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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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sagte sie. »Wir essen hier. Ich habe im obersten Stock eine Wohnung. Komm so gegen sieben. Hinten ist eine Tür, durch die kommst du in die Küche. Wenn du da klingelst, komme ich runter und hole dich ab. Ich möchte nicht, dass du vorn hereinkommst ...«
    Sie verfolgte den Gedanken nicht weiter, aber ich wusste, was sie meinte: Sie wollte nicht, dass ich daran erinnert wurde, womit sie ihr Geld verdiente.
    Ich stand auf und nahm meinen Hut. »Abgemacht. Wir können über alte Zeiten plaudern.«
    Ihr Lächeln wankte. »Nein ... nicht über alte Zeiten. Ich möchte nur noch an die Zukunft denken.«
     
    Ich fuhr mit dem Atlantic ins Stadtzentrum und hielt vor einer vornehmtuerischen Weinhandlung an der George Street. Der Bursche hinter der Theke war höchstens dreißig, gab sich aber alle Mühe, in die mittleren Jahre zu kommen. Er trug eine dieser albernen Tartanhosen, die in Schottland Trews heißen, und musterte mich, als könnte ich mir den Wein nicht leisten. Man muss allerdings dazu sagen, dass das zur Werbemasche gehörte. Die Schotten sind keine großen Weintrinker, weil es ihnen lieber ist, wenn sie mit ihrem Feierabendgesöff notfalls auch gleich den Abfluss reinigen können. In Edinburgh wird um alles, was möglicherweise exklusiv wirken könnte, ein Netz des Snobismus gesponnen, und der Ladenschwengel sprach demonstrativ die Namen der Weine langsam und betont aus, als würde mir das helfen, sie zu verstehen. Da ich in New Brunswick aufgewachsen war, sprach ich gut Französisch, und so machte ich mir einen Spaß daraus, ihn zu demütigen, indem ich ihm meine frankophonen Fähigkeiten unter die Nase rieb, ihn nach Weinen fragte, die gar nicht existierten, und zornig dreinblickte, wenn er sagte, dass sie nicht auf Lager seien.
    Ich legte die Flasche Fronsac in den Kofferraum und ging zu einem Buchladen in der Princes Street. Ein kühler Wind rührte den Staub auf den Straßen auf und zupfte an den Regenmänteln der Passanten, die mit mürrischen Gesichtern vorbeizogen. Ich blieb stehen und schaute zur Burg hoch, von der die Princes Street überragt wurde. Ich spürte ein Flattern in der Brust: die altbekannte Unruhe, die ich empfand, seit ich Glasgow verlassen hatte, und die zuvor auch schon das eine oder andere Mal aufgetreten war. Ich wirbelte rasch herum und erschreckte eine junge Frau, die hinter mir gegangen war, ein Vorschulkind an der Hand. Sie ging an mir vorbei, und ein paar andere Leute ebenfalls. Ich sah aber nicht das, von dem mein Instinkt mir sagte, dass es da sein müsse. Ich ging weiter, betrat den Buchladen und versuchte mir weiszumachen, dass ich es mir nur eingebildet hätte. Trotzdem war es noch immer da, dieses Gefühl, beschattet zu werden. Sehr professionell beschattet.
     
    Nachdem ich den Atlantic in der Dean Street geparkt hatte, ging ich zu Fuß zum St. Bernard’s Crescent. Helena musste in der Küche auf mich gewartet haben, denn sie öffnete beim ersten Klopfen. Sie war weniger förmlich in ein dunkelrotes Kleid gehüllt, das ihre schlanken Arme und den langen Hals enthüllte; das Haar trug sie offen über die Schultern gekämmt.
    »Komm mit hoch«, sagte sie. Ich folgte ihr aus der Küche eine enge Treppe hinauf, die ursprünglich wohl für Dienstboten gedacht gewesen war. Eindeutig versuchte sie zu verhindern, dass ich etwas vom eigentlichen Geschäft im Haus sah. Als hätte ich es vergessen können.
    Beinahe hatte ich erwartet, dass Helena das Essen aus der Küche mit hinaufnahm, doch als wir auf den Dachboden des Hauses gelangten, wurde klar, dass es sich um eine abgeschlossene Wohnung handelte. Um ihr Reich, abgetrennt vom Geschäft. Die Räume, die sie bewohnte, waren ursprünglich Dienstbotenzimmer gewesen, doch dank der georgianischen Maße des Hauses wirkten sie trotzdem ziemlich beeindruckend. Eine kleine Wandnische war mit einem Perlenvorhang abgetrennt; dahinter blubberte etwas auf einem Kochfeld und erfüllte das Zimmer mit einem würzigen, appetitanregenden Aroma.
    »Das Einzige, was ich hier oben vermisse, ist ein Klavier. Im Salon steht eins, aber ich habe nur selten Gelegenheit, darauf zu spielen.« Ich reichte ihr das Buch, das ich ihr am Nachmittag auf der Princes Street gekauft hatte, Drei Münzen im Brunnen von John Secondari, und sie nahm den Wein und schenkte uns beiden ein Glas ein.
    Während sie kochte, blickte ich aus dem Fenster. Den Rand des Daches bildete eine Kolonnade aus kleinen Steinsäulen, und ich konnte über die Bäume auf den Straßenbogen

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