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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Krieges war der Profit gewesen. Als Sneddon, Cohen und Murphy aus der Tür des Regency traten, hatte eine Krönung stattgefunden: Aus drei Bandenchefs waren drei Verbrecherkönige geworden.
    Doch wie ich schon sagte, ist niemand gleich, und die Drei Könige waren grundverschieden. Willie Sneddon war ein wirklich übler Mistkerl, verschlagen und boshaft, ein harter Bursche aus Gorbals, der sich an die Spitze geraubt, gemordet und gefoltert hatte. Aber er war clever und hatte sogar Feingefühl, wenn es darauf ankam.
    Mit Hammer Murphy brachte man Feingefühl genauso wenig in Verbindung wie Kamele mit der Antarktis. Michael Murphy hatte sich den Beinamen »Hammer« eingehandelt, als er den Schädel des rivalisierenden Gangsterbosses Paul Cochrane mit einem bleibeschwerten Vorschlaghammer zu Brei geschlagen hatte, vor den versammelten Mitgliedern beider Banden. Murphy war ein Mann mit begrenztem Verstand, aber seine Brutalität war so wahrhaftig, beeindruckend und gewaltig wie der Groll, den er immer und überall mit sich herumschleppte. Seinen neuen Spitznamen hatte er begeistert angenommen, denn er war bekannt dafür, die Knie, Ellbogen und Schädel seiner Opfer mit dem Hammer zu bearbeiten, wann immer sich die Gelegenheit ergab. Ein Markenzeichen, hatte er mir einmal anvertraut, sei immer eine gute Sache.
    Jonny Cohen, der dritte König, bot das perfekte Beispiel für die Vielfalt an Persönlichkeiten und Phänotypen in der Unterwelt. Cohen, wegen seines attraktiven Äußeren als »Schöner Jonny« bekannt, war ein anständiger Kerl und treu sorgender Ehemann und Vater, der ein ruhiges Leben in Newton Mearns führte – dem Tel Aviv am Clyde, wie man es in Glasgow nannte. Zumindest war er ein anständiger Kerl mit ruhigem Leben, wenn er mal gerade keine Bank überfiel, einen Juwelenraub plante, illegale Wetten betrieb und was sonst noch alles. Wenn man behauptete, dass Jonny im Laufe seines Lebens einige Seelen zu Gott befohlen habe, sprach man keine Unwahrheit. Aber besagte Seelen waren ausnahmslos Konkurrenten oder aktive Mitspieler um den großen Pokal von Glasgow gewesen. Keine »Zivilisten«. Ich mochte Jonny. Dafür hatte ich einen guten Grund: Er hatte mir den Hals gerettet. Als ich in meinem Armee-Entlassungsanzug in Glasgow gestanden hatte, war es Jonny gewesen, der als Erster angeregt hatte, das Triumvirat könne sich meine Fähigkeiten zunutze machen.
    Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich wusste ganz genau, mit wem ich mich einließ. Und mir war klar gewesen, dass einige der Nachforschungen, die ich für die Drei Könige anstellen musste, mich dicht an – oft auch hinter – die verschwommene Grenze zwischen dem Legalen und Illegalen führen würden. Ich war in manche schmutzige und unangenehme Geschichte verwickelt, und mit der Zeit kam es mir immer mehr so vor, als verwandelte ich mich in eine Persönlichkeit, die ich nicht leiden konnte. Deshalb hatte ich in den letzten zwölf, dreizehn Monaten wirkliche Anstrengungen unternommen, ein anständiges Leben zu führen. Das bedeutete vor allem, mit den Drei Königen weniger zu tun zu haben. Stattdessen hatte ich gute, ehrliche Arbeit für die menschliche Gemeinschaft verrichtet, hauptsächlich, indem ich untreue Ehegatten in schmutzigen Hotels beobachtete, damit die Gattinnen die Scheidung durchbekamen.
    Doch die beiden Fälle, an denen ich jetzt arbeitete, drohten mich in die heimelige Umarmung der gefährlichsten Männer Glasgows zurückzuziehen.
    Die Bruderschaft der Kriminellen zeichnet vor allem eines aus: Sie hält sich nicht an die Ladenöffnungszeiten. Erpressung, Nötigung, Rauschgifthandel, Raubüberfälle und Kuppelei gewöhnen einem so etwas ab, und der Durchschnittsgangster ist ein Morgenmuffel. Daher beschloss ich, bis zum kommenden Nachmittag zu warten, ehe ich Jonny Cohen zu Hause aufsuchte, auch wenn ich wusste, dass er von allen Königen noch den normalsten Tagesablauf hatte. Ich rief ihn nach dem Abendessen an, und wir verabredeten uns bequemerweise für fünf Uhr nachmittags in den Pacific Club.
***
    Ich stand vor dem Pacific Club und suchte nach dem Glamour. Glamour ist eine komische Sache. Das Wort an sich ist so schottisch, wie es nur geht, und bezeichnet einen Zauber, der über jemanden geworfen wird, um ihn gefangen zu nehmen. Eigentümlicherweise hatten die Schotten das Wort zwar erfunden, standen mit der Umsetzung aber auf Kriegsfuß. Wann immer sie versuchten, Glamour zu erzielen, lief alles total aus dem Ruder. Nein, das stimmt

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