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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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zu haben. Lorna brachte mich zur Tür und küsste mich zum Abschied. Ihre Umarmung drückte Verzweiflung aus, ihre Finger quetschten fest meine Arme. Ich wurde ein bisschen traurig, weil sie wirklich etwas von mir brauchte und ich es ihr wirklich geben wollte. Aber ich konnte nicht, weil ich es nicht in mir hatte.
    Lorna und ich waren zusammengekommen, weil wir Spaß haben wollten, nichts weiter. Und so hätte es bleiben sollen, bis wir auseinandergingen. Aber jetzt, wo ihr Vater ermordet worden war und sie plötzlich allein dastand, suchte sie nach etwas, für das keiner von uns beiden unterschrieben hatte.
    Sie schien zu spüren, dass ich nicht hatte, was sie von mir wollte, und zog sich von mir zurück. Kälte hatte sich in ihren Augen gebildet, ein Frost des Begreifens und des Zorns.
    »Hör zu, Lorna, ich ...«, begann ich.
    »Spar es dir, Lennox«, unterbrach sie mich.
    Als ich aus der Ausfahrt kam, musste ein Wagen bremsen, der einbiegen wollte. Ich winkte zum Dank, aber der andere Fahrer ignorierte mich und beschleunigte die Auffahrt hoch, kaum dass er an mir vorbei war. Er sah nicht einmal in meine Richtung, aber ich schaute ihn mir genau an. Der Wagen war ein ziemlich teurer Schlitten, ein fast neuer, dunkelroter Lanchester Leda oder Daimler Conquest, so gründlich poliert, dass er glänzte wie ein Tropfen frisches Blut. Auch der Fahrer sah ziemlich gelackt aus: Er fuhr ohne Hut, und ich konnte sehen, dass er um die dreißig war, schwarzes Haar hatte und einen bleistiftdünnen Schnurrbart trug. Sauber. Maßanzug, wenn ich es richtig sah.
    Ich fuhr an den Bordstein und überlegte, ob ich zum Haus zurückgehen sollte, um zu sehen, was der Bursche vorhatte. Ein Polizist war er nicht. Dazu war er zu gut gekleidet und hatte einen zu teuren fahrbaren Untersatz. Ich stieg aus dem Auto, ging ein kurzes Stück die Auffahrt entlang und duckte mich hinter einen Strauch, damit ich unauffällig einen Blick auf den Kerl werfen konnte. Er stand an der Haustür, und ich konnte nun sehen, dass ich richtig vermutet hatte, was seinen Anzug betraf. Der Anzug war teuer. Der Mann war groß, vielleicht fünf Zentimeter größer als ich, und das kam in Glasgow selten vor. Maggie öffnete die Tür und ließ ihn herein. Sie kannte ihn, so viel war sofort klar. Beide warfen unbewusst einen Blick die Auffahrt entlang, als wollten sie sich vergewissern, dass niemand sie beobachtete. Oder vielleicht hatte der Bursche unsere kurze Begegnung am Ende der Auffahrt erwähnt. Hinter dem Spindelstrauch, den ich als Deckung benutzte, entdeckten sie mich nicht und verschwanden ins Haus. Die Art ihrer Begrüßung lag irgendwo zwischen Vertrautheit und Geschäftsmäßigkeit. Vielleicht hatten sie wirklich geschäftlich miteinander zu tun.
    Natürlich war ihrer Heimlichkeit eine Grenze gesetzt: Lorna war noch immer im Haus. Es sei denn ...
    Mir kam ein unguter Gedanke, was mein jüngst ihres Vaters beraubtes Schätzchen betraf, doch ich verwarf ihn fast augenblicklich. Keine Verschwörung hier, Lennox. Und selbst wenn es eine gibt, kümmere dich nicht darum. Du bist gewarnt worden. Und moralisch mag es ja geboten sein, alles zu tun, damit Small Changes Mörder der Gerechtigkeit zugeführt wird, aber du hast Fälle zu bearbeiten, für die du bezahlt wirst. Außerdem waren moralische Gebote noch nie mein Ding gewesen.

4.
    Obwohl es spät wurde, überlegte ich, ob ich noch ins Horsehead fahren und mir einen hinter die Binde kippen sollte. Das Horsehead war zu meinem inoffiziellen zweiten Büro geworden. Früher war es sogar mein eigentliches Büro gewesen, doch in letzter Zeit bemühte ich mich halbherzig um Legitimität und verbrachte weniger Zeit in dem Lokal.
    Als ich hereinkam, grinste Big Bob, der Barkeeper, mich an. Ich grinste zurück. Big Bob war ein prima Kerl. Ich fragte mich oft, ob er wegen der Anfangsbuchstaben seines Namens Barkeeper geworden war. Hätte man ihn Fat Fred genannt, wäre er dann Feuerwehrmann geworden?
    Jedenfalls war Big Bob ein zäher Hundesohn. Auch er war im Krieg gewesen, der noch gar nicht so lange zurücklag, aber Bob und ich hielten uns an die Regel, dass man nicht darüber sprach, wenn man im Fleischwolf des Krieges gewesen war. Man erkannte einander als Männer von der gleichen Sorte, erwähnte es jedoch mit keinem Wort.
    »Na, das freut mich aber.« Bob schenkte mir einen Canadian Club ein. »Wo bist du so lange gewesen? Ich dachte, du hättest dich nach Kanada verpisst.«
    »Arbeitest du jetzt für den

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