalters essen als mit uns? Und wenn wir uns schon an die üblichen Gepflogenheiten halten, kann ich natürlich auch veranlassen, dass Ihnen ein anderes Zimmer zugewiesen wird.« Falls sie wirklich wie eine Dienstmagd behandelt werden wollte, na bitte. Er würde sie nicht daran hindern.
In ihren Augen blitzte es kurz auf. Einen Moment lang dachte Thomas, sie wolle antworten, doch sie schwieg weiterhin beharrlich, stand vollkommen reglos da.
» Das dachte ich mir«, sagte er zufrieden. » Lassen Sie uns eine Sache vollkommen klarstellen, bevor wir dieses Experiment in Angriff nehmen. Ich bin nicht Ihr Vater. Das heißt, ich werde Ihre Verrücktheiten nicht stillschweigend erdulden wie er. Nicht einmal ein Fünkchen seiner Toleranz bin ich Ihnen gegenüber aufzubringen bereit. Solange Sie sich unter meinem Dach befinden, werden Sie ein entsprechendes Benehmen an den Tag legen. Ich meine damit ein tadelloses, das zu keinerlei Klagen Anlass gibt. Haben wir uns verstanden?«
Das Schweigen, das auf seine Worte folgte, war nur eine Variante der sonst ausgesprochenen Widerworte und Kränkungen. Sie legte es darauf an, ihn zu beleidigen, so oder so. Thomas wusste nie, was ihr als Nächstes einfiel. Das konnte genauso gut ein Rückzug sein wie ein Dolch, den sie plötzlich zückte, natürlich im übertragenen Sinn. Jetzt bewegte sie den Kopf hin und her, sah aus wie eine Marionette an den Fäden eines Puppenspielers, der die Bewegungen seiner Figur steuerte.
War das ein Zeichen von Unterwerfung? Ein wahrhaft herrlicher Anblick. Lächelnd lehnte er sich
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