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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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passiert. Und vergiss nicht: Notier dir Uhrzeit und Beschreibung von jedem Besucher, den du kommen oder gehen siehst.«
    Ich griff wieder in meine Schreibtischschublade und warf ihm ein schwarzes Notizbuch zu, wie Reporter es benutzen. Davey fing es auf und starrte es mit großen Augen an, als hätte ich ihm gerade die Schlüssel zum Königreich überantwortet.
    Wir fuhren nach Blanefield und parkten den Atlantic ein Stück von Kirkcaldys Haus entfernt auf der Straße. Völlig unauffällig zu sein war nicht ganz leicht, doch der Wagen stand weit genug weg und besaß trotzdem eine klare Sicht auf die Zufahrt von Kirkcaldys Grundstück. Ich gab Davey zwei Pfundmünzen, eine Schachtel Zigaretten und einen Laternenpfahl zum Dranlehnen. Er nahm seine Aufgabe so ernst, dass ich mir Sorgen machte, er könnte bis zu meiner Rückkehr das Blinzeln unterdrücken.
    Ich ließ den Wagen stehen, wo ich ihn geparkt hatte, und gab Davey die Schlüssel, damit er einsteigen konnte, falls es regnete. Das Wetter schlug nun eindeutig wieder den altbekannten Kurs ein, und der milchige Himmel verfinsterte sich regelmäßig. Ich wollte nicht dafür verantwortlich sein, wenn Davey sich eine Lungenentzündung oder einen Grabenfuß holte, was im westschottischen Klima durchaus passieren konnte. Ehe ich ihn seinen Wachtpostenpflichten überließ, klingelte ich bei Kirkcaldy. Der Boxer war nicht zu Hause, aber Onkel Bert Soutar kam an die Tür. Er trug ein kurzärmeliges Hemd, das von Tätowierungen umwundene Arme freiließ, von denen mehrere dem Papst nicht sehr zielführende Vorschläge unterbreiteten. Wenn Sturheit auf einer Tonleiter gemessen werden konnte, war Soutar ein Bassbariton. Als ich ihm gesagt hatte, dass der junge Mann an der Ecke zu mir gehöre und nichts mit den Vandalen zu tun habe, nickte er mürrisch und schloss die Tür wieder.
    Ich wusste natürlich, dass Davey während des Nachmittags nichts Entscheidendes würde beobachten können. Die Art Mätzchen, die mit Kirkcaldy veranstaltet wurden, trieb man nur im Schutz der Dunkelheit.
    Während Davey konzentriert an seinem Laternenpfahl lehnte und Kirkcaldys Haus beobachtete, ging ich zu ’Pherson’s auf der Byres’ Road und ließ mir die Haare nachschneiden und mich rasieren. Der alte ’Pherson war ein Experte in seinem Metier, und ich verließ den Friseurladen mit prickelndem Gesicht und einem Scheitel, gegen den Moses’ Teilung des Roten Meeres schlampig wirkte. Mit der Straßenbahn fuhr ich in die Stadt zurück und führte auf der Suche nach Largo von meinem Büro aus ein paar ergebnislose Telefongespräche.
    Vielleicht lag es daran, dass Jock Fergusons Name in der Unterhaltung mit meinem handzahmen Bullenkumpel Donald Taylor gefallen war, aber aus einem Impuls heraus nahm ich den Hörer ab und wählte die Nummer des Polizeipräsidiums am St. Andrew’s Square. Anscheinend wusste Detective Inspector John Ferguson nichts von meiner »Bekanntschaft« mit einem seiner untergebenen Beamten, denn er klang aufrichtig überrascht, von mir zu hören. Überrascht und vielleicht ein bisschen misstrauisch. Ich weiß nicht, wieso ich bei so vielen Menschen, besonders Polizisten, solches Misstrauen wecke. Ferguson räumte ein, er habe in der Mittagspause noch nichts vor, und wir verabredeten uns im Horsehead. Wir hatten fast ein Jahr lang nicht mehr miteinander gesprochen.
    Ich kam gegen halb zwei ins Horsehead. Die Mittagskundschaft hatte die Luft im Schankraum bereits so dick geraucht, dass man sie mit dem Messer schneiden konnte. Wenn ich die Atmosphäre im Horsehead beschreiben sollte, würde ich sagen, sie war gemischt. Man sah hier Angestellte, uniformiert in vorschriftsmäßigen Nadelstreifen, Schulter an Schulter mit Arbeitern, die flache Mützen und Wellington-Gummistiefel trugen. Niemand konnte den Glasgowern vorwerfen, ihnen ginge das Modebewusstsein ab; ein paar Arbeiter hatten ihre »Wellies« als Konzession an das warme Wetter von Waden- auf Knöchellänge heruntergekrempelt.
    Ich entdeckte einen Mann Ende dreißig an der Theke. Er stand mit dem Rücken zu mir, aber ich erkannte die hohe, kantige Gestalt und den stumpfgrauen Anzug, den er das ganze Jahr zu tragen schien. Manche Polizisten brauchen eine Uniform, auch nachdem man sie zur Kripo versetzt hat. In gewisser Weise verstand ich das: Wenn man nach Hause kommt, hat man das Bedürfnis, den Beruf abstreifen zu können. Ich quetschte mich mit einer Schulter zuerst neben Ferguson an die Theke. Der Mann, der neben ihm

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