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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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gleiche Ziel. Amsterdam. Aber was sucht eine Lusche wie McGahern ausgerechnet in Holland?«
    »Tulpen schmuggeln?« Ich lächelte. Dann hörte ich damit auf. Murphys Gesichtsausdruck ließ erkennen, dass er überlegte, mich dauerhaft vom Lächeln abzubringen. »Ich weiß es nicht. Haben Sie eine Idee?«
    »Nee. Aber es ist ’ne neue Information über ihn, und ich dachte, Sie könnten was damit anfangen.« Er griff in die Jackentasche und zog ein gefaltetes Blatt Papier heraus. »Hier sind die genauen Angaben. Nach und von Holland. Aber keine Hotelbuchungen.«
    »Danke.« Ich warf einen Blick auf das Blatt und steckte es ein. »Ich konnte dringend einen Fingerzeig brauchen.«
     
    Murphys Taxi brachte mich wieder zur Argyle Street. Keine Gorillas. Ich saß im Fond, während der Wagen holpernd zum Stadtzentrum zurückfuhr, und überdachte, was ich erfahren hatte. Wozu war McGahern so oft nach Holland gereist? Erst als ich im Taxi saß, erinnerte ich mich, wie Bobby davon erzählt hatte, dass McGahern sich mit einem ausländisch aussehenden Mann im Central Hotel getroffen hatte. Vielleicht war der »große fette Kerl« ein Holländer gewesen.
    Nachdem das Taxi mich abgesetzt hatte, ging ich in mein Büro zurück und rief Willie Sneddon an. Er stöhnte, als ich ihm von Holland erzählte, und erkundigte sich dann, ob ich mehr Geld brauche, um dort hinzufahren.
    »Ich komme vorerst gut aus«, sagte ich. »Vielleicht hat es gar nichts mit Tams Tod zu tun. Ich werde die Sache hier überprüfen, ehe ich einen Fahrschein kaufe.«
    »Sonst noch was?«
    »Im Augenblick nicht«, sagte ich. Sneddon zahlte noch immer die Rechnung; trotzdem wollte ich ihm nichts von Entenarsch-Bobbys neuer Frisur erzählen. Es gibt Dinge, die man besser nie gesehen hat. Ich überlegte, ihn darin einzuweihen, was Wilma gesagt hatte – dass sie am Abend des Mordes in der Wohnung über dem Highlander mit Frankie zusammen gewesen war –, behielt es dann aber für mich. »Ich will Ihnen nicht komisch kommen, aber Sie kennen sich besser mit der Art von Geschäften aus, wie McGahern sie betrieben hat. Was würde Amsterdam aus geschäftlicher Sicht für Sie bedeuten?«
    »Weiß nicht. Diamanten, schätze ich. Aber McGahern spielte nicht in dieser Liga. Selbst ich bräuchte die Hilfe von Experten, wenn ich da einsteigen wollte. Fragen Sie Cohen.«
    Ja, das würde ich tun, sagte ich und legte auf. Ich versuchte wieder, John Andrews an den Apparat zu bekommen, und wurde abermals abgewiesen. Ich überlegte, ihm die Fotos zu schicken, statt sie ihm vorbeizubringen, aber es gab keine Garantie, dass nicht seine Frau den Umschlag öffnete. Ich überlegte, sie Andrews als »vertraulich und privat« gekennzeichnet ins Büro zu schicken, aber es bedurfte nur einer achtlosen oder neugierigen Sekretärin, und er hätte mit allen möglichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Schmutzige Fotos der eigenen Frau in einem schlichten braunen Umschlag sind nicht besonders gut für den Ruf in der Geschäftswelt.
    Lass die Finger davon, Lennox.

13
     
    Ich führte Elsie, die Krankenschwester, die sich so aufopferungsvoll um meinen angeschlagenen Schädel gekümmert hatte, ins Trocadero aus. Normalerweise mied ich die Glasgower Tanzdielen: Sie waren das Balzgelände der Malocher, und weil Glasgow eine ausgewiesene Arbeiterstadt war, waren die Tanzdielen jeden Freitag- und Samstagabend rappelvoll.
    Meine Abneigung gegen die Tanzdielen war auch darauf zurückzuführen, dass sie trotz ihres Glitzers und nachgemachten Hollywood-Glamours den Charme städtischer Schlachthäuser besaßen, in die sie sich obendrein regelmäßig verwandelten. Die Rausschmeißer waren zahlreicher als das Schankpersonal, und wenn man jemanden unglücklich anrempelte und sein Getränk verschüttete, konnte einen das ein Auge kosten.
    Doch Elsie, meine hübsche kleine Krankenschwester, war »ganz wild aufs Tanzen«, also gingen wir bei unserem vierten Rendezvous ins Troc. Ich vermutete außerdem, dass sie die Menschenmenge suchte, wo ich meine unehrenhaften Absichten zügeln musste.
    Wir quetschten uns um halb neun durch die Türen, und augenblicklich schlug mir die klamme Wärme von tausend Körpern entgegen – ein Hauch klebriger Feuchtigkeit, der sich auf allem niederschlug, das von draußen hereinkam. Die Kapelle tat ihr Bestes, um Lautstärke und Melodie im Gleichgewicht zu halten, als sie sich durch eine Version von »Blue Tango« rackerte, mit dem das Ray Martin Orchestra einen Hit gelandet hatte. Wir

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