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Lenas Flucht

Lenas Flucht

Titel: Lenas Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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war nicht mehr so feindselig. Das wunderte sie sehr.
    »Was haben Sie gegen ein Einzelzimmer?« fragte sie lächelnd.
    »Gar nichts. Ich wollte es nur wissen.«
    »Warum sollten wir Sie nicht komfortabel unterbringen, wenn wir die Möglichkeit haben«, flötete Amalia Petrowna. Als sie aus dem Zimmer trat, kam ihr Walja entgegen.
    »Amalia Petrowna, darf ich Sie etwas fragen?
    »Natürlich, Kindchen, fragen Sie nur.«
    »Was war in der Flasche?«
    »Ein Medikament, das die Schrumpfung der Gebärmutter stimuliert. Schön, daß Sie sich so für alles interessieren.«
    Mit dieser Rotznase muß ich mir auch noch etwas einfallen lassen. Sicher ist sicher, ging es Amalia Petrowna durch den Kopf.

Siebzehntes Kapitel
    Die Obduktion ergab, daß Dr. Kurotschkin an schwerer Herzinsuffizienz verstorben war. Nichts deutete darauf hin, daß sich noch eine andere Person in der Wohnung aufgehalten hatte …
    Am Montagmorgen stürzte Michail Sitschkin in Krotows Büro. Er ließ sich in einen Sessel fallen, nahm eine Zigarette und legte los: »Gestern hat es dort noch einen Mord gegeben – gegen elf in dem Hof, wo Bubenzow deine Poljanskaja erwartet hat! Dort ist es einsam und still. Die beiden Häuser werden saniert, die Mieter sind alle weg, und Arbeiter waren auch keine da – es war Sonntag! In einem Stück Betonrohr haben sie ein Mädchen mit einem Schuß mitten ins Herz gefunden. Und jetzt kommt’s: Das Mädchen ähnelt jemandem! Was glaubst du, wem?« Sitschkin machte eine lange Kunstpause, bevor er feierlich verkündete: »Der Poljanskaja! Das Gesicht nicht so sehr, aber die Größe, die Figur, das Haar und überhaupt die ganze Erscheinung … Sie ist mit der Waffe erschossen worden, die in der Wanne lag. Auf der Jacke der Toten haben wir Fasern von Bubenzows Pullover gefunden. Sie hatte eine Wildlederjacke an, da bleibt alles hängen. Sogar zwei Haare von ihm haben wirentdeckt. Mir ist nur nicht ganz klar, warum er sie versteckt hat.«
    »Er war in Eile. Als er merkte, daß er die Falsche umgelegt hat«, meinte Krotow nachdenklich, »hat er sie schnell beiseite geschafft, damit nicht der nächste beste über sie stolpert.«
    Das Telefon klingelte. Krotow wurde zu seinem Vorgesetzten, Oberst Kasakow, gerufen.
    »Komm rein, setz dich.«
    Kasakow ging unruhig in seinem Büro hin und her, griff zerstreut nach verschiedenen Dingen – dem Aschenbecher, dem Stöpsel seiner Wasserkaraffe, einem Buch – und legte sie anderswo ab.
    Das bedeutete nichts Gutes. Der Oberst sah finster drein.
    Krotow hatte bereits nach dem ersten Gespräch mit Lena am Donnerstagabend seinen Chef zu Hause angerufen und ihm in knappen Worten von der Sache berichtet. Damals hatte Kasakow nur aufgeseufzt. »Klingt ziemlich aussichtslos, Sergej. Du wirst nichts beweisen können.«
    Jetzt sagte er ärgerlich, ohne Krotow anzusehen: »Gratuliere. Der General hat entschieden, daß du den Fall abgibst.«
    »Warum?« fuhr Krotow hoch, obwohl er sich die Antwort denken konnte.
    »Weil du mit drinhängst, Sergej. Du bist unser erster und bisher einziger Beteiligter. Den Othello in der Schmidtstraße kannst nur du aus dem Weg geräumt haben.«
    »Moment, Moment. Ich war in Tscherjomuschki!«
    »Ich weiß, das haben wir ja alles überprüft.« Kasakow winkte ab. »Die örtlichen Ermittler haben ausgesagt, daß du in Kurotschkins Wohnung auf sie gewartet hast und nach zehn Minuten weg warst wie der Blitz. Die waren sauer auf dich! Zuerst hast du sie herumkommandiert und dich dann einfach davongemacht. Und wer hat schon Lust, sich in alle Details zu vertiefen? Die Sache ist eindeutig: Kurotschkin ist an schwerer Herzinsuffizienz gestorben. Von Tscherjomuschki bis zur Schmidtstraße braucht man höchstensfünfunddreißig Minuten, sagen wir, vierzig. Sonntags gibt es auch kaum Staus. Und wie lange hast du gebraucht?«
    Krotow war eine ganze Stunde lang unterwegs gewesen. Fünfzehn Minuten hatte er in dem Viertel, das er schlecht kannte, nach einer Tankstelle gesucht. Und dort war dann auch noch etwas Zeit vergangen.
    »Ich mußte tanken. Ich bin schon auf Reserve gefahren. Das sind die zwanzig Minuten.«
    »Was wolltest du überhaupt bei dem Alten in Tscherjomuschki?«
    »Das ist der Arzt, der die Diagnose gestellt hat, das Kind sei tot. Er hat Lena das Schlafmittel gegeben und sie nach Lesnogorsk geschickt.«
    »Ach, Sergej, Sergej«, seufzte Kasakow. »Ich versteh dich doch: Du bist verliebt, läufst schon seit Tagen mit strahlenden Augen und idiotischem Lächeln

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