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Lenke meine Fuesse Herr

Lenke meine Fuesse Herr

Titel: Lenke meine Fuesse Herr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Wittenberg
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weißhaarig und — bärtig, in Wanderschuhen, mit einer großen Herzmuschel an einer Lederschnur um den Hals. Ich verkneife mir, ihn anzusprechen — es würde mich aber doch interessieren, ob die Muschel ein Pilgerzeichen ist oder nur folkloristischer Schmuck...
    Das Zimmer im Hotel Central ist einfach, ich richte mich ein und mache noch einen Streifzug durch die Genfer Altstadt. In der Lutherischen Kirche singt die Kantorei eine Bachkantate — herrlich. Ich setzte mich vor die Kirche, höre von außen zu und kämpfe wieder einmal mit den Tränen. Kathedrale, Russisch-Orthodoxe Kirche, Mariendom, der Ausgangpunkt der Via gebennensis, des Jakobswegs von Genf nach Le Puy. Ein bisschen Schaufensterbummel — man merkt schon, dass Genf eine reiche Stadt, oder auch Stadt der Reichen ist! Deshalb beschränke ich mich zum Abendessen auch auf einen BigMac.
    Morgen also nach Frankreich! Ich habe immerhin den ersten Abschnitt geschafft — eigentlich bin ich schon ein bisschen stolz auf mich!

Bevor es losgeht:
Was muss ich bedenken?

    Das war also der erste Abschnitt meines Pilgerwegs nach Santiago. Im Zurückblicken nenne ich diesen Abschnitt: laufen lernen. Ich habe in diesen drei Wochen Lehrgeld bezahlt: Ich bin falsch ausgerüstet und mit falschen Vorstellungen über meine eigene Leistungsfähigkeit, über den Weg und über das Pilgern überhaupt auf den Weg gegangen. Ich kann und möchte keine allgemeingültigen Ratschläge erteilen, sondern hier meine Erfahrungen weitergeben. Was habe ich auf dem Weg zu Vorbereitung und Ausrüstung gelernt? Wie soll man sich vorbereiten?

Literatur
    Ich habe bewusst darauf verzichtet, mir Berichte über den Jakobsweg zu beschaffen. Das Einzige, was ich ganz gelesen habe, war der erste Bericht von Carmen Rohrbach — ein Buch, das ich jetzt jedem empfehle, der wissen will, wie es in den neunziger Jahren auf dem Camino francés — dem spanischen Jakobsweg — aussah. Dann habe ich mich entschlossen, den Weg mit meinen Augen zu sehen und nicht durch die Brille eines meiner Vorgänger. Den esoterischen Roman von Paolo Coelho habe ich nach zwanzig Seiten weggelegt und nie mehr aufgeschlagen. Ich habe mir die Outdoor-Wanderführer über den schweizerischen und den französischen Jakobsweg beschafft — und einen sehr schönen, reich bebilderten Führer mit herausnehmbaren Karten für die einzelnen Etappen in Spanien. Ich konnte also abschätzen, wie groß einzelne Wegstrecken sein würden und hatte auch eine Vorstellung über die Schwierigkeiten unterwegs. Auch die Sehenswürdigkeiten am Weg und Hintergrundinformationen findet man in diesen Führern. Da der Weg fast durchweg sehr gut markiert ist, muss man sich nicht mit Karten belasten. Die Neuauflagen der Outdoor-Führer sind absolut ausreichend und geben alle Informationen, die der Pilger braucht. Sehr hilfreich ist in Frankreich das „miam-miam-dodo“. Das ist ein Verzeichnis aller Herbergen, Privatunterkünfte, Geschäfte, Bahnhöfe und Banken am und beiderseits des französischen Fernwanderweges GR 65 ab Le Puy, der gleichzeitig der Jakobsweg ist. Für den „camino francés“ in Spanien gibt es dieses Heft auch! Die Verzeichnisse werden jährlich aktualisiert und können, wenn man sich auf die Markierungen verlässt, mit ihren Kartenskizzen fast einen Wanderführer ersetzen. Hilfreich ist auch das sechssprachige Glossar am Ende. Sie beziehen das Heft am besten direkt bei Les éditions du Vieux Crayon (www.levieuxcrayon.com). Ein ähnliches Verzeichnis für den Abschnitt zwischen Genf und Le Puy ist zu beziehen über die
    Association Rhône-Alpes des amis de Saint-Jacques
    133, chemin Rapillard
    F-38890 Salagnon
    Tel. 0474924031 ( www.amis-st-jacques.org )

Ausrüstung:
    • Pilgerpass: Das wichtigste Dokument für den Jakobspilger. Ohne ihn kommt man nicht in die spanischen Herbergen, mit ihm erhält man in Frankreich und Spanien beim Eintritt in Kirchen und Museen Rabatte, viele Wirte geben auf ihn Nachlass bei Essen, Trinken und Unterkunft. Er ist der Nachweis, dass man die Voraussetzungen für den Erhalt der Pilgerurkunde in Santiago de Compostela und in Fisterra erhält. Und: Mit den vielen Stempeln, die man in Kirchen, Herbergen, Gemeindeverwaltungen oder auch einfach Gasthäusern bekommt, ist er ein schönes Andenken an den Jakobsweg. Erhalten können Sie ihn bei Ihrer örtlichen Jakobusgesellschaft oder in den Herbergen am Weg.
    • Rucksack: Der Rucksack sollte nicht zu groß sein — das verführt nur dazu, zu viel

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