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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Privatdetektiv. Ich habe sogar noch nie einen gesehen, außer Humphrey Bogart im Film.«
    »Im wirklichen Leben sind wir größer.« Ich grinste über meine eigene Bemerkung. Belämmert. »Und ich nenne mich nicht Detektiv, sondern Rechercheagent. Tja, dann ... was führt Sie zu mir?«
    Sie öffnete die Sechs-Guineas-Krokotasche und reichte mir ein Foto, eine professionelle Farbaufnahme, die »Showbusiness«, schrie. Den jungen Mann auf dem Bild erkannte ich nicht, aber ich wusste augenblicklich, dass ich ihn nicht mochte. Sein Lächeln war gespielt und zu selbstsicher. Er trug sein teuer aussehendes Hemd am Hals offen und mit den Kragenspitzen über einem noch teurer wirkenden hellgrauen Jackett. Sein kastanienbraunes Haar war gut geschnitten und leicht eingefettet. Er sah gut aus, aber auf eine allzu glatte und durch das schwache Kinn weichliche Art. Trotz des dunklen Haares hatte er die gleichen eindrucksvollen, hellblauen Augen wie Sheila Gainsborough.
    »Das ist mein Bruder Sammy. Mein jüngerer Bruder.«
    »Ist er auch im Showbusiness, Miss Gainsborough?«
    »Nein. Das heißt ... jedenfalls nicht richtig. Manchmal singt er. Er hat aber schon jedes Geschäft probiert. Einige davon waren wohl nicht ganz ehrlich.« Sie seufzte, beugte sich vor und stützte die Unterarme auf die Kante meines Schreibtisches. Ihre Haut war gebräunt. Sie war nicht dunkel, sondern hellgolden. Das süße Stirnrunzeln war wieder da. »Vielleicht bin ich an allem schuld. Ich verwöhne ihn und ich gebe ihm mehr Geld, als ihm guttut.« Ich bemerkte, dass sie mit einem leicht amerikanisierten Einschlag sprach. Ich sprach genauso, aber bei mir kam es daher, dass ich in Kanada aufgewachsen bin. Soweit ich wusste, war Sheila Gainsborough nie weiter nach Westen gekommen als bis Dunoon. Ich nahm an, dass sie Sprachunterricht erhalten hatte, damit ihr Glasgower Einschlag irgendwo mitten im Atlantik versank, dort, wo es schön tief war.
    »Steckt Sammy in Schwierigkeiten?« Ich beugte mich ebenfalls mit besorgter Miene vor und ergriff die Gelegenheit, ihr in die Bluse zu schielen.
    »Er ist verschwunden«, sagte sie.
    »Wie lange schon?«
    »Eine Woche. Vielleicht zehn Tage. Wir hatten einen Termin bei der Bank, weil er das Konto überzogen hat, das ich ihm eingerichtet habe, aber er ist nicht aufgetaucht. Das war letzten Donnerstag. Ich ging zu seiner Wohnung, aber er war nicht zu Hause. Hinter der Tür lag Post von zwei Tagen.«
    Ich nahm einen Notizblock aus der Schreibtischschublade und machte mir ein paar Notizen. Es war pure Show; den Leuten tut es gut, wenn sie sehen, wie man sich Notizen macht. Irgendwie sieht es dann so aus, als nähme man das Ganze ein wenig ernster. Weise zu nicken, während man schreibt, ist ebenfalls eine gute Idee.
    »Hat Sammy so etwas schon mal gemacht? Zu verschwinden, ohne Ihnen Bescheid zu geben?«
    »Nein. Jedenfalls nicht so. Nicht für eine ganze Woche. Gelegentlich macht er eine Sauftour. Einen oder zwei Tage lang, mehr nicht. Und wenn ich in der Stadt bin – Sie wissen schon, wenn ich nicht auf Tournee bin oder in London –, treffen wir uns jeden Samstag und essen im Cranston’s Tea Rooms auf der Sauchiehall Street zu Mittag. Das verpasst er nie.«
    Ich notierte. Ich nickte. Weise. »Sie erwähnten, er habe sein Konto überzogen. Hat es weitere Abhebungen gegeben, seit er verschwunden ist?«
    »Das weiß ich gar nicht ...« Plötzlich wirkte sie verdutzt, als hätte sie ihn im Stich gelassen – als hätte sie mich im Stich gelassen –, indem sie es nicht überprüft hatte. »Können Sie das herausfinden?«
    »Ich fürchte, nein. Sie sagen, Sie sollten zusammen mit ihm an dem Banktermin teilnehmen?«
    »Ich bin Mitinhaberin des Kontos«, sagte sie. Auf ihrer ansonsten makellosen Stirn stand jetzt wieder die nachdenkliche Falte. Aus gutem Grund, dachte ich. Offenbar war ihr Bruder gewöhnt, mit Geld um sich zu werfen. Auf großem Fuß zu leben. Wenn er nicht versucht hatte, von seinem bereits überzogenen Konto weitere Beträge abzugeben, warf er nicht mehr mit Geld um sich und lebte nicht mehr auf großem Fuß. Oder lebte vielleicht gar nicht mehr.
    »Dann können Sie es nachprüfen«, sagte ich. »Ihnen wird die Bank es mitteilen, aber mir nicht. Selbst die Polizei bräuchte dazu eine richterliche Verfügung. Sind Sie bei der Polizei gewesen, Miss Gainsborough?«
    »Ich habe noch abgewartet. Ich habe mir immer gesagt, dass Sammy vielleicht noch auftaucht. Als er dann doch nicht wiederkam, dachte ich,

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