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Lenas Flucht

Lenas Flucht

Titel: Lenas Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Völlig zusammengekrümmt lag er da. Er ließ sich ohne Widerstand durchsuchen, blinzelte nur schwach ins Licht der Taschenlampe. Ihm war übel, und alles ringsum drehte sich.
    Bremsen kreischten. In der Dunkelheit flammten Scheinwerfer auf. Aus einem Jeep der Miliz stiegen zwei Mann aus, die man Kruglow zu Hilfe geschickt hatte.
    Prussak wurde in den Wagen gehoben.
    »Das Messer!« rief Walja. »Das habe ich ganz vergessen. Er hat etwas fallen lassen, das aussah wie ein Messer.«
    Einer der Milizionäre ließ den Strahl seiner Taschenlampe über den Boden gleiten. Tatsächlich fand er ein Finnmesser, scharf wie eine Rasierklinge.
     
    Aus Prussak war zunächst kaum etwas herauszubekommen. Zuerst wollte er protestieren.
    »Das ist meine persönliche Angelegenheit, Chef. Das Mädchen gefällt mir schon lange. Ich wollte nur mit ihr reden, ganz normal. Die aber sprüht mir dieses Zeug ins Gesicht. Die sollte man einlochen, nicht mich, hörst du, Chef?«
    Aber es brauchte nicht viel, um ihn zur Aussage zu bewegen. Er gestand alles – wie ihn Amalia Petrowna beauftragt hatte und wieviel sie ihm bezahlen wollte.
     
    Mit Amalia Petrownas mehrfach gesicherter Wohnungstür taten sie sich lange schwer. Als sie endlich drinnen waren, forderte Hauptmann Sawtschenko sofort die Schnelle Medizinische Hilfe und die Spurensicherung an.
    »Da brauche ich gar nicht hinzuschauen«, meinte der Notarzt von oben herab. »Sie hat sich einen Schuß gesetzt, und das war’s. Sie ist Ärztin und weiß, wie man das macht.«
    Das gleiche sagte auch der Gerichtsmediziner, der zusammen mit der Spurensicherung eintraf. Die Leiche wurde in die Pathologie gebracht. Die Obduktion ergab, daß der Tod durch Vergiftung mit einer Überdosis Morphium eingetreten war. Auf der Spritze und den benutzten Ampullen fanden sich die Fingerabdrücke einer einzigen Person, der verstorbenen Amalia Petrowna Sotowa.
    »Ich glaube nicht, daß sie das selber war«, erklärte Hauptmann Sawtschenko, als er spätabends mit seiner Frau in der Küche saß. »Das paßt nicht zu ihr. Und sie wußte auch gar nicht, daß Prussak gestanden hat.«
    »Wir wollen nicht schlecht von ihr denken.« SeineFrau seufzte. »Sie war bestimmt unglücklich und sehr einsam.«
    Sie tranken einen Kognak auf die Tote, wobei sie nach russischer Sitte nicht anstießen.

Zwanzigstes Kapitel
    »Du willst also nicht nach Greenwich Village?« fragte Steven, als beide vor die Haustür traten.
    »Es ist schon spät, Steven. Ich bin müde.«
    »Aber deine Ankunft muß doch gefeiert werden!« Steven ließ die Autoschlüssel an seinem Finger kreisen. Er war traurig. »Wozu habe ich mich dann so in Schale geworfen?«
    »Also gut.« Lena lenkte ein. »Erinnerst du dich an den gemütlichen Italiener zwei Ecken von hier? Der Wirt war so ein ganz Kleiner.«
    »Was soll ich bloß mit dir machen? Dort weiß natürlich keiner meinen Anzug aus englischem Tuch zu schätzen …«
    »Ich habe ihn doch schon gelobt!« tröstete ihn Lena. »Dafür kannst du etwas trinken. Wir gehen zu Fuß.«
    Im Küchenfenster erschien der schwarze Krauskopf von Samantha, Stevens Aufwartefrau.
    »Wenn Sie nicht fahren, kann ich dann das Auto für ein paar Stunden haben?« rief sie.
    »Okay!« Steven warf ihr mit einem für sein Alter beträchtlichen Schwung die Schlüssel zu. »Aber vorher machst du meinen Stall sauber.«
    Das Restaurant war fast völlig leer. Auf dem kleinen, noch dunklen Podium stimmte ein alter Geiger mit eindrucksvoller Mähne sein Instrument. Der Wirt, ein winziges kahlköpfiges Männlein, eilte herbei, schüttelte Steven heftig die Hand und sagte immer wieder: »Wie ich mich freue, Sie zu sehen! Sie und Ihre russische Freundin. Ich habe Sie sofort erkannt, Madam«, erklärte er Lena und entblößte seine blendend weißen, künstlichen Zähne. »Sie waren lange nichtmehr hier, aber ich kann mich gut an Sie erinnern. So eine schöne Frau vergißt man nicht!«
    Sie setzten sich in eine Ecke, und Steven zündete sich eine Zigarette an. Unbeeindruckt von allen amerikanischen Kampagnen gegen das Rauchen, hielt er an diesem Laster fest.
    »Für dich wie immer einen Martini Bianco mit Eis?« fragte er, nachdem er die Weinkarte angeschaut hatte.
    »Nein.« Lena lächelte. »Für mich nur einen Juice.«
    Steven brummte verächtlich.
    »Mich wundert nicht, daß man jetzt bei euch in Rußland unsere angeblich so gesunde Lebensweise propagiert. Aber daß du darauf hereinfällst, hätte ich nicht gedacht. Ich habe schon

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