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Lenas Flucht

Lenas Flucht

Titel: Lenas Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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ganz da. Ich kenne den Mann.«
    Sofort wurde es totenstill. Alle schauten stumm auf Lena.
    »Das ist Juri Bubenzow. Mit dem war ich mal verheiratet.«
    »Tragt ihn weg, was steht ihr noch herum?« befahl Krotow den Sanitätern leise.
    »Wir wurden vor acht Jahren geschieden«, fuhr Lena fort, als sie Michail Sitschkin, der jedes Wort genau notierte, in der Küche gegenübersaß. »Wo er jetzt wohnt, weiß ich nicht. Seit unserer Scheidung hat er noch zwei- oder dreimal geheiratet.«
    »Haben Sie sich danach mal getroffen?« fragte Sitschkin.
    »Ja. Im Sommer dieses Jahres sind wir uns per Zufall auf einer Konferenz in Kanada begegnet. Heute morgen hat er hier angerufen. Er wollte, daß wir uns auf einem kleinen Hof hier in der Nähe treffen. Ich habe zugesagt, wußte aber genau, daß ich nicht hingehe. Ich hatte einfach keine Lust, das Gespräch mit ihm fortzusetzen.«
    »Um welche Zeit war das?«
    »Ich weiß nicht: Ich habe nicht auf die Uhr geschaut. Das Telefon hat mich geweckt.«
    »Und danach haben Sie sich wieder hingelegt?«
    »Ja. Aber ich konnte nicht mehr einschlafen und bin ins Bad gegangen. Dann – aber das habe ich Ihnen ja schon gesagt.«
    »Geht es nicht ein bißchen konkreter? Warum haben Sie eingewilligt und sind dann nicht hingegangen? Und warum wollten Sie sich nicht mit Bubenzow treffen?«
    »Nach unserer Begegnung im Sommer in Kanada hat er immer wieder versucht, mit mir in Kontakt zu kommen. Ich wollte das nicht. Wir waren uns völlig fremd geworden. Außerdem wußte ich, daß er eine Frau und einen kleinen Sohn hat.«
    »Das hat er Ihnen selbst gesagt?«
    »Nein.«
    »Haben Sie sich danach erkundigt oder es per Zufall erfahren?
    »Ganz zufällig. Ich habe mich nicht nach ihm erkundigt, er war mir völlig egal.«
    »Aber das hat Sie darin bestärkt, nicht wieder mit ihm in Beziehung zu treten.«
    »Natürlich.«
    »Was meinen Sie, wie hat er Ihre Ablehnung verkraftet?«
    »Juri hatte phänomenalen Erfolg bei Frauen. Er war daran gewöhnt, daß sich alle um ihn rissen. Als ich ihn abblitzen ließ, hat ihn das sicher schwer getroffen.«
    »War er eifersüchtig, als Sie noch verheiratet waren?«
    »Ständig.«
    »Haben Sie ihm Anlaß gegeben?«
    »Nein. Ich habe ihn nicht betrogen. Er mich immer wieder.«
    »Wie äußerte sich seine Eifersucht?«
    »Er hat geflucht und mir Szenen gemacht.«
    »Hat er nie versucht, Sie zu schlagen, oder gedroht, Sie umzubringen?«
    »Wollen Sie damit andeuten, Bubenzow hätte versucht, mich aus Eifersucht zu erschießen? Verzeihen Sie, aber ich glaube, da irren Sie sich. Don Juan und Othello in einer Person – das klingt schon sehr nach Dichtung.«
    »Lassen Sie die literarischen Vergleiche. Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    »Gut. Dann will ich antworten. Er hat mich einmal geschlagen. Danach habe ich ihn verlassen. Aber er hat nie gedroht, mich umzubringen.«
    »Die Scheidung haben also Sie eingereicht?«
    »Im Prinzip, ja. Aber Juri hat alles getan, um mich zu diesem Schritt zu treiben.«
    »Hat er um Sie gekämpft?«
    »Nein. Er hatte schon wieder eine neue Affäre mit einem Mannequin.«
    »Und trotzdem hat er Ihnen Eifersuchtsszenen gemacht? Sie sagten doch eben, Sie hätten sich friedlich getrennt.«
    »So seltsam das klingt, ja. Er meinte, mit dem Schlag hätte er mich nicht beleidigt. Für ihn war das ganz normal. Und ich habe mir vor allem selber Vorwürfe gemacht, weil ich ihn nicht eher verlassen habe. Wir sind in dem Sinne friedlich auseinandergegangen, daß wir uns danach nicht als Feinde betrachteten.«
    Krotow hörte schweigend zu und gestand sich ein, daß er Lena niemals hätte solche Fragen stellen können. Sie mußten aber gestellt werden. Daß Bubenzow Lena allerdings aus Eifersucht erschießen wollte, glaubte er keine Sekunde lang. Jedoch schob sich diese Version, zu der immer neue Einzelheiten kamen, weiter und weiter in den Vordergrund. Man konnte durchaus annehmen, daß Bubenzow auch zuvor in Lenas Wohnung eingebrochen war; daß er die Schlüssel, das Telefonbuch und das Foto mitgenommen hatte, das man in seiner Jackentasche fand. Dann war er noch einmal gekommen und hatte die schreckliche Abbildung aus dem Lehrbuch hinterlassen. Blieben die Kassetten. Aber aus dem Gespräch mit der Praktikantin konnte man höchstens auf die Nachlässigkeit der Ärzte schließen. Und Dr. Kurotschkin war nicht mehr in der Lage, seine Worte in einem offiziellen Verhör zu wiederholen. Jetzt brauchte man nur noch den Dritten, der nach Bubenzow in

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