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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Haus gehört worden war. Ich wich von der Tür zurück. Der Himmel war mondlos, und eine hohe Hecke umschloss den Garten hinter dem Haus. Soweit ich sehen konnte, kauerte ich auf einer kleinen Terrasse aus Steinplatten. Ich bewegte mich wie ein Blinder und hatte Angst, gegen irgendetwas zu laufen und meine Anwesenheit zu verraten. Das Küchenlicht ging an, und mit einem Mal konnte ich meine Umgebung teilweise erkennen. Das bedeutete allerdings auch, dass jeder, der aus dem Küchenfenster schaute, mich sehen würde.
    Verzweifelt ließ ich den Blick schweifen, suchte den Garten nach einem Versteck ab, doch er war klein und bestand aus einem flachen, von niedrigen Sträuchern umgebenen Rasen und bot keinerlei Sichtschutz.
    In der Küche standen drei Männer, auf die das gelbweiße Deckenlicht fiel. Einen erkannte ich auf Anhieb. Ich huschte zum Haus und duckte mich unter die Fensterbank, fest an die Wand gedrückt. Dann zog ich den Totschläger aus der Tasche und hielt ihn bereit, sollte die Hintertür sich öffnen. Zwischen der Hecke und der Mauerkante, die am weitesten von mir entfernt war, entdeckte ich etwas, das eine Lücke sein konnte. Möglicherweise gelangte ich dort auf die andere Seite des Hauses.
    Ich bewegte mich vorsichtig darauf zu, geduckt und so leise ich konnte.
    Ich kroch gerade an der Hintertür vorbei, als ich hörte, wie der Knauf gedreht wurde.
    Hals über Kopf rannte ich zur Hausecke. Die Küchentür öffnete sich. Auf den kleinen Rasen fiel gelber Lichtschein, der den Schatten eines großen Mannes einrahmte. Ich schlüpfte um die Hausecke und hoffte, dass das Scharren meiner Schuhe auf den Betonplatten nicht die Aufmerksamkeit der Gestalt in der Tür erregt hatte.
    In einer schmalen Lücke zwischen Hecke und Hauswand fand ich mich wieder. Ich stemmte die Füße auf den Boden und rührte mich nicht: Der Zwischenraum war mit Geröll aufgefüllt worden, das bei der geringsten Bewegung unter meinen Sohlen geknirscht und den Verdacht des großen Kerls in der Tür geweckt hätte. Wenigstens war es hier so dunkel, dass ich auch dann noch unsichtbar blieb, wenn ich um die Ecke lugte. Ein zweiter Mann kam mit einer Taschenlampe an die Tür und leuchtete in den Garten. Ich zog den Kopf zurück. Die beiden Männer wechselten ein paar Worte in einer Sprache, die ich nicht erkannte; dann schlossen sie die Tür. Das Licht in der Küche erlosch, und im Garten herrschte wieder Dunkelheit.
    Ich arbeitete mich an der fensterlosen Hauswand vor, versuchte dabei so leise wie möglich auf dem Kies zu knirschen, und blickte zur Vorderseite des Hauses. Die Vorhänge waren noch zugezogen, aber ich sah innen Licht an den Fensterkanten. Rasch schätzte ich die Entfernung zwischen der Hausecke, wo ich im Dunkeln kauerte, zum Gartentor ab. Vor dem Tor parkte ein Wolseley, der dort noch nicht gestanden hatte, als ich angekommen war. Ich traute mir zu, den Rasen lautlos zu überqueren, aber es ging schneller, wenn ich den Stier bei den Hörnern packte und das quietschende Tor benutzte, als das Risiko einzugehen, mich beim Überklettern der brusthohen Ligusterhecke darin zu verfangen. Ich wollte gerade lossprinten, als ich in der Höhlung des geparkten Wolseley auf einmal ein orangerotes Glühen sah, das rasch wieder erlosch. Jemand hatte an einer Zigarette gezogen. Sie hatten offenbar einen Wächter draußen gelassen.
    Ich zog mich zurück und murmelte ein paar Wörter, von denen meine Mutter glaubte, ich würde sie nicht einmal kennen. An die Wand gelehnt, überdachte ich meine Lage. Eine typische Lennox-Situation: Da hockte ich im Dunkeln mit fast zweitausend amerikanischen Dollars und sechshundert britischen Pfund in den Taschen und hatte es mit vier schweren Jungs zu tun, von denen einer mitten auf meinem Fluchtweg saß, und von einem anderen wusste ich bereits, dass er ein Vollprofi war. Was hatte ich mich gefreut, das viele Geld mitnehmen zu können. Jetzt konnte ich froh sein, wenn ich mit dem Leben davonkam.
    Ich konnte nichts tun als still dazusitzen und zu warten, bis die Burschen drinnen erledigt hatten, was immer sie erledigen wollten, oder fanden, was sie suchten. Der letzte Gedanke verursachte mir eine Gänsehaut: Was, wenn sie das Geld holen wollten? Vielleicht würden sie zwei und zwei zusammenzählen und auf die Idee kommen, dass der Zaster durch die unverschlossene Hintertür verschwunden war. Dann würden sie suchen kommen. Ich drückte mich gegen die Hecke. Mit ein wenig Anstrengung könnte ich mich

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