Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lemberger Leiche

Lemberger Leiche

Titel: Lemberger Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Ramge
Vom Netzwerk:
ob er es für möglich hielt, dass man 250 000 Euro im Flugzeug ins Ausland schmuggeln konnte.
    »Mit etwas Glück wahrscheinlich schon«, sagte er. »Aber man kann auch einen Teil der Beute in einem Haus verstecken. Morgen früh haben wir die Durchsuchungspapiere, dann gehen wir mit einem Trupp der Spurensicherung zum Feuerbacher Oberdorf und stellen Frau Kurtz’ Bude auf den Kopf. Wenn mir dort nur ein einziger handfester Verdacht unterkommt, fliegst du mit dem nächsten Flugzeug nach Mallorca.«

Zehn
Dienstag, 6. Juli
    An diesem Morgen wurde die Identität der Kotzenloch-Leiche geklärt. Der junge Mann hieß Erik Raabe. Er war 25 Jahre alt, ledig, gelernter Koch und arbeitslos. Sein letzter gemeldeter Wohnsitz war in Frankfurt am Main. Die Ermittlungen hatten ergeben, dass er keine Angehörigen hatte und in Heimen aufgewachsen war. Nach Erik Raabe wurde seit mehr als einem Jahr wegen Autodiebstahls und Fahrerflucht gefahndet. Er war in einem geklauten Opel unterwegs gewesen und nicht allzu weit gekommen. Auf dem Zubringer zur Autobahn war der Opel aus unerfindlichen Gründen in den Kofferraum eines Audis gefahren, was diesem sowie dem fast neuwertigen geklauten Opel erhebliche Blechschäden und der Fahrerin des Audis ein Schleudertrauma beschert hatte.
    Als die Polizeistreife am Unfallort eintraf, war der Unfallverursacher verschwunden gewesen. Deswegen ging man davon aus, dass er unverletzt geflohen war. Da der Flüchtige ein halbes Jahr vorher wegen mehrfachen Taschendiebstahls registriert worden war, konnte durch den Vergleich seiner Fingerabdrücke aus dem Opel schnell festgestellt werden, um wen es sich handelte. Die Fingerabdrücke der unbekannten Leiche aus Stuttgart stimmten mit denen des gesuchten Autodiebes aus Frankfurt überein. Auf den Fotos der Datenbank war Erik Raabes Gesicht gut zu erkennen. Seine braunen Augen blickten melancholisch, die Lippen waren zu einem verhaltenen Lächeln verzogen. In seine runde Babystirn hingen schwarze Haarsträhnen.
    »Ein hübsches Büble«, sagte Schmoll.
    »Des Dumme isch nur«, sagte Katz, »mer wisse zwar nu, wer der Mann isch und wie er aussieht, aber no lang net, wer ihn ombracht het.«
    Schmoll zuckte mit den Schultern. »Ich denke, das ist ein triftiger Grund, uns jetzt nach Feuerbachs Altstadt aufzumachen, um Frau Kurtz’ Behausung zu inspizieren.«
    Eine Stunde später rückte Schmolls Team zusammen mit drei Spurensicherern zum Haus von Brünnhilde Kurtz aus, um es nach allen Regeln der Kunst zu durchsuchen. Dass in dem Haus eine weitere Person gewohnt hatte, war eindeutig, weil in allen Räumen zweierlei Fingerabdrücke gefunden wurden. Die meisten davon gehörten vermutlich zu Frau Kurtz. Die anderen, von denen es nur wenige gab, da viele davon unverkennbar einer Putzaktion anheimgefallen waren, sollten mit denen des jungen Mannes, der in einem Kühlfach der Pathologie ruhte, verglichen werden.
    Irma zeigte der Nachbarin Erik Raabes Fotos aus der Fahndungsdatei, und Frau Würmle-Brommer erkannte den jungen Mann, der bei Brünnhilde Kurtz gewohnt hatte. Sie behauptete, ihn noch am Morgen des letzten Sonntags gesehen zu haben.
    Deswegen war es rätselhaft, dass sich in Frau Kurtz’ Haus keinerlei Kleidungsstücke oder sonstige Dinge fanden, die auf einen männlichen Mitbewohner schließen ließen.
    Wenn man von einigen Seltsamkeiten absah, wurde in dem Häuschen nichts Auffälliges und auch kein Geld aus dem Bankraub entdeckt.
    Die Seltsamkeiten fasste Katz in dem Satz zusammen: »Isch des hier a Wohnung oder a Fitnessclub?«
    In der oberen Etage befanden sich ein geräumiges Schlafzimmer und ein Bad. Diese Räume waren wie auch die Wohnküche im Parterre mit Mobiliar versehen, das man in einem schwäbischen Haushalt erwartete. Doch die Einrichtung des Wohnzimmers, das den großen Rest der Quadratmeter im Parterre einnahm, lag nicht im Normalbereich der Gutbürgerlichkeit. Außer einer wuchtigen schwarzen Ledercouch, die an einen Sarkophag erinnerte, waren verschiedene Geräte im Raum verteilt, die im Allgemeinennicht in einem Wohnzimmer zu finden waren, dazu ein Fernseher mit Riesenbildschirm und eine augenscheinlich hochwertige Stereoanlage mit riesigen Lautsprecherboxen.
    Verdrossen über so viele Ungereimtheiten in dieser Wohnung gab Irma einer einbeinigen Statue einen Faustschlag gegen den rotledernen Birnenkopf. Als das Ding zurückschlug, war sich Irma nicht sicher, wie das zugegangen war. Sicher war ihr nur ein blauer Fleck.
    Einer der Spusis,

Weitere Kostenlose Bücher