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Lemberger Leiche

Lemberger Leiche

Titel: Lemberger Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Ramge
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Quere gekommen ist?«
    Irma kaute und nickte.
    Stöckle kaute nun auch wieder. Automatisch. Nachdenklich. Nach der dritten Gabel hatte er seine Gedanken sortiert.
    »Wieso hat die Polizei nicht schon am Sonntag einen Zusammenhang vermutet, wenn der Mann direkt vor der Bank lag?«
    »Wie Sie wissen, Kollege Stöckle, ist der Bankraub erst am Montagmorgen von der Filialleiterin entdeckt worden.«
    »Stimmt«, gab Stöckle zu. Er stocherte in den Nudeln. »Dann ist dieser Fabian Knorr womöglich nicht nur ein Bankräuber, sondern auch ein Mörder.«
    »Er sieht zwar nicht wie ein Mörder aus«, sagte Irma. »Aber aufs Aussehen kann man sich nicht verlassen. Was hat das Verhör, außer dass er nicht gestanden hat, sonst noch ergeben?«
    »Er stellt sich dumm wie ein Simpel. Verwickelt sich in Widersprüche. Behauptet nicht zu wissen, wie zehn Hundert-Euro-Scheine in seinen Rucksack gekommen sind. Insgesamt fehlen rund 250 000 Euro.«
    Irma machte ein bedenkliches Gesicht. »Sie dürfen ihn doch trotzdem nicht länger als vierundzwanzig Stunden festhalten.«
    »Nun sagen Sie mir mal nicht, was ich zu tun habe!«, empörte sich Stöckle. »Ich hätte ihn ja laufen lassen. Aber inzwischen war er beim Erkennungsdienst und seitdem steht fest, dass seine Fingerspuren auf den Geldscheinen sind. – Also ist er so gut wie überführt, und der Fall kann der Staatsanwaltschaft übergeben werden.«
    »Komisch«, sagte Irma nach einer kurzen Denkpause. »1000 Euro von 250 000 Gesamtbeute. Wieso hat sich der junge Mann mit so einem kleinen Anteil begnügt? Vielleicht war er nur Handlanger oder Schmierensteher, und die wirklichen Räuber sind mit dem Rest auf und davon. Es kann sein, sie haben dem Jungen nur deswegen etwas abgegeben, damit er in Verdacht gerät.«
    »Er will aber nichts von Komplizen wissen«, sagte Stöckle. »Er ist stur. Wir behalten ihn hier, so lange es geht, vielleicht singt er doch noch. Sonst müssen wir ihn in U-Haft nehmen.«
    Irma überlegte. »Was halten Sie davon, wenn Schmoll ihn sich heute Nachmittag vornimmt? Wenn das Kerlchen an dem Bankraub beteiligt gewesen ist, dann muss er auch wissen, wer den alten Mann umgestoßen hat.«
    »Ich schicke Ihnen das Vernehmungsprotokoll rüber«, sagte Stöckle.
    Irma merkte, wie er mit sich kämpfte, ob er sich darüber freuen oder ärgern sollte, den Fall nun nicht mehr allein am Hals zu haben.

    Das Verhör Fabian Knorrs durch Schmoll, bei dem auch Irma zugegen war, gestaltete sich ähnlich schwierig wie das mit Kommissar Stöckle. Fabian gab sich bockig und verstockt und behauptete, nichts von einem alten Mann zu wissen und schon gar nicht, wie, wann und wo das Geld in seinen Rucksack gekommen war. Aber dieses Geld war es, das einen unwiderlegbaren Beweis darstellte, den Fabian nicht weglügen konnte. Unter Schmolls gezielten Fragen kam er tüchtig ins Schleudern und gab schließlich zu, da er sich ja an nichts erinnern könne, wäre es eventuell doch möglich, in diesen Bankraub hineingeraten zu sein. Er wisse auch nicht wie – und dann flennte er wie ein kleines Mädchen. Seine Patschhände vor dem Gesicht, schniefte und schluchzte er, bis ihm Irma ein Taschentuch gab und er sich langsam beruhigte. Die Heulerei hatte ihn offensichtlich entspannt, denn er erzählte nun auch die Story von dem Streit mit seiner Freundin Ariadne. Dass er vorhatte, die Nacht mit ihr zu verbringen, ließ er weg, aber dafür erzählte er um so ausführlicher, wie hartnäckig Ariadne verlangt hatte, das Fußballspiel zu sehen und warum er selbst keine Lust darauf gehabt hatte.
    »Und weil Ariadne fortgelaufen ist, haben Sie sich betrunken?«, hakte Irma nach.
    Sie musste sich zusammenreißen, Fabian mit Sie anzureden. Er wirkte so naiv und kindlich, dass ihr ständig ein Du auf den Lippen lag.
    »Ja«, sagte Fabian. »Wir haben uns noch nie gestritten. Ich hab’s einfach nicht ausgehalten, wie sie mich hat sitzen lassen. Wegen so einem dämlichen Fußballspiel!«
    »Und du, äh Sie sind sich nicht mehr ganz sicher, im betrunkenen Zustand irgendwie an dem Bankraub beteiligt gewesen zu sein?«
    »Sicher bin ich überhaupt nicht mehr. Ich habe einen Riss in der Birne, einen richtigen Blackout.«
    Er hätte nicht zugeben dürfen, dass er nicht mehr sicher ist, dachte Irma, und zu Schmoll sagte sie: »Es wird besser sein, wenn er mit einem Anwalt sprechen kann, bevor wir ihn weiter durchkneten.«
    »Meinetwegen«, brummte Schmoll.
    Er entließ Fabian Knorr mit dem frommen Rat, sich zu

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