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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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sich nahe?«
    »Woher soll ich das wissen? Nicht meine Kragenweite, wenn Sie verstehen, was ich meine. Aber ich hab gehört, dass Frankie mal irgendeiner Nutte Feuer unter dem Hintern gemacht hat, weil sie sich nebenher was dazuverdiente. Als Tam es herausfand, hat er Frankie halb totgeschlagen. Andererseits hat Tam einem Kerl ein Vermögen gezahlt, damit er für Frankie sechs Monate in den Bau ging, nur damit Frankie kein Vorstrafenregister hatte.«
    »Frankie war nicht vorbestraft?«
    »Das waren beide nicht.« Sneddon zündete sich eine Zigarette an, ohne mir eine anzubieten. »Tam, weil er gerissen war. Und Frankie, weil Tam sich den Arsch aufgerissen hat, damit er eine weiße Weste behielt.«
    »Was haben die beiden denn geschäftlich so gemacht?«, fragte ich.
    »Sie hatten drei Kneipen. Das Highlander, das Imperial und das Westfield. Außerdem ein paar Buchmacher. Und dann haben sie noch ein paar halbwegs gelungene Überfälle verübt. Außerdem stellten sie die Rausschmeißer für ’nen Puff. Nebenbei haben sie ein bisschen Schutzgeld eingetrieben. Aber Tam war ein raffinierter kleiner Drecksack. Er hatte immer irgendwas in der Mache, von dem keiner was wusste. Wir haben versucht, ihn im Auge zu behalten, aber er war viel zu glatt für uns.«
    »Okay«, sagte ich, stand auf und nahm meinen Hut von Sneddons reich verziertem Schreibtisch. »Ich sehe zu, was ich herausfinden kann, aber es könnte schwierig werden. Viele Leute sind nervös, was die McGahern-Geschichte angeht. Sie reden nicht gern.«
    Sneddon lehnte sich auf eine Seite seines Sessel und brüllte an mir vorbei: »Twinkletoes!« in den Flur.
    Plötzlich wurde es im Arbeitszimmer dunkel, als wäre die Tür geschlossen worden. Ohne mich umzudrehen wusste ich, dass es nicht an der Tür lag, sondern an Twinkletoes McBride, der im Türrahmen stand.
    »Sie kennen Twinkletoes, oder, Lennox?«
    »Nicht beruflich.« Ich lächelte matt, drehte mich auf dem Sessel um und nickte dem Monster im Türrahmen zu.
    »Hallo, Mr. Lennox«, sagte Twinkletoes mit seinem Trollbariton, lächelte und setzte sich auf den Stuhl neben der Tür. Er war ein freundlicher Kerl, nicht allzu helle. Las Comics. Zitierte gelegentlich aus dem Reader’s Digest . Folterte für Sneddon.
    »Das wird eine harte Nuss, Lennox«, sagte Sneddon. »Die Leute reden nicht gern. Sie werden Twinkletoes einsetzen, wenn das passiert.«
    »Hören Sie, Mr. Sneddon, das ist wirklich nicht mein Stil. Nicht böse sein, Twinkletoes.«
    Twinkletoes McBride saß still lächelnd in der Ecke, eine dunkle Masse freundlicher Bedrohlichkeit. Konversation zu pflegen war nicht seine Stärke; sein Talent war, andere Leute zum Reden zu bringen. Der Ursprung seines Spitznamens »Twinkletoes«, was so viel heißt wie »Flinkfüßchen«, lag in einer seiner Foltermethoden, die darin bestand, dem Opfer Socken und Schuhe auszuziehen und ihm mit einem Bolzenschneider einen Zeh nach dem anderen abzutrennen, begleitet von dem Abzählreim »Ene, mene, muh«, den Twinkletoes mit einem erstaunlichen Sinn für Ironie dabei verwendete. Offenbar hob er sich den großen Zeh jedes Fußes bis zum Schluss auf.
    »Ich lass den Leuten Gelegenheit, das Maul aufzumachen, ehe ich den großen Zeh abknipse«, hatte der normalerweise wortkarge Twinkletoes mir einmal erklärt. »Außer, Mr. Sneddon hat gesagt, er will nicht, dass der Typ wieder laufen kann. Ohne den großen Zeh kann man nämlich nicht das Gleichgewicht halten.«
    »Das ist ja interessant«, hatte ich entgegnet.
    »Ja.« Twinkletoes’ gewaltiges, zerschlagenes Mondgesicht hatte gestrahlt vor beinahe kindlichem Stolz über seine Bildung. »Das hab ich im Reader’s Digest gelesen.«
     
    Als ich Sneddons pseudo-baroniales, nachgemacht gotisches, Möchtegern-respektables Haus verließ, grinste ich vor mich hin. Es war mir gelungen, innerhalb einer Stunde eine Beschäftigung loszuwerden und eine andere zu bekommen. Und mit John Andrews’ Scheck und Sneddons Fünferrolle war ich bereits um zweihundert Pfund reicher.
    Der Nachteil war nur, dass ich nicht die leiseste Ahnung hatte, wo ich anfangen sollte, und dass die Polizei von Glasgow mir ins bereits schmerzende Genick atmete, und dass mein Büro von einem hochgradigen Profi überaus gründlich durchsucht worden war, und dass der infernalische Neandertaler-Fußpfleger mich beschattete.

4
     
    Ich begann mit dem Mädchen, mit dem Tam McGahern die Nacht seines vorzeitigen Ablebens verbracht hatte. Ihr Name war nicht genannt

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