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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Licht der Märzsonne, das hinter »Mafeking« Jeffrey durchs Fenster fiel, zerteilte den blauen Rauch und machte aus seinem blonden Kraushaar einen Heiligenschein. Wir redeten ein wenig über die Zeit, die seit unserer letzten Begegnung vergangen war, doch in Wahrheit gab keiner von uns einen Furz darauf, was mit dem anderen geschehen war. Ich konnte Jeffrey nicht leiden, und er mich genauso wenig, aber ich hatte etwas gegen ihn in der Hand, und einmal hatte ich für ihn den rettenden Engel gespielt. Er hatte deshalb gute Gründe, mir dankbar zu sein. Dankbarkeit ist allerdings die beste Grundlage für blanken Hass.
    »Haben Sie das Foto dabei, das Sie erwähnt haben?«, fragte er durchaus freundlich. Ich schob es ihm über den Wirtshaustisch zu. »Gideon ...«, las er die Rückseite. »Ich weiß, was das ist. Und ich habe Sergeant McGahern für Sie überprüft. Er hat seine Dienstzeit vielleicht als Wüstenratte begonnen, aber er hat sie nicht als solche beendet. Wie es scheint, war dieser McGahern ein Mann mit ... wie soll ich sagen ... besonderen Begabungen.«
    »Ein geborener Killer.«
    »Das ist noch untertrieben. Zugleich war er offenbar ein guter Taktiker und ein geborener Anführer. Wie Sie selbst wissen, Lennox, hat unser letzter kleiner europäischer Konflikt ein paar Neuerungen hervorgebracht. Sie haben vom SAS gehört?«
    »Selbstverständlich.« Jeffreys belehrender Tonfall ging mir teuflisch auf die Nerven, genauso sein falscher Akzent. Er gehörte zu jenen Edinburgher Nordbriten, die Kilts zu Burns Suppers, schottischen Tanzfesten und der Reel Society trugen, gleichzeitig aber versuchten, aus ihrer Aussprache jede Andeutung von Schottentum zu tilgen.
    »Wie Sie wissen, wurde der Special Air Service für Sondereinsätze hinter den feindlichen Linien gegründet – Sabotage, Mordanschläge und so weiter. Doch er war keine so große Neuerung, wie es schien. Es gab einen Vorläufer, gegründet vom verrückten alten Orde Wingate, der später die Chindits ins Leben rief.«
    »Gideon?«
    »Die Gideon Force. Sie operierte in Abessinien. Sie war eine Eliteeinheit und bestand aus einer höchst merkwürdigen Mischung – Briten, Abessinier, Sudanesen und Itzigs.«
    »Juden?«
    »Mmm. Merkwürdig, nicht wahr? Ich habe für die Burschen ja nichts übrig, aber Wingate hat offenbar von jeher unsere jüdischen Freunde unterstützt, die in Palästina ihren eigenen Staat gründen wollten. Er hat alle möglichen Kniffe angewandt, damit das entsteht, was wir heute Israel nennen.«
    »Und was hat das mit McGahern zu tun?«, fragte ich. »Ich nehme an, er gehörte der Gideon Force an?«
    »’43 und ’44, soweit ich herausfinden konnte, indem ich in den Akten geschnüffelt und mir angehört habe, was man sich so erzählt. Dafür sind Sie mir etwas schuldig, alter Junge.«
    »Ich glaube nicht, dass wir schon quitt sind, alter Junge .« Ich bot ihm eine Zigarette an, um der Entgegnung ein wenig den Stachel zu nehmen.
    »Jedenfalls«, sagte Jeffrey und beugte sich vor, als ich ihm Feuer anbot, »Ihr Sergeant McGahern gehörte Gideon an. Und er verkehrte mit den Judenlümmeln auf sehr gutem Fuß.«
    Gut zu wissen, dass die Kleinigkeit von sechs Millionen Toten Jeffreys Antisemitismus in keiner Weise hatte dämpfen können. Ich musste an Jonny Cohen denken, der in Bergen-Belsen einen härteren, echteren Krieg geführt hatte als dieses Stück Scheiße. Ich hatte das unstillbare Verlangen, Jeffrey durch den Schankraum zu prügeln. Aber ich sagte nichts und wartete, dass er weiterredete.
    »Und da kommt dieser Vorläufer des SAS ins Spiel. Als die Sache mit den Arabern in Palästina ’36 bis ’39 aus dem Ruder lief, gründete Wingate eine Einheit namens SNS. Stand offenbar für Special Night Squads. Die Leute waren unglaublich skrupellos, worin Wingate sie noch ermutigte, und überfielen Araberdörfer und Terrorgruppen. Es heißt, von zehn Gefangenen, die sie nahmen, erschossen sie jedes Mal einen, damit die übrigen wussten, woran sie waren. Sie kennen doch diesen israelischen General? Sie wissen schon, diesen Ghaffir mit der Augenklappe.«
    »Mosche Dajan. Ich glaube, Sie werden noch merken, dass dieser Ghaffir ein weit besserer Soldat ist, als Sie es je sein könnten, Jeffrey.« Im Palästinakrieg vor vier Jahren hatte Dajan die israelische Armee mit verheerender Tüchtigkeit geführt. Die einzige Kampfverletzung, die Jeffrey je riskiert hatte, war eine Papierschnittwunde.
    »Nun, das Soldatenhandwerk hat er bei uns gelernt.

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