Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)
irgendwas nicht in Ordnung? Soll ich den Arzt rufen?«, fragte er.
Amelia schüttelte schwach den Kopf. Erst jetzt merkte sie, wie trocken ihr Mund war. » Ich hätte gerne etwas Wasser«, flüsterte sie heiser.
Thomas sprang auf, um ihr das Gewünschte zu holen, kam kurz darauf mit dem Glas in der einen und einer Kerze in der anderen Hand zu ihrem Bett zurück. Jetzt im Dämmerlicht sah sie, dass er erschöpft wirkte, aber trotzdem unglaublich attraktiv. Verrückt, dachte Amelia, trotz ihrer Krankheit kamen ihr solche Gedanken in den Kopf, und sie spürte, wie sehr sie sich auch jetzt zu ihm hingezogen fühlte.
Anstatt ihr das Glas zu reichen, setzte Thomas sich zu ihr auf die Bettkante. Amelia erschrak, als er die Hand sanft unter ihren Kopf schob und ihn anhob. » Trinken Sie«, sagte er leise und führte das Glas an ihre Lippen.
Sein sanfter Befehl machte sie fügsam. Das Wasser, weder warm noch kalt, war köstlich und linderte den Schmerz in ihrer rauen Kehle. Sie trank das Glas vollkommen leer, bevor sie sich wieder in die Kissen zurücklegte. Trotzdem zog Thomas seine Hand nicht sofort zurück. Sie spürte den Druck seiner Handfläche und jeden Finger mit einer Deutlichkeit, die ihre Haut prickeln ließ– eine Empfindung, die weder vom Fieber noch von ihrem schmerzenden Körper kam.
» Soll ich noch etwas anderes holen?« Thomas blickte sie ruhig, dabei mit verstörender Eindringlichkeit an.
» Nein, mir geht es schon viel besser.«
» Haben Sie keine Magenschmerzen mehr?« Er zog die Hand unter ihrem Kopf fort, und sofort vermisste Amelia die Berührung wie eine Blume die wärmenden Sonnenstrahlen an einem winterlich kalten Tag. Doch nicht lange, und er legte seine Hand auf ihre Stirn. » Hm, Sie sind zwar nicht mehr so heiß wie vorher, aber immer noch ein bisschen warm. Jedenfalls bin ich froh, dass es Ihnen bereits etwas besser geht.«
Morgen würde sie sich vielleicht einreden, dass ihr geschwächter Zustand sie für seinen sanften Ton empfänglich gemacht hatte. Nur: Jetzt war nicht morgen früh, sondern mitten in der Nacht, und ihr Puls raste wie verrückt in Anbetracht seiner Nähe, seines typischen Duftes, der ihre Sinne jedes Mal betörte und den sie nun begierig einsog, als sei er ein Lebenselixier.
» Ja, auch mein Magen hat sich zum Glück beruhigt«, sagte sie flüsternd. Obwohl sich Mund und Hals nicht länger wie ausgedörrt anfühlten, schien ihr jetzt etwas anderes die Stimme zu rauben. Eine Krankheit, verheerend und gefährlich wie ein Scharlachfieber: Thomas Armstrong.
Er nahm die Hand von ihrer Stirn. » Sind Sie sich sicher? Sie sehen irgendwie verstört aus. Ist Ihnen nicht gut?« Sein Blick glitt über ihren Körper, der unter Decken und Laken verborgen war, doch Amelia hatte in diesem Moment das Gefühl, sie könnte genauso gut nackt vor ihm liegen.
» Es geht mir gut. Ich bin überzeugt, dass ich nur ein wenig Ruhe brauche.« Und überzeugt, dass du jetzt verschwinden solltest, damit ich wieder einen klaren Gedanken fassen, wieder zur Vernunft kommen kann.
» Dann gehe ich jetzt besser«, sagte Thomas fast liebevoll und erhob sich. Das hölzerne Bettgestell ächzte leise, als er sich erhob. Sein Gesicht lag wieder im Schatten.
» Wir sehen uns morgen früh.« Sein Blick schien noch einen Moment über ihr zu schweben, bevor er sich umdrehte, das Zimmer verließ und leise die Tür hinter sich schloss.
» Bitte bleib«, flüsterten Amelias Lippen immer noch, als er schon längst verschwunden war.
20
A melias Fieber hielt nur vierundzwanzig Stunden an. Aber trotz der kurzen Krankheitsdauer bestand Thomas darauf, dass sie das Bett hütete, bis sie sich voll und ganz erholt hatte. Und wann das sein würde, diese Entscheidung behielt er sich vor. Sie konnte jammern, so viel sie wollte– an seiner Auffassung änderte sich nichts.
Immerhin sorgte er dafür, dass es ihr an nichts fehlte. Zusätzlich zu ihrer Zofe, die sie sowieso hingebungsvoll pflegte, stellte Thomas zwei Diener ab, die nichts anderes zu tun hatten, als ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen und für ihre Bequemlichkeit zu sorgen. Er selbst machte es sich zur Pflicht, zweimal täglich nach ihr zu sehen, beschränkte seine Besuche jedoch auf die Zeiten, in denen sie schlief.
Am dritten Tag erteilte er ihr endlich die Erlaubnis, das Bett zu verlassen und am Dinner teilzunehmen. Ansonsten sollte sie weitgehend in ihrem Zimmer bleiben. Sie sah zauberhaft aus, als sie am Abend in ihrem lavendelfarbenen Kleid
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