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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Wunden, ebenso an der nun leeren rechten Augenhöhle und an der Wange. Vom Mund und dem schwachen, bärtigen Doppelkinn war allerdings so viel übrig, dass ich mit Sicherheit sagen konnte, es handelte sich um Andrews.
    »Ich nehme an, Ihre Frage ist rhetorisch gemeint«, sagte ich. »Sie wissen verdammt gut, wer das ist.«
    Jock Ferguson nickte dem krummbeinigen Leichenchauffeur knapp zu, ein Zeichen, uns allein zu lassen. Ohne dass sein Lächeln nachließ, watschelte der Mann zur Tür.
    »Ist schon schön, wenn man glücklich ist mit seiner Arbeit«, sagte ich zu Ferguson. Sein Gesicht riet mir, mich mit meinem Humor zurückzuhalten.
    »Ja, ich weiß verdammt genau, wer das ist. Ich weiß außerdem verdammt genau, dass Sie von Männern überfallen wurden, die in einem von Andrews’ Lieferwagen fuhren. Ich weiß verdammt genau, dass Sie schon seit Wochen um Andrews und seine Frau herumschnüffeln. Und ich weiß verdammt genau, auch wenn ich es nicht beweisen kann, dass es einem nicht das Gesicht so sehr zermatscht wie bei diesem armen Schwein hier, wenn man einen soliden Bentley auf einer Landstraße in den Graben setzt.«
    Ich blickte wieder auf das verwüstete Gesicht und nickte. »Vielleicht ist er gegen das Lenkrad geknallt. Zehn oder elf Mal. Ich weiß es nicht, Jock ... aber ich vermute, dass ihn jemand mit einem Brecheisen bearbeitet hat.«
    »Wie Frankie McGahern.«
    Ich sah ihn einen Augenblick lang an. Einen Ausweg gab es nicht. »Genau wie Frankie McGahern«, sagte ich seufzend. »Es gibt eine Verbindung zwischen Lillian Andrews – oder Sally Blane, wie sie in der Szene hieß – und Tam McGahern.«
    »Ich hab’s ja gleich gewusst!« Ferguson warf die Hände hoch und ließ sie schlaff auf die Falten seines Regenmantels sinken. »Verdammt, ich wusste es. Sie hatten Ihre Nase die ganze Zeit drin, stimmt’s? Ich habe Sie gewarnt, Lennox ... sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt. Wenn McNab Wind davon bekommt, macht er sich aus Ihrem Hintern eine Golftasche. Ich hab Ihnen gesagt, Sie sollen sich aus dem Fall raushalten. Sie ahnen ja gar nicht, worauf Sie sich hier einlassen. Glauben Sie mir!«
    »Warum erklären Sie es mir nicht?«
    Fergusons normalerweise ausdrucksloses Gesicht bemühte sich passabel um schockierte Empörung. »Das ist ja wohl nicht Ihr Ernst! Sie können mich am Arsch lecken!« Er stieß mir mit dem Finger gegen die Brust. »Sie werden mir jede kleine beschissene Einzelheit erzählen, die Sie wissen. Wenn nicht, serviere ich Sie McNab auf einem silbernen Tablett!«
    Ich sah John Andrews an, doch er hatte eindeutig keine Meinung zu der ganzen Angelegenheit. Jock Ferguson war anzumerken, dass es ihm ernst war. Ich hatte ihn belogen. Ich hatte ihn dazu gebracht, mir zu helfen, während ich ihn anlog. Er hatte durchaus Grund, sich auf mich zu stürzen. Er brauchte McNab nur zu stecken, dass ich am Fall McGahern gearbeitet und wichtige Erkenntnisse zurückgehalten hatte, und McNab und sein rotgesichtiger Bauernbursche spielten mit meinen Eiern Kegeln.
    »Okay«, sagte ich resigniert und blickte Jock Ferguson an. Sein Gesicht war angespannt. Entschlossen. Ich wusste, dass ich auf seine Ehrlichkeit vertrauen konnte, und ich wusste auch, dass er sauer war, weil er geglaubt hatte, er könne bei mir ebenfalls davon ausgehen. Ich weiß nicht, wie die Leute ständig auf diesen Gedanken kommen.
    Wie dem auch sei, Ferguson war ein anständiger, offener Mensch: der eine gute Bulle, auf den man sich verlassen kann. Daher beschloss ich, ihn anständig und offen zu belügen.
    »Die Wahrheit ist, Jock, dass ich den Fall McGahern tatsächlich zu den Akten gelegt hatte. Er sah mir nach viel zu viel Ärger aus, und um ehrlich zu sein, war für mich nichts drin. Also habe ich die Finger davon gelassen.«
    Ferguson musterte mich misstrauisch.
    »Aber ich hatte noch einen anderen Fall. Der da ...« Ich nickte zu John Andrews’ Leiche, als könnte er meine Geschichte bestätigen. Bestreiten würde er sie jedenfalls nicht. »Er sagte mir, dass seine Frau verschwunden sei, und dass er sich große Sorgen um sie macht. Ich habe gemerkt, dass seine Sorge nicht vorgetäuscht war, was ich vom Verschwinden seiner Frau nicht gerade behaupten kann. Als ich ihn das nächste Mal anrief, sagte er, sie sei wieder da, alles in bester Ordnung, war nur ein großes Missverständnis, tut mir leid, dass ich Sie belästigt habe, hier haben Sie dreimal so viel Geld, wie ich Ihnen schulde, vielen Dank auch, und jetzt verpissen

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