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Lenke meine Fuesse Herr

Lenke meine Fuesse Herr

Titel: Lenke meine Fuesse Herr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Wittenberg
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einer bekannten Fernfahrerraststätte an der Nationalstraße. War wohl nichts: Wirtshaus samstags geschlossen! Über schlammige, von Reitern aufgewühlte Waldwege führt heute der Chemin St. Jacques. Es regnet. Ich habe keine Lust auf Poncho, dazu ist es zu warm, so gehe ich mit Regenschirm. Umwege, auf steilen Treppen auf und ab. Eine schöne Kirche — Ste. Caterine — und dann ein Golfplatz. Wir stürmen glücklich ins Lokal, werden aber abgewiesen: members only! Eine Vorstadt: Kindersportfest im Regen. Endlich St. Laurent und ein Frühstück am Campingplatz. Nochmal Wald, langsam wird er parkähnlich. Jetzt sind wir fast in Lausanne!
    Schließlich erreichen wir die Kathedrale. Ein gewaltiger Bau mit beeindruckender Atmosphäre. Nur: Wieso ist der Verkaufsstand am Samstag um halb zwölf geschlossen? Ich hätte gerne ein paar Karten gekauft! Vom Vorplatz geht’s die Treppen hinab durch die Altstadt mit buntem Markttreiben. Wir suchen und finden den Bahnhof und dort die Touristinfo, wo man uns sehr von oben herab eine Hotelliste in die Hand drückt: Sucht euch etwas aus! Privatzimmer gibt es nicht! Wir gehen bei McDonalds essen und Andi ruft in einem Hotel in Morges an, das im Hotelführer steht. Nachdem es heißt: „79,00 CHF pro Person“, buchen wir.
    Hinunter zum See, vorbei an Banken, Sportverbandspalästen und ähnlichem Protz. Es stinkt nach Geld und Snobismus! Ein großer Park, dann ein langer Marsch den See entlang auf asphaltierten Wegen. Der Regen hat Gott sei Dank aufgehört! Endlich, gegen halb sechs am Abend, sind wir im Hotel in Morges. Morgen früh können wir um sechs Uhr frühstücken, dann geht’s per Schiff nach Genf, wo sich unsere Wege trennen. Die zwei bis vier Tage Marsch auf Teer den See entlang wollen wir uns sparen: Vor allem Benni ist am Ende! Der arme Kerl ist richtig fußlahm, hat deutlich abgenommen und viel von seiner Munterkeit verloren.
    Nach dem Abendessen und Wäschewaschen bummle ich noch ein bisschen durch die nette Altstadt und über die in der Abendsonne herrliche Seepromenade. Kastanien blühen, es ist Frühsommer hier und es wirkt fast mediterran. Ich komme mit einer winzigen Frau aus Bolivien ins Gespräch, die hier ihren Sohn besucht. Als ich dann im Hotel zahlen will, verlangt man 129,00 CHF! Ich reklamiere, und der Chef drückt „gnadenhalber“ den Preis auf 118,00 Franken — Frechheit! Ich schlafe schlecht und bin um halb fünf wach.

Sonntag, 22. Mai 200 6
Morges – Genf Schiff + 14 km

    Als wir gegen sechs Uhr frühstücken wollen, ist keiner da. Doch bei diesem Preis aufs Frühstück verzichten?! Außerdem müssen die anderen noch zahlen. Also: Frühstück um sieben und dann am späten Vormittag mit dem Schiff nach Genf. Ich mache bis dahin noch einen Spaziergang am See entlang und beobachte und fotografiere ein Haubentaucherpärchen, das fröhlich im Morgenlicht balzt.
    Nach dem Frühstück bleibt noch immer viel Zeit, die ich zum Tagebuchschreiben nutze. Gegen zehn Uhr dreißig gehen wir allesamt Richtung Hafen. Eine Frau spricht mich an — als sie hört, dass ich nach Santiago gehe, wünscht sie mir überschwänglich Glück. Ihre Freundin sei von Le Puy aus gegangen, erzählt sie. Ein braungebrannter Schwerbepackter marschiert nach Norden und wir fragen uns, ob das ein Jakobspilger auf dem Rückweg ist.
    Benni lahmt und macht keine überflüssige Bewegung — der arme Kerl ist völlig am Ende! Ich muss daran denken, wie oft ich gefragt wurde, warum ich Charly, meinen Cockerspaniel, nicht mitnehme nach Santiago. Ich glaube nicht, dass der jetzt besser dran wäre als Benni! Es hat aufgehört zu regnen, die Sonne kommt durch. Gegen zwanzig nach zwei legt das Schiff nach ruhiger Fahrt kreuz und quer über den See in Genf an. Der Himmel ist wieder bedeckt; zwischendurch auf dem See hat es geregnet. Inge verabschiedet sich: Sie will noch bis Beaumont in Frankreich gehen. Ich möchte heute nicht weiter und habe mir nach dem Wanderführer eine Herberge ausgesucht, die preiswerte Unterkunft bieten soll. Ich begleite Dagmar, Andi und Benni Richtung Bahnhof bis zum Wegweiser „City Hostel“. Jetzt heißt es Abschied nehmen. Unsere Wege trennen sich endgültig.
    Das Hostel ist voll belegt, doch nach einigem Suchen und Telefonieren komme ich am anderen Ende der Innenstadt günstig unter. Ich ergattere noch einen Stadtplan und dann klotze ich dort hin — quer durch die Stadt, ein Stück weit das Seeufer entlang — und da kommt mir ein älterer Herr entgegen,

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