Lennox 01 - Lennox
Umgangston.« Ich nahm eine Zigarette aus meinem Etui und zündete mir sie an, dann hielt ich das Etui Mr. Morrison hin: Ich wollte, dass seine Hände beschäftigt waren. Er nahm sich eine Zigarette. Als ich ihm Feuer gab, leuchtete sein rundes, fleischiges kleines Gesicht im plötzlichen Flammenschein auf. Selbst wenn ich alle Zeit der Welt gehabt hätte, zu erraten, was sein Beruf war – der des Auftragskillers wäre mir nie in den Sinn gekommen. Wahrscheinlich war er deshalb so erfolgreich.
»Nein«, sagte Mr. Morrison nun. »Das war mein Mann. Eine halbe Stunde lang hielt er die Telefonzelle besetzt. Er war eindeutig die Person, mit der ich mich in Verbindung setzen sollte.«
»Haben Sie ihn erkannt?«
»Nein, aber seinen Typ. Ein Handlanger. Ein weiteres Hindernis, das der, der mich zu engagieren versuchte, zwischen sich und mich legte. Dass er nicht mein potenzieller Klient war, merkte ich daran, wie er sich kleidete, und an dem verängstigten Ausdruck auf seinem Gesicht, als der Anruf nicht kam, den er entgegennehmen sollte.«
»Wie sah er aus?«
»Wie ich schon sagte, klein, vielleicht ein paar Zoll größer als ich. Billiger Anzug. Öliges Haar mit einer Frisur, die man im allgemeinen als Entenarsch bezeichnet.«
»Schmutzigblond?«
Mr. Morrison schwieg, und trotz der Dunkelheit kam es mir vor, als runzelte er die Stirn. »Sie kennen ihn?«, fragte er schließlich.
»Ich kannte ihn. Wenn es der ist, an den ich denke, ist er den Weg allen Fleisches gegangen«, sagte ich und musste an schottische Pasteten denken, was mir auf den Magen schlug. »Ich glaube, er könnte ein Laufbursche namens Bobby gewesen sein. Hat für Tam und Frankie McGahern gearbeitet.«
Der Himmel war dunkelblau und samtig hinter der drohenden schwarzen Silhouette der Kirk o’ Shotts. Als Morrison an der Zigarette zog, wurden sein Gesicht und seine spiegelnden Brillengläser erneut kurzzeitig beleuchtet. »Das würde passen. Ich bin ihm von der Renfield Street bis zu einem schäbigen kleinen Lokal in Maryhill gefolgt.«
»Dem Highlander?«
»Richtig. Ich habe Mr. Sneddon von diesem kleinen Erlebnis berichtet, und er sagte mir, das Highlander werde von den McGahern-Zwillingen betrieben.«
»Verstoßen Sie damit nicht gegen die Vertraulichkeit Ihres Werkvertrags?«
»Die McGaherns waren nie meine Klienten und wären es nie geworden. Wie ich schon sagte, ich arbeite nicht für jeden. Doch wie Sie wissen, ist das Töten nicht immer subtile Kunst. In Glasgow wimmelt es von Männern, die Ihnen für zwanzig Pfund jemanden aus dem Weg räumen. Vielleicht sogar für weniger. Ich bin ein Spezialist, und mich zu engagieren kostet eine Menge Geld. Wenn der verstorbene Mr. McGahern gewünscht hat, meine Dienste zu beanspruchen, muss er etwas Besonderes im Auge gehabt haben. Etwas Außergewöhnliches.«
Ich überdachte, was Morrison da sagte. Ich dachte auch an John Andrews’ vorgetäuschten Unfall. Vielleicht war er Wochen zuvor geplant worden. Vielleicht war auch für mich etwas in Planung.
»Mr. Sneddon wollte, dass Sie davon erfahren. Er hätte es Ihnen selbst gesagt, aber ich erwähnte, dass ich Sie in einer anderen Angelegenheit ohnehin sprechen wollte.«
»Dieser Vorschlag, den Sie mir machen wollen.«
»Genau. Wissen Sie, Mr. Lennox, wir beackern sozusagen parallele Furchen. Auf eigentümliche Weise sind wir Kollegen. Wir sind beide Freiberufler, arbeiten aber für dieselben Personen. Der Unterschied ist nur, dass Sie ein Pirscher sind und ich ein Jäger bin. Als solche könnten wir uns die Beute teilen. Wie Sie sich denken können, ist Anonymität für mich das oberste Gebot. Ich tue, was ich kann, um unsichtbar zu bleiben, und habe mich Ihnen nur aus dem Grund offenbart, dass ich Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit zwischen uns sehe. Bei gewissen Fällen, um genau zu sein. Manchmal, wenn ich Zielpersonen beobachte, sie verfolge und ihre Bewegungsmuster erstelle, setze ich mich der Gefahr der Entdeckung aus. Doch Sie sind ein geborener Pirscher, der im Dunkeln zu Hause ist und sich meisterhaft auf das Aufspüren von Personen versteht. Mein Vorschlag ist ganz einfach: Bei jedem Auftrag, bei dem wir zusammenarbeiten, teilen wir fünfzig zu fünfzig.«
Ich ließ den Zigarettenstummel fallen und zerdrückte den orangenen Funkenregen unter der Schuhsohle. Dann musterte ich die kleine, dunkle Silhouette des Killers in Bankiersgestalt.
»Danke für das Angebot, aber ich bin an dieser Art Arbeit nicht interessiert«, sagte ich
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