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Lenas Flucht

Lenas Flucht

Titel: Lenas Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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stecken Sie sich bitte ans Kleid.«
    Drinnen erinnerte nichts mehr an die Metro-Station »Platz der Revolution«. Hier sah es genauso aus, wie man es aus amerikanischen Krimis kennt.
    Lena trat in einen großen Raum, der durch Glaswände in viele kleine Kojen eingeteilt war. Dazwischen eilten bullige Amerikaner in weißen Hemden und mit Schulterhalfter geschäftig hin und her. Computer klapperten, irgendwer trank Kaffee aus einem Pappbecher, die Füße auf das nächste Tischchen gelegt.
    McCoventry empfing Lena mit einem breiten Lächeln.
    »Ich wollte nichts sagen, als Mr. Pollit dabei war«, begann Lena, nachdem er ihr Platz angeboten hatte. »Er ist nicht mehr jung, und ich wollte ihn nicht aufregen. Ich habe Grund anzunehmen, daß die Explosion mir gegolten hat.«
    McCoventrys Miene wurde plötzlich undurchdringlich. Das Lächeln war wie weggewischt. Wie zwei Pistolenmündungen bohrten sich die schwarzen Augen in Lenas Gesicht.
    Wahrscheinlich starrt er so einen Verdächtigen im Verhör an, dachte Lena. Am liebsten möchte man weglaufen oder unter den Tisch kriechen und schreien: »Schießen Sie nicht, Sir, ich gestehe alles!« Und auch ich werde jetzt alles sagen.
    »Sie waren schon in Rußland hinter mir her, und hier geht das offenbar weiter«, stieß sie hervor. Lena umriß kurz und knapp, ohne überflüssige Einzelheiten, worum es ging. Der Detective wandte seinen bohrenden Blick nicht von ihr, unterbrach sie aber auch nicht. Immer mehr gewann sie den Eindruck, daß er sie überhaupt nicht verstand. Es war, als spreche sie Russisch mit ihm. Sie beeilte sich, zum Ende zu kommen.
    »Soviel ich weiß, ist in den USA die Herstellung derartiger Präparate verboten. Wahrscheinlich haben die Leute, die mir schon in Moskau ans Leben wollten, hier in New York einen Absatzmarkt und eigene Strukturen. Sie sind mirauf die Spur gekommen. Vielleicht sind sie von der Russenmafia in Brighton Beach.«
    »Sind Sie fertig, Lady?« fragte McCoventry nach einer Pause.
    Lena nickte.
    »Also«, der Detective stand auf und ging hin und her, »in Brighton Beach gibt es keine Russenmafia. Das sind alles Erfindungen der Medien. Der Mann der verstorbenen Samantha Robinson, der Haushälterin von Mr. Pollit, ist vor einem Jahr wegen Drogenhandel festgenommen worden und sitzt zur Zeit im Gefängnis. Wir nehmen an, daß die Explosion damit und nur damit zusammenhängt. Die Ermittlungen laufen.«
    »Nein.« Lena seufzte auf. »Das hat mit Drogen nichts zu tun. Entschuldigen Sie, Mr. McCoventry, offenbar haben wir uns nicht richtig verstanden. Soll ich es noch einmal erklären?«
    »Geben Sie sich keine Mühe, Lady. Ich habe Sie genau verstanden. Sie sind sehr leicht zu beeindrucken, wie mir aufgefallen ist. Sie sind hierhergekommen, um in der Columbia University Vorträge zu halten? Dann tun Sie das. Bei uns macht jeder seinen Job.«
    Damit setzte sich der Detective wieder an seinen Computer, starrte auf den leeren Monitor und trommelte mit den Fingern auf den Rand der Tastatur. Für ihn war das Gespräch beendet.
    »Ich danke Ihnen, Sir!« Lena stand auf und lächelte freundlich. »Sie sind ein hervorragender Polizist.«
    »Ich weiß«, meinte McCoventry, »das habe ich schon mal gehört. Aber ich sage Ihnen eines, Lady: Wären in Rußland echte Gangster hinter Ihnen her gewesen, dann stünden Sie jetzt nicht hier. Leben Sie wohl. Nett, Sie kennengelernt zu haben.«
    Er erhob sich und drückte ihr fest die Hand.
     
    Es geht also weiter! Lena ließ sich in der U-Bahn schwer auf einen Sitz fallen. Laß dich bloß nicht unterkriegen, sagte sie sich. Sie schaute in die Gesichter der Passagiere. Beobachtete sie einer?
    In der überfüllten Bahn hing ein baumlanger Schwarzer direkt über ihr. Sein langes Haar war zu zahllosen kleinen Zöpfchen geflochten. Er spielte mit einem Schlüsselbund an einer langen Kette.
    Eine dicke Frau, die Lena gegenübersaß, schaufelte fröhlich Makkaroni aus einer Pappschachtel in sich hinein. Der kleine Herr im korrekten Geschäftsanzug neben ihr aß vornehm einen Hamburger.
    Lena war schon aufgefallen, daß in der New Yorker U-Bahn ständig gegessen wurde. Und zwar nicht nur ein Eis oder eine Banane, sondern Suppe aus Plastikdosen, Bratkartoffeln, Hot Dogs oder riesige Stücke Kuchen. All das wurde mit Mengen von eiskalter Sprite, Coke oder Fanta hinuntergespült. Aus Europa kannte sie das nicht. Ein Franzose aß nie im Gehen und schon gar nicht in einem öffentlichen Verkehrsmittel. Eher setzte er sich in ein

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