Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)
geschrieben. Seit mehr als vier Wochen warte ich auf Ihre Antwort.«
» Lady Amelia, ich schwöre, dass ich keinen einzigen Brief von Ihnen erhalten habe.« Clayborough neigte dazu, den Blick abzuwenden, wenn er log– etwa, als er behauptete, er würde sie auch ohne ihre großzügige Mitgift heiraten. Jetzt allerdings wirkte sein Blick geradezu alarmierend direkt.
Amelia war trotz seiner glaubwürdigen Versicherungen konsterniert. » Aber hätte es sich für Sie nicht geziemt, Ihrerseits mit mir in Verbindung zu treten? Ich hatte Ihnen schließlich angekündigt, dass ich nach der Abreise meines Vaters schreiben wollte. Wie Sie wissen, hat mein Vater das Land vor mehr als einem Monat verlassen.«
Lord Clayborough wusste nicht, was er antworten sollte, denn er hatte es ganz einfach versäumt, darüber nachzudenken. Jedenfalls schien es ihm nicht in den Sinn gekommen zu sein, die Initiative zu ergreifen. Amelia hoffte inständig, dass es sich mit den Briefen nicht so verhielt, wie sie gerade befürchtete. Sollte Thomas wirklich …? Sie brach ab, weil sie es nicht ertragen konnte, den Gedanken zu Ende zu bringen.
» Nun, künftig müssen Sie nicht warten, bis ich die Verbindung herstelle. Sie wissen schließlich genau, wo ich mich aufhalte, und Sie besitzen eigene Pferde und Equipagen.« Mit anderen Worten, Sie dürfen mich auch ohne ausdrückliche schriftliche Einladung retten.
Ein verwirrter Ausdruck huschte über sein Gesicht. » Ja, natürlich. Ich unterlag nur der irrigen Annahme, dass wir…«
» Künftig sollten Sie keinen Annahmen mehr unterliegen.« Eigentlich war es nicht ihre Absicht gewesen, sich zu schnippischen Äußerungen hinreißen zu lassen, aber langsam fing sie an, Clayborough mit Armstrong zu vergleichen, und bei diesem Vergleich musste der Baron ziemlich Federn lassen. Sie gab sich alle Mühe, solche Gedanken zu unterdrücken. » Weil ich jedoch ohnehin in der Stadt bin, ist der Streit vielleicht sowieso müßig.«
» Ich bitte um Verzeihung, Lady Amelia, leider wartet Lord Barnaby im Spielzimmer auf mich. Wenn Sie mir ein paar Minuten gewähren, ich muss mich beim Spiel entschuldigen.«
Der Baron schaute sie an, als warte er auf ihre Erlaubnis, sich zu empfehlen, was nur dazu führte, dass ihr Ärger wuchs. Trotzdem nickte sie zustimmend. Lord Clayborough verbeugte sich höflich und eilte davon. Kurz darauf hatte die Menge ihn verschluckt.
Amelia war sich bewusst, dass ein paar ältere Frauen sie anstarrten, als sie sich mit regloser Miene auf den Weg zu den Erfrischungen machte. Sie konzentrierte sich so sehr auf ihr Ziel, dass sie die Gestalt, die auf sie zusteuerte, erst erblickte, als es bereits zu spät war. Der Zusammenstoß war unvermeidlich. Kräftige Männerhände griffen nach ihren Oberarmen, um sie vor einem Sturz zu bewahren, und hielten sie auch dann noch, als sie das Gleichgewicht schon lange wiedergefunden hatte.
» Bitte entsch…« Als sie nach oben blickte, blieben ihr die Worte im Halse stecken, und ihr Herz pochte wie verrückt. Amelia wusste nicht, ob es glühende Smaragde gab, aber als ihr Blick auf diese grünen Augen traf, die auf sie hinunterstarrten, ahnte sie, dass sie nur so und nicht anders aussehen konnten.
17
T homas brachte keinen Ton über die Lippen, tat nicht mehr, als Amelias Arm mit festem Griff zu umklammern und sie in Richtung Ausgang zu bugsieren. Bedauerlicherweise gab es nichts, was sie unternehmen konnte, um ihn daran zu hindern, sie aus dem Ballsaal zu schieben wie eine ungehorsame Bedienstete.
Irgendwann während ihres unrühmlichen Abgangs tauchte Alex an der Seite seines Freundes auf. Ein einziger Blick reichte, die Lage zu erfassen und in die Rolle des Vermittlers zu schlüpfen.
» Armstrong, pass auf, dass du nicht…«
Thomas blieb weder stehen, noch schaute er Cartwright an. » Das geht dich nichts an«, wies er den Versuch seines Freundes ab, Frieden zu stiften. » Ich werde mit dem Problem so umgehen, wie ich es für richtig halte.« Er senkte den Mund an ihr Ohr. » Wo steckt Miss Foxworth?«
Amelia achtete nicht auf ihre zitternden Beine und auch nicht auf ihren Magen, der sich schmerzhaft zusammenkrampfte. Sie schluckte schwer, bevor sie kleinlaut zur Antwort gab: » Tanzen.«
» Machen Sie sich eigentlich irgendwelche Vorstellungen, welchen Preis Sie für Ihre Eskapade zu zahlen haben? Gibt es überhaupt irgendetwas, wovor Sie sich wirklich fürchten?«
Thomas machte keinen Aufstand, den alle hätten bemerken können,
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