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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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hindurchquetschen und in den Garten des Nachbarhauses gelangen. Aber leise würde das nicht gehen.
    Ich konnte meine Uhr nicht ablesen, aber ich schätzte, dass ich grob zwei Stunden im Haus und zwanzig Minuten hier draußen gewesen war. Also war es gegen halb eins. In Milngavie passierte nachts um halb eins nicht mehr viel. Man hörte nicht einmal Autos in der Ferne. Ich beschloss, einfach abzuwarten.
    Ich musste nicht lange warten. Die Haustür öffnete sich, und die drei Kerle kamen heraus. Nichts deutete darauf hin, dass sie nach einem Einbrecher suchten. Sie gingen schweigend zu dem Wolseley und stiegen ein. Der Letzte, der das Tor durchquerte, drehte sich um, als er es schloss, und versuchte das Quietschen so weit wie möglich zu vermeiden. Sein Hut beschattete sein Gesicht unter dem Licht der Straßenlaterne, doch er schien mich direkt anzusehen, und mir schnürte es die Brust ein. Schließlich aber drehte auch er sich um und stieg ebenfalls in den Wagen. Dann rollten sie hundert Meter weit die Steigung hinunter, ehe sie den Motor anließen.
    In der sterilen Stille Milngavies konnte ich den Wagen noch lange hören, bis er in der Ferne verschwunden war. Ich wartete weitere zehn Minuten, um sicherzugehen, dass nicht noch ein fünfter Kerl in McGaherns Haus zurückgeblieben war; dann überquerte ich den Rasen, so leise ich konnte, ging durch das Tor und zurück zu meinem Wagen.
    Während das Wartens hatte ich über die Gestalt nachgedacht, die ich im Licht von Tam McGaherns Küche gesehen hatte, und über die eigenartige Sprache, in der er sich mit den beiden anderen Typen unterhalten hatte. Genau wie seine Kumpels, hatte der Bursche ausländisch ausgesehen. Aber welches Kauderwelsch er auch gesprochen hatte – es änderte nichts an dem Eindruck, den er bei unserer ersten Begegnung auf mich gemacht hatte. Er erinnerte mich noch immer an den Schauspieler Fred MacMurray.

17
     
    Ich steckte mir eine Zigarette an, um den Husten zu lindern, von dem ich aufgewacht war. Es war schon hell, und von draußen hörte ich das Hufgeklapper eines Zugpferdes auf der Great Western Road. Eine Fabrikpfeife verkündete mit freudlosem Klang den Massen irgendwo in der Stadt den Beginn eines weiteren trübsinnigen Tages.
    Ich schwang die Beine aus dem Bett, setzte mich auf die Kante und rauchte zu Ende; dann zog ich den braunen Umschlag unter meinem Kopfkissen hervor. Ich hatte das Geld, das Kriegsfoto und das Notizbuch, das ich in McGaherns Haus gefunden hatte, in den Umschlag geschoben und dort versteckt. Als ich nach Hause kam, war ein Uhr vorbei gewesen. Ich war auf Zehenspitzen die Treppe hinaufgeschlichen, doch kurz und kalt hatte Licht unter Mrs. Whites Tür aufgeleuchtet – gerade lange genug, um mich wissen zu lassen, dass ich sie gestört hatte. Auf keinen Fall hätte ich noch den Deckel meines Verstecks unter den Bodenbrettern öffnen können, und um ein weiteres Buch auszuhöhlen, war ich zu müde gewesen.
    Starrsinnig starrte ich auf das Notizbuch und weigerte mich hinzunehmen, dass sich mir die Bedeutung der Reihen von Zahlen und Buchstaben niemals spontan erschließen würde. Nach zehn Minuten besänftigte ich meinen Frust, indem ich das Geld noch einmal zählte. Ich war ganz gut dabei weggekommen. Und wegkommen war genau das, was ich wollte. Ich würde die zweihundert Pfund sausen lassen, die Willie Sneddon mir für einen Namen hinblättern wollte. Ich überlegte sogar, ihm die hundert Pfund Anzahlung zurückzugeben – Geld spielte schließlich keine Rolle mehr –, entschied mich dann aber dagegen. Dadurch hätte ich ihm nur signalisiert, dass ich irgendwie und irgendwann im Zuge meiner Ermittlungen zu Geld gekommen war. Ich würde Sneddon lediglich sagen, dass ich mit leeren Händen dastünde; niemand habe eine Ahnung, wer hinter dem Mord an McGahern steckte.
    Sicher, ich hatte die ganze Sache aus reiner Neugier und Trotz begonnen, aber zweitausend Mäuse eignen sich schon ganz gut, um Wissbegier zu stillen. Vielleicht war es Zeit, woandershin zu gehen. Oder sogar nach Hause. Ich besaß nun eine hübsche Stange Geld, kein Vermögen zwar, aber genug, um damit in Kanada lange Zeit auszukommen. Außerdem war meine Familie nicht arm.
    Ich hatte ein verschwommenes, kitschiges Bild von mir selbst vor Augen, wie ich ein Haus in Rothesay oder Quispamsis kaufte, und ein Boot, das am Gondola Point lag. Es war ein Bild, das unheimlicherweise meine Hauswirtin Mrs. White und deren Töchter mit einschloss. Aber ich machte mir

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