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Lemberger Leiche

Lemberger Leiche

Titel: Lemberger Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Ramge
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»Setzen Sie sich wieder hin! – Und nun weiter im Text: Sie sind, wie gesagt, gestern Morgen sturzbesoffen aufgegriffen worden und haben den restlichen Tag verschlafen. Als Sie einigermaßen ausgenüchtert waren, war es schon zu spät für eine Befragung.«
    »Und da haben Sie mich einfach noch eine Nacht eingesperrt gelassen?«, fragte Fabian empört.
    Doch dann senkte er den Kopf, starrte seine Hände an und sagte, dass er stundenlang wachgelegen und sich vorden besoffenen Randalierern aus den Nachbarzellen gefürchtet habe.
    Stöckles Augenbrauen trafen sich über der Nasenwurzel. »Außer der strafbaren Handlung Volltrunkenheit in der Öffentlichkeit mussten wir Sie sowieso wegen des Raubdeliktes in polizeilicher Verwahrung behalten.«
    »Raubdelikt? Verwahrung?« Fabian rang seine Wurstfinger.
    »Lenken Sie nicht ab, Herr Knorr! Sie sind schließlich nicht zum Spaß hier! Sie sind mir die Erklärung schuldig, wie zehn Hundert-Euro-Scheine in Ihren Rucksack gekommen sind!«
    »Ich habe noch nie im Leben zehn Hundert-Euro-Scheine besessen.« Fabian wurde wütend. »1000 Euro! Mann, wissen Sie, was ein Azubi verdient?«
    »Kurz nachdem Sie aufgegriffen worden sind, hat sich herausgestellt, dass eine in der Nähe liegende Bankfiliale ausgeraubt worden ist. Möglicherweise hat der Überfall schon am Sonntagnachmittag, bevor Sie sich besoffen haben, stattgefunden. Es wurde eine beträchtliche Summe entwendet. Die Banderolen um die Scheine, die in Ihrem Rucksack gefunden worden sind, belegen, dass das Geld aus dem Tresor dieser Bank stammt.«
    Da Fabian nun die Augen aufriss, den Mund zukniff und keinen Pieps mehr hervorbrachte, dachte Stöckle: Jetzt hab ich ihn gleich!
    Er schlug einen schärferen Ton an: »Es wäre günstig für Sie, Herr Knorr, wenn Sie mir sagen, wie Sie in die Bank gelangt sind, und wer Ihre Komplizen waren. Sie müssen Komplizen gehabt haben, und es müssen Profis gewesen sein.«
    »Ich weiß nichts von einem Bankraub und auch nichts von Komplizen.« Fabian presste die Fäuste gegen die Schläfen und stöhnte. »Ich schnapp gleich über, wenn Sie mir noch mehr so bescheuertes Zeug einreden! Lassen Sie mich mit diesem Scheiß in Ruhe!«
    Stöckle verschränkte gelassen die Arme vor der Brust. Fabian wurde es noch ungemütlicher, weil Stöckle, bevor er weitersprach, ihn wieder in dieser abschätzenden Weise musterte.
    »Ich rede Ihnen nichts ein, Herr Knorr. Ich versuche nur, Ihr Gedächtnis aufzufrischen. Die Masche mit dem Blackout kennen wir, damit werden Sie nicht durchkommen, mein Lieber.« Er beugte sich vor und sagte leise und beschwörend: »Vielleicht wurden Sie überredet oder dazu erpresst, sich zu beteiligen. Haben Sie Schmiere stehen müssen? Zumindest sind Sie mit 1000 Euro bezahlt worden! Wir brauchen Ihre Zeugenaussage, wer diese Männer waren. Falls Sie nicht mal die Namen wissen, dann geben Sie mir wenigstens eine Personenbeschreibung der Räuber und sagen Sie uns, wie diese vorgegangen sind.«
    »Verdammt noch mal!«, keuchte Fabian. »Ich weiß nichts von Männern oder einem Bankraub. Basta!«
    »Wenn Sie uns helfen«, sagte Stöckle, »kommen Sie möglicherweise mit einer Bewährungsstrafe davon, zumal Sie mit Ihren achtzehn Jahren noch nicht unbedingt unter das Erwachsenenstrafrecht fallen.«
    »Was soll denn das nun wieder heißen?!«, schrie Fabian. »Natürlich bin ich erwachsen. Was denn sonst?«
    »Ein Heranwachsender.«
    »Wollen Sie mich verarschen?« Fabian brüllte – und das hätte er lieber nicht tun sollen.
    Denn nach diesem gebrüllten Satz erhob sich Stöckle und sagte: »Es wäre günstig für Sie gewesen, Herr Knorr, wenn Sie wie ein Erwachsener mit mir geredet hätten. Doch ich kann Sie nicht zwingen. Also, lassen wir es gut sein.«
    »Kann ich jetzt gehen?«, fragte Fabian erwartungsvoll wie ein Kind, das auf eine Belohnung hofft.
    Der Assistent grinste unverhohlen und schaltete das Aufnahmegerät ab. Stöckle sah aus, als ob er so viel Naivität schwer ertragen konnte.
    Er schob seine Akten zusammen und sagte wie beiläufig zu Fabian Knorr, ohne ihn anzusehen: »Vorerst kann ich Sienicht gehen lassen. Bis heute Nachmittag besorge ich Ihnen einen Anwalt. In dessen Beisein reden wir noch einmal miteinander. Danach können Sie sich abschließend zu dem Tatvorwurf äußern. Wenn Sie den Rechtsanwalt von Ihrer Unschuld überzeugen, lass ich Sie laufen. Wenn nicht, dann werden Sie dem Haftrichter vorgeführt, der Sie wahrscheinlich in Untersuchungshaft

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