Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
Vom Netzwerk:
Die Leute, mit denen ich reden muss, würden die Flucht ergreifen, wenn sie merken, dass jemand weiß, dass sie meine Kontaktleute sind. Erst recht, wenn Twinkletoes dieser Jemand ist. Sie haben mich engagiert, weil ich unabhängig bin, Mr. Sneddon. Weil Sie wussten, dass Sie sich hundertprozentig auf mich verlasen können, selbst wenn ich nur vorübergehend für Sie arbeite. Ich weiß Ihre Sorge um mein Wohlergehen zu schätzen, aber was ich tue, ist gefährlich, und ich passe selbst auf mich auf.«
    Sneddon starrte mich wütend an. Das wütende Starren eines harten Burschen. Er nahm das Geld nicht an, also legte ich es auf den Schreibtisch, wo er es aufklauben konnte. Und dann standen wir drei da. Beunruhigenderweise war Twinkletoes Lächeln verschwunden. Ich spürte, wie ich unwillkürlich die Zehen einzog.
    »Wie Sie wollen, Lennox.« Sneddon nahm das Geld vom Schreibtisch und gab es mir zurück. »Es geht um Ihren Hals.«
    Schweigen breitete sich aus. Als ich schließlich das Wort ergriff, tat ich es ebenso sehr, um die Stille zu beenden, wie aus irgendeinem anderen Grund. »Übrigens, dieser Schlüssel, den Sie mir geschickt haben ... was hat es damit auf sich?«
    Sneddon musterte mich mit leerem Blick, ehe er fragte: »Von was für ’nem Scheiß reden Sie denn jetzt?«
    Ich nahm den Schlüssel aus der Schreibtischschublade, in den ich ihn gelegt hatte, und reichte ihn Sneddon. Der Anhänger mit der Adresse in Milngavie hing noch immer daran.
    »Den hab ich Ihnen nicht geschickt«, sagte Sneddon.
    Ich bedauerte bereits, den Schlüssel erwähnt zu haben. Ich war davon ausgegangen, dass Sneddon der Absender gewesen war, aber der Schlüssel konnte auch von Jonny Cohen oder sogar Hammer Murphy stammen.
    »Mein Fehler.« Ich griff nach dem Schlüssel, doch Sneddon las noch immer den Adressanhänger.
    »Ich habe eine Ahnung, wofür der Schlüssel sein könnte«, sagte er. »Tam McGahern wohnte mit seinem Bruder in einem Apartment im West End. Aber man kommt nicht mal in die Nähe – da wimmeln die Bullen noch rum wie die Filzläuse. Aber Tam hat sich angeblich ein paar andere Bleiben gekauft. Vor ein paar Monaten. Eine davon war ein Haus in Milngavie. Wie ich hörte, war es eine Investition. Er wollte es vermieten oder mit Gewinn verkaufen.«
    »Ich schaue es mir an«, sagte ich und warf einen Blick auf Twinkletoes, der immer noch nicht wieder lächelte. Dann blickte ich Sneddon wieder an. »Wir sind uns einig, dass ich allein arbeite, Mr. Sneddon?«
    »Das hab ich doch gesagt, verdammte Scheiße, oder nicht?« Er stand auf. »Aber Sie halten mich über jeden Fortschritt auf dem Laufenden, Lennox, sonst macht Twinkletoes mir eine Halskette aus Ihren Zehen, ich schwör’s bei Gott.«
     
    Milngavie und Bearsden saßen sich auf der Nordseite des Clyde gegenüber. Beide waren Aufsteiger auf der sozialen Leiter Glasgows. Doch Milngavie, das von den Einheimischen mit seltsam trotzigem Stolz als »Millgei« ausgesprochen wurde, stand eine Sprosse tiefer als sein Nachbar, was es ihm ständig nachtrug.
    Ich wartete, bis es Abend wurde, ehe ich zu der Adresse auf dem Schlüsselanhänger fuhr. Das Haus war ein anonymer Bungalow, wie man sie vor zwanzig Jahren massenhaft gebaut hatte. Wenn Tam McGahern diesen Bungalow zu seinem Haus bestimmt hatte, so zeigte dessen Bescheidenheit, wo Tam auf der Hierarchie der Glasgower Unterwelt einzuordnen gewesen war: Im Vergleich mit Jonny Cohens modernistischem Architektenhaus in Newton Mearns oder Willie Sneddons pseudo-baronialer Villa wirkte der Bungalow geradezu demütig. Einen angeberischen Gangsterboss und diese vorstädtische Banalität schien man nur schwer unter einen Hut zu bekommen.
    Ich parkte auf der anderen Straßenseite ein Stück vom Haus entfernt und beobachtete es eine Zeit lang. Die Dämmerung wich der Dunkelheit, und in den Fenstern der Nachbarhäuser gingen die Lichter an, doch in dem Haus, das möglicherweise Tam McGahern gehört hatte, blieb alles finster. Ich wartete noch zehn Minuten; dann ließ ich den Wagen, wo er stand, und ging zum Haus. Das schmiedeeiserne Tor protestierte mit einem Quietschen, als ich es öffnen wollte, doch die Nachbarhäuser waren weit genug entfernt, dass man es dort nicht hörte. Rasch legte ich den Weg zurück, der durch einen gepflegten Garten führte, steckte den Chubb-Schlüssel ins Schloss, drehte ihn und trat in einen dunklen Flur.
    Als Erstes ging ich durchs ganze Haus, zog alle Vorhänge vor und schaltete die Lampen ein. Ich

Weitere Kostenlose Bücher