Lennox 02 - Lennox Rückkehr
drückte fester zu. Er kreischte. »Und es ist mir scheißegal. Glaubst du wirklich, dass ich vor deinem irischen Schweinearsch von Vater Angst habe?«
Er versuchte, die Hand wegzuziehen, schaffte es aber nicht, weil ich wieder gemein zudrückte. Er schrie wie am Spieß.
»Die Sache ist nämlich die, dass ich für die Drei Könige arbeite. Kennst du die Drei Könige?«
Costello nickte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf das Handgelenk, das er nicht aus meinem Griff lösen konnte.
»Weiß du, ich arbeite hin und wieder für sie. Ich kenne deinen Vater. Wenn du das Gesamtbild betrachtest, ist er ein Nichts. Ein Niemand. Hammer Murphy könnte deinen Alten zerquetschen wie eine fette Wanze. Wenn du also mit deinen Geschichten zu Papa rennst, laufe ich zu Hammer Murphy. Haben wir uns verstanden?« Ich unterstrich meine Frage mit einem weiteren üblen Druck auf sein Handgelenk. Er zappelte. Sein Gesicht fiel in sich zusammen. Als ich den Griff lockerte, nickte er sehr nachdrücklich.
»Gut«, sagte ich. »Nachdem wir uns jetzt verstehen, sollten wir uns mal unterhalten. Also, wie kommst du an den Wohnungsschlüssel?«
»Sammy ... hat mir einen gegeben.«
»Warum?
»Wir ... sind Freunde.«
»Was meinst du mit Freunde? Gute-Kumpel-Freunde oder Hinterlader-Freunde?«
»Was soll denn der Schei ...«
Ich unterband den vulgären Ausdruck mit einem leichten Druck aufs Handgelenk.
»Ich bin doch kein warmer Bruder!«, protestierte er, als er wieder atmen konnte. »Sammy und ich sind Kumpels!«
»Du wirst es vielleicht kaum glauben«, entgegnete ich, »aber ich habe selber viele Freunde, und keiner von denen hat einen Schlüssel zu meiner Wohnung. Versuch’s noch mal, Mr. Costello ... junior.«
» Das ist die Wahrheit! Sammy lässt mich hin und wieder hier pennen! Ich arbeite auch im Club!«
»Im Club? Dem Poppy Club?«
»Poppy Club? Nie davon gehört. Ich arbeite im Riviera ... der gehört meinem Alten. Sammy singt da hin und wieder.«
»Im Riviera?« Mein Lachen kam als Schnauben heraus. »Sehr glamourös. Und wo genau an der ligurischen Küste residiert der Club deines Vaters?«
Costello sah mich an, als hätte ich Japanisch gesprochen. In Glasgow ist es besser, alle kulturellen Anspielungen möglichst schlicht zu halten. »Wo ist der Riviera Club?«
»In Partick ... am Fluss«, sagte er.
Diesmal kam mein Schnauben als ausgewachsenes Lachen heraus.
Costello wirkte beleidigt. »Der Laden hat Klasse.«
»Da bin ich mir sicher. Steht auf jedem Reiseplan der Reichen und Schönen bestimmt ganz oben. Ich möchte wetten, Prinzessin Margaret geht bei euch ein und aus.«
»Leck mich am Arsch!«
»Na, na, Junior. Jetzt werd mal nicht kiebig, sonst halten wir wieder Händchen. Apropos Händchen halten: Wieso bist du eigentlich so dicke mit Sammy Pollock? Ich hätte nie gedacht, dass ihr zusammengehört.«
»Wir haben Ideen ... Geschäftsideen. Er hat die Nase voll davon, bloß Sheila Gainsboroughs Bruder zu sein, und mir reicht es, immer nur Jimmy Costellos Sohn zu sein.«
»Bitte, hör auf. Mir kommen sonst die Tränen. Wann hast du Sammy zuletzt gesehen?«
»Vor zwei Wochen. Ich war nicht in der Stadt.«
»Wo warst du denn?«
»Was geht Sie das an?«
Ich grinste und drückte zu. Er zuckte zusammen und sah mich flehend an.
»In London ...«, quetschte er durch die Zähne. »Ich war zwei Wochen in London.«
»Also hast du nicht gewusst, dass er vermisst wird?« Ich ließ sein Handgelenk los und steckte mir eine Zigarette an.
»Die Scheiße macht Ihnen Spaß, was?« Trotz seiner Schmerzen lächelte er boshaft. »Menschen wehzutun. Das ist für Sie was ganz Tolles, stimmt’s?«
»Ach, ich würde das nicht so verallgemeinern ...« Ich machte ein beleidigtes Gesicht; dann grinste ich gewinnend. »Mir macht es keinen Spaß, Menschen wehzutun, aber mir macht es Spaß, dir wehzutun. Sagen wir einfach, es ist etwas nur zwischen uns beiden. Also.« Mein Grinsen verschwand, als ich mich vorbeugte. »Hast du gewusst, dass Sammy verschwunden ist?«
»Verschwunden? Ist er denn verschwunden? Ich weiß, dass er nicht da ist. Das heißt noch lange nicht, dass er verschwunden ist. Ich hab ein paar Mal versucht, ihn aus London anzurufen. Ich dachte, ich hätte Pech gehabt und ihn verpasst. Deshalb bin ich heute vorbeigekommen.«
»Was für Geschäfte?« Ich blies ihm Rauch ins Gesicht.
»Wie?«
»Auf was für Geschäfte wollen du und Sammy euch einlassen?«
»Ich weiß nicht ... als Agenten ... für
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