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Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Kendall
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untersetzte Frau mit dunklem, schon angegrautem Haar, das sie reichlich mit Pomade zu behandeln schien, während in ihrem Gesicht eine dicke Puderschicht auffiel, vermutlich zum Verdecken der Pockennarben auf Wangen, Stirn und Kinn. Man musste ihr jedoch zugestehen, dass sie sich ausgesprochen vorteilhaft kleidete. Das dunkelblaue Kleid ließ sie schlanker erscheinen, als sie war, gerade weil es ihrer fülligen Figur Rechnung trug. Mrs. Roland achtete offenbar im Gegensatz zu anderen Matronen darauf, sich nicht in Kleider zu quetschen, die für schlanke Damen gedacht waren und bei anderen geradezu ruinös aussahen.
    Die Tochter war das genaue Gegenteil der Mutter. Ihr rotes Haar war lockig und so dicht, dass es bei ihrer zierlichen Figur fast zu üppig wirkte; sie war klein und schmal, sprach nur wenig und wenn, dann mit einer Stimme, die kaum mehr war als ein Wispern.
    » Lady Amelia, es ist mir ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte Mrs. Roland höflich, aber ihrer Stimme fehlte es an Wärme, um die Worte wirklich wie eine freundliche Begrüßung klingen zu lassen. Andererseits war sie es seit Langem gewöhnt, dass andere Frauen sie nur selten mit offenen Armen willkommen hießen.
    » Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite, Mrs. Roland. Miss Roland.« Amelia nickte den Frauen zu.
    Die Aufmerksamkeit der Älteren hingegen schien ganz woanders zu sein. Amelia folgte ihrem Blick, der zweifellos ausschließlich dem Viscount galt, der seinerseits nach unten starrte.
    Seit Amelia eingetreten war, hatte sie sich die größte Mühe gegeben, ihn zu ignorieren, obwohl er nur ein paar Schritte von ihr entfernt stand und sie heimlich beobachtete. Er gab ihr das Gefühl, seine Augen würden ihr Kleid aus Seifenchiffon mühelos durchdringen und die Batistwäsche dazu und direkt ihre nackte Haut mustern. Amelia schaute rasch weg.
    » Ich glaube, meinen Töchtern sind Sie schon begegnet.« Lady Armstrong deutete in die Richtung ihres Sohnes, in dessen Nähe die Mädchen mit ihren hübschen, mit Spitzen besetzten Kleidern standen.
    » Ja, Mylady, früher am Abend.«
    Sie sollte besser nicht ausplaudern, unter welchen Umständen sie mit der jüngeren Tochter Bekanntschaft geschlossen hatte. Emily, drei Jahre älter als die fünfzehnjährige Sarah, war Amelia auf dem Weg zu ihrem Schlafzimmer begegnet. Obwohl etwas weniger impulsiv als ihre Schwester begrüßte auch sie den Gast mit warmherziger Freundlichkeit. Wie ihre Geschwister glich Emily mit den grünen Augen und blonden Haaren ganz der attraktiven Mutter.
    Zu Amelias Leidwesen wurde ihr der Platz links von Thomas Armstrong zugewiesen, der am Kopfende des Tisches saß mit seiner Mutter zur Rechten. Das entgegengesetzte Ende wäre Amelia weitaus lieber gewesen.
    Ihre Aufmerksamkeit wurde abgelenkt, als die Lakaien mit Silbertabletts eintraten, die üppig mit allerlei delikaten Gerichten beladen waren, sodass sie allen Ärger und Unmut vergaß.
    » Und wie hat Ihnen die Saison gefallen?«, wollte Lord Armstrong von Miss Roland wissen, nachdem die Lakaien die Suppe eingefüllt und sich ein Stück vom Tisch zurückgezogen hatten.
    Das junge Mädchen erstarrte und hielt mit dem Löffel kurz inne, bevor sie die Schildkrötensuppe zum Mund führte.
    » Bitte erzähl Seiner Lordschaft, wie dir die Saison gefallen hat«, drängte Mrs. Roland ungeduldig, als ihre Tochter nicht sofort antwortete.
    » Wenn ich hübscher wäre, hätten sich bestimmt mehr Bewerber um mich bemüht… Nun, zumindest einen gab es.« Dorothy Roland seufzte schwer. » Ich fürchte, dass ich Mama am Ende enttäusche.«
    Amelia verschluckte sich beinahe an ihrem Wein. In der Aristokratie war Ehrlichkeit gewöhnlich schwerer zu finden als Ladys mit Wespentaille selbst ohne Mieder, und man beäugte sie mit ebensolchem Zweifel, mit Neid oder lüsternem Vergnügen. Aber das junge Mädchen meinte genau das, was es sagte. Nein, gut standen ihre Chancen sicher nicht, dachte Amelia mitleidig, als sie die hängenden schmalen Schultern und den verlorenen Ausdruck in den braunen Augen sah.
    Ein rascher Blick in die Tischrunde bestätigte den Befund. Obwohl Eleanor Roland wie versteinert wirkte, schaute jedes Mitglied der Familie Armstrong sie an, als hätten sie gerade zuschauen müssen, wie ein junger Welpe getreten wurde.
    Und natürlich war es niemand anders als Lord Armstrong, der auf weißem Streitross in schimmernder Ritterrüstung zur Rettung herbeigaloppierte.
    » Sie sind viel mehr als hübsch. Und

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