Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)
sehnsüchtiges Verlangen zu halten. Ich möchte dich trotzdem bitten, deine Belästigungen einzustellen. Und zwar jetzt!« Das letzte Wort kam wie ein knurrend ausgestoßener Befehl, der keinerlei Widerspruch duldete.
Damit verbeugte Thomas sich zackig, machte auf dem Absatz kehrt und eilte in Richtung Ausgang. Im Geiste konnte er sehen, wie sie die Augen erst ungläubig aufriss und dann zu schmalen Schlitzen verengte. Stellte sich ihre kaum verdeckte Empörung vor, dass er es wagte, sie stehen zu lassen– sie, die Ehefrau eines Duke und Tochter eines Earl? Aber genau das hatte er getan, der einst bettelarme Viscount, der zwar in der Adelshierarchie nach wie vor unter ihr stand, jedoch inzwischen alles andere als mittellos war. Nur ihr Stolz hielt sie vermutlich davon ab, in aller Öffentlichkeit hinter ihm herzulaufen. Und das Bewusstsein ihrer Stellung, denn von der königlichen Familie abgesehen waren die Herzöge die höchsten Würdenträger des Landes.
Erleichtert schickte Thomas sich an, diesen unerträglichen Ort zu verlassen, wollte nur noch Cartwright schnell Bescheid geben. Immerhin waren sie gemeinsam gekommen, und vielleicht rechnete Alex auch damit, dass sie gemeinsam den Heimweg antraten.
Thomas ging am Rand der Tanzfläche entlang, wich einer Gruppe junger Ladys aus, die offenbar nur auf einen heiratsfähigen Junggesellen wartete, auf den man sich stürzen konnte, suchte mit den Augen den Saal nach seinem Freund ab, als sein Blick an einer Gestalt hängen blieb, die bei den Terrassentüren stand.
Eine junge Frau war es, die seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Obwohl sie ein ganzes Stück entfernt war und ihm den Rücken zuwandte, kam ihre Figur, die jeden Mann zu schwülen Träumen verführen würde, ihm auf merkwürdige Weise vertraut vor. Dazu die üppigen dunklen Locken, die stolze Haltung…
In diesem Moment drehte sie den Kopf. Wie angewurzelt blieb er stehen.
Verdammt soll sie sein!
Jemand rempelte ihn von hinten an. » Oh, ich bitte um Verzeihung«, sagte der Mann, doch Thomas bedachte ihn nur mit einem ungeduldigen Blick, hörte bloß noch am Rande die gemurmelten Entschuldigungen des Mannes, der eigentlich keinerlei Schuld trug. Schließlich war seine Lordschaft, der Viscount Thomas Armstrong, so abrupt stehen geblieben.
Und starrte jetzt in Richtung Terrasse.
Eine halbe Stunde nach ihrer Ankunft auf dem Ball schaute Amelia zu, wie Mr. Glenville ihre Anstandsdame auf das Parkett führte. Hélènes Anstrengungen hatten sich gelohnt, wie sie eher demütig als eingebildet feststellte, denn mit Camille war eine wundersame Verwandlung geschehen.
Das Haar zu Locken gedreht und so um den Kopf frisiert, dass es ihre Wangenknochen betonte, die Stirn dagegen ein wenig verkürzte, sah Camille an diesem Abend richtiggehend hübsch aus. Was noch durch das Kleid aus kräftig blauem Taft mit Spitzenvolant betont wurde. Amelia hatte sogar darauf geachtet, dass Camille ein Korsett trug, das ihren bescheidenen Busen aufs Vorteilhafteste präsentierte. Mit einem Satz gesagt: Miss Foxworth war nicht wiederzuerkennen.
Und weil ihre Anstandsdame nunmehr beschäftigt war, konnte Amelia sich auf die Suche nach Lord Clayborough machen, der schließlich irgendwo in der Menge stecken musste.
Es dauerte fünf Minuten, in denen sie drei Einladungen zu Erfrischungen und vier Bitten um einen Tanz ablehnte, bis sie ihn sah. Mit einem Drink in der Hand betrat er den Ballsaal durch die Türen, die auf die Terrasse führten. Gekleidet in ein schwarzes Jackett, eine schwarze Hose mit weißer Weste und weißer Krawatte eilte er mit einer gewissen Zielstrebigkeit in den Saal.
Sie stand praktisch vor ihm, als er sie endlich bemerkte. Sichtlich schockiert öffnete Clayborough den Mund, ohne dass er einen Ton herausbrachte. Rasch fand er die Sprache wieder. » Lady Amelia, was machen Sie denn hier? Ich dachte, Sie sind in Devon.«
Amelia antwortete nicht sofort, sondern bugsierte ihn zielstrebig in eine ruhigere Ecke. » Warum haben Sie nicht auf meine Briefe geantwortet?«, fragte sie, als sie außer Hörweite waren. Ohne Damen in der Nähe, die nichts lieber sähen als ihre endgültige Verbannung aus der Gesellschaft. Die gehässigen Seitenhiebe, die sie seit ihrer Ankunft einstecken musste, bewiesen ihr, dass ihr letzter Auftritt keineswegs vergessen war.
Der Baron war aufrichtig überrascht. » Welche Briefe? Ich habe keine Briefe von Ihnen erhalten.«
» Seit ich in Devon bin, habe ich Ihnen drei Briefe
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