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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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ich ziehe besser einen Privatdetektiv hinzu ... einen Rechercheagenten, meine ich.«
    »Wieso mich?«, fragte ich. »Ich meine, wer hat Sie auf mich aufmerksam gemacht?«
    »Mein Tourneemanager. Jack Beckett. Er sagt, er kennt Sie.«
    Ich runzelte die Stirn. »Ich wüsste nicht.«
    »Oder er weiß zumindest von Ihnen. Er hat gesagt ...« Sie zögerte, als wäre sie nicht sicher, ob sie den Rest des Gedankens in Worte fassen wollte. »Er sagte, Sie seien verlässlich, aber Sie hätten Kontakt zu ... na ja, dass Sie Leute kennen, die eher von der Sorte sind, mit der Sammy sich abgibt.«
    »Verstehe«, sagte ich. Ich versuchte den Namen Jack Beckett noch immer einzuordnen und nahm mir vor, ihm für sein glühendes Charakterzeugnis zu danken, falls ich ihm je über den Weg laufen sollte.
    Schweigen setzte ein. Auf der Gordon Street hupte ein Taxi. Stimmen perlten von der Straße herauf und drangen durch das Fenster, das ich in der vergeblichen Hoffnung, kühlere Luft ins Büro zu bekommen, offen gelassen hatte. Ich sah, wie an Sheila Gainsboroughs schlankem Hals feine Schweißperlen hinunterliefen.
    »Mit was für Menschen genau gab sich Sammy denn ab? Sie sagten, er hätte sich an nicht ganz ehrlichen Geschäften beteiligt. Was meinen Sie damit?«
    »Wie ich schon sagte, ist Sammy eigentlich nicht richtig im Showbusiness. Aber hin und wieder bekommt er ein Engagement als Sänger. Er singt nicht besonders gut, wenn ich ehrlich bin, aber gut genug für Glasgow. Er hat in Nachtclubs gesungen und ist dort in schlechte Gesellschaft geraten. Er hat auch zu spielen angefangen. Wahrscheinlich ist dabei viel Geld verschwunden.«
    »In welchen Clubs?«
    »Das weiß ich nicht ... nicht die, in denen ich angefangen habe. In einen ist er oft gegangen. Ich glaube, dort hat er auch gesungen. Der Pacific Club unten am Fluss.«
    »Ach, der«, sagte ich. Ach du Scheiße, dachte ich. Jonny Cohens Club.
    »Sie kennen ihn?«
    »Ich kenne den Besitzer. Ich kann mit ihm reden.«
    »Haben Sie je vom Poppy Club gehört?«, fragte sie.
    »Kann ich nicht behaupten. Wieso?«
    »Als ich zu Sammys Wohnung ging, lag neben dem Telefon ein Zettel, auf dem ›The Poppy Club‹ stand. Sonst nichts. Keine Nummer. Ich habe ins Telefonbuch geguckt, aber weder in Glasgow noch in Edinburgh gibt es ein Lokal, das so heißt.«
    Ich schrieb den Namen in mein Notizbuch. Beruhigend. »Wie ist Sammys voller Name?«, fragte ich.
    »James Samuel Pollock.«
    »Pollock?«
    »Das ist mein richtiger Name. Das heißt, es war mein richtiger Name. Ich habe ihn per einseitiger Erklärung geändert.«
    »Sie hießen also Sheila Pollock?«
    »Ishbell Pollock.«
    »Ishbell?«
    »Mein Agent fand, dass Ishbell Pollock nicht gerade nach dem Namen einer Starsängerin klingt.«
    »Im Ernst?«, fragte ich, als könnte ich nicht fassen, wie jemand blind sein konnte gegenüber dem Reiz, den ein Name wie Ishbell Pollock ausübte. Man hatte gute Arbeit an ihr geleistet. Eine Glasgower Clubsängerin, eine unter Tausenden. Aber man hatte tolles Rohmaterial bekommen. Sheila Gainsborough hatte das Aussehen – ganz sicher das Aussehen – und die Stimme, die man brauchte, um aus der Masse hervorzuragen. Ein Talentsucher hatte sie gefunden, aufgebaut, neu verpackt, gemanagt. Vielleicht hatte sie das Aussehen und die Stimme besessen, aber der Name Ishbell Pollock und der Glasgower Akzent waren schneller fallen gelassen worden als eine Strumpfhose auf Bedarfskarten am Tag des Sieges in Europa.
    Ich schrieb mir Sammys vollen Namen ins Notizbuch. »Wann haben Sie Sammy zuletzt gesehen?«
    »Beim Mittagessen in den Tea Rooms am Samstag vor einer Woche.«
    »Was ist mit Freunden oder Freundinnen? Leuten, mit denen er sich trifft? Und Sie haben gesagt, er sei in schlechte Gesellschaft geraten. Haben Sie irgendwelche Namen?«
    »Er hat einen Freund, einen Franzosen namens Barnier. Sammy hat ihn ein paar Mal erwähnt. Ich glaube zumindest, dass sie Freunde sind, aber ihr Verhältnis kann auch rein geschäftlicher Natur sein.«
    »Vorname?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sammy hat immer nur von Barnier gesprochen. So viele Franzmänner wird es in Glasgow nicht geben.«
    »Ich weiß nicht recht«, erwiderte ich. »Unsere gute Küche lockt sie wahrscheinlich scharenweise her.« Wir grinsten beide. »Sonst noch jemand?«
    »Als ich einmal bei ihm in seiner Wohnung war, bekam er einen Anruf von einem Mädchen. Sie redeten ziemlich vertraut miteinander. Ich habe nur den Vornamen des Mädchens mitgekriegt.

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