Lennox 01 - Lennox
ziemlich freigiebig mit meinem teuersten Eau de Cologne, das ich bei ’Pherson’s gekauft hatte. Ich besaß einen teuren Trenchcoat aus Gabardine, der nur selten das Tageslicht sah, und legte ihn mir auf dem Weg hinaus über den Arm. Mrs. White kam aus ihrer Tür, als ich gerade das untere Ende der Treppe erreichte, und wir wechselten unseren üblichen pflichtschuldigen Morgengruß. Während ich zum Wagen ging, lächelte ich: Gegen ihren Willen hatte Mrs. White mir einen anerkennenden Blick geschenkt.
Ich fuhr zum Büro und nahm ein paar Geschäftskarten aus der Schublade. Auf diesen Visitenkarten stand allerdings nicht mein eigener Name. Oder mein Beruf.
Dann fuhr ich ins Stadtzentrum und parkte vor der Kanzlei von Mason & Brodie in der St. Vincent Street. Das Messingschild verriet mir, dass sie Anwälte und Immobilienmakler waren und Grundstücke nicht nur in Glasgow, sondern auch in Ayr anzubieten hatten. Ein Haus in Ayr zu haben bedeutete, seine Präsenz im 19. Jahrhundert pflegen zu können.
Alles in der Kanzlei von Mason & Brodie schrie »gehobene schottische Gesellschaft«: die massive Eichenvertäfelung und die robusten Schreibtische, die alten Aktenschränke und der Geruch nach Pfeifentabak und Bienenwachs, der in der Luft hing, als konservierte er die Atmosphäre der Vergangenheit. Das Einzige, was nicht dazu passte, war die Sekretärin hinter dem Empfangstisch gleich hinter der Tür. Sie war ungefähr zwanzig und dunkelhaarig und hatte hübsche blaue Augen. Sie lächelte, als ich eintrat, und ich fragte, ob ich Mr. Brodie sprechen könne, von dem ich glaubte, er wickele den Verkauf mehrerer Objekte ab, an deren Erwerb ich interessiert sei.
Sie führte mich in ein vertäfeltes Konferenzzimmer, und ich versuchte dem Verlangen zu widerstehen, auf ihren Hintern zu starren, allerdings vergeblich. Sie bot mir Tee an, den ich ablehnte, und bat mich, kurz zu warten, während sie in Erfahrung bringen wollte, ob Mr. Brodie verfügbar sei.
Ein paar Minuten vergingen; dann erschien ein untersetzter Mann in einem Straßenanzug an der Tür.
»Mr. Scobie?«, dröhnte er mich an. »Ich bin Fraser Brodie.« An seinem Achtzehntes-Jahrhundert-Akzent hörte ich, dass er aus Ayrshire stammte, und ich merkte es auch an dem Dröhnen seiner Begrüßung, während er mir seine fleischige Hand reichte. Ayrshirer sprechen von Natur aus mit hundert Dezibel: Das kommt daher, dass sie einander seit Jahrhunderten über Äcker hinweg oder in Bergwerksstollen anbrüllen müssen. Brodie hatte dichtes, lockiges dunkles Haar, wollige Augenbrauen und den frischen Teint eines kerngesunden Schafhirten. Unvermittelt stellte ich ihn mir vor, wie er entschlossenen Schrittes über die Wiesen von Ayrshire stapfte, wobei die tugendhafteren Ziegen seiner Herde in Deckung rannten.
»Ich glaube, Sie interessieren sich für eine Reihe von Objekten, die über unsere Immobilienabteilung zum Verkauf stehen.«
»So ist es«, sagte ich mit so wenig kanadischem Akzent wie möglich und reichte ihm eine meiner falschen Visitenkarten, die meine erfundene Identität als Walter Scobie von Scobie, Black & MacGregor, Steuerberater, Edinburgh, stützten. »Ich muss jedoch anmerken, dass ich den Kauf nicht für mich selbst tätige, sondern für einen Mandanten, der sein Geschäft nach Westen zu verlagern gedenkt. Ich kann im Augenblick noch nicht viel sagen, doch es besteht durchaus die Möglichkeit, dass er auch Gewerbeflächen im Raum Glasgow benötigt.«
»Ich verstehe.« Brodie lächelte breit. »Und an welchen Objekten wären Sie interessiert?«
»Ein Haus in Bearsden, das Sie anbieten. Ich glaube, es heißt Ardbruach House.«
»Oh ja. Ja, natürlich. Lassen Sie mir einen Augenblick ...« Er blätterte sich durch mehrere Akten und reichte mir ein getipptes Blatt Papier, an das ein Foto geheftet war. Ich sah gleich, dass es sich in der Tat um das Andrews’sche Anwesen handelte. »Also, ich muss schon sagen ...«, sagte er nachdenklich, aber laut, »es ist ein sehr glücklicher Zufall, dass Ihr Mandant auch am Erwerb von Gewerbefläche interessiert ist. Der Verkäufer von Ardbruach House bietet geeignetes Gelände von nicht unbeträchtlicher Fläche an. Büros in der Stadt, Lagerhäuser am Hafen. Wonach würde Ihr Mandant denn suchen? Oder ginge es vielleicht eher in Richtung Manufaktur? Wenn dem so ist, hätten wir ...«
Ich hob die Hand. »Ich fürchte, im Augenblick habe ich nicht die Freiheit, darüber zu sprechen, Mr. Brodie. Lassen wir es dabei
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