Lennox 02 - Lennox Rückkehr
fallen gelassen. Es war ein gefährlicher Balanceakt. Es gibt Leute, die einfach nicht wissen, wann sie Angst haben sollten. Ich hätte meinen letzten Penny darauf gesetzt, dass MacSherry zu diesen Leuten gehörte.
Er machte eine Kopfbewegung, ein Zeichen für den Jüngeren, mich vorbeizulassen.
»Danke für Ihre Hilfe, Mr. MacSherry.« Ich drehte mich um und verließ in aller Gemütsruhe die Wohnung. Aber ich nahm die Hand nicht vom Schlagstock in meiner Tasche, ehe ich die Straße erreicht hatte und um die erste Ecke gebogen war.
8.
Weil ich auf die Straßenbahn warten musste, war es kurz vor achtzehn Uhr, als ich wieder ins Büro kam. Ein weiterer drückender Abend mit klebriger, feuchter, schwerer Luft schien sich anzukündigen, und ich spürte, wie mein Hemdkragen an meinem Nacken haftete. Davey Wallace rief mich Punkt achtzehn Uhr an, ganz wie vereinbart. Er konnte nicht Auto fahren, und ich sagte ihm, er solle bleiben, wo er war, und im Atlantic auf mich warten. Ich beschloss, ein Taxi nach Blanefield zu nehmen und es Davey nach Hause bringen zu lassen. Eine Taxifahrt war ein Luxus, der den meisten Glasgowern nur zu besonderen Gelegenheiten zuteil wurde. Ehe ich nach Blanefield fuhr, rief ich Sneddon an. Ich berichtete ihm, was bei MacSherry passiert war.
»Er wusste, dass Sie in meinem Auftrag da waren?«, fragte Sneddon.
»Nicht sofort. Aber später habe ich es ihm gesagt.«
»Verdammtes Slumpack. Dem werde ich ein bisschen Respekt einbläuen.«
»Dann schicken Sie lieber einen Trupp. Nach allem, was ich gesehen habe, hat der Alte noch immer seine Leute. Und er genießt einen Ruf, den er verdient haben muss.« Ich vergaß zu berichten, dass MacSherry den Schwanz eingekniffen hatte, als ich Sneddons Namen zum ersten Mal fallen ließ. Ich war stinksauer, weil der Alte versucht hatte, mir die Taschen umzudrehen. Eine Lektion in Respekt, wie Sneddon sagte.
»Aye? Na, ich verschaffe ihm ein bisschen Tapetenwechsel. Ich wette, er kommt nicht oft aus Bridgeton raus«, erwiderte Sneddon und erinnerte mich an das Versprechen, das Superintendent McNab mir gemacht hatte. Hier gab es viel Lokalkolorit; vielleicht tat es meiner Gesundheit ganz gut, wenn ich mich »nach Kanada verpisste«.
»Immerhin habe ich bei der Begegnung etwas Interessantes erfahren«, sagte ich. »Wussten Sie, dass Bert Soutar zusammen mit Small Change MacFarlane ins Geschäft eingestiegen ist? Ungefähr bei Kriegsausbruch?«
»Nein ...« Ich merkte, wie Sneddon die gleichen Puzzleteile zusammenfügte, die ich in Bridgeton zusammengesetzt hatte. »Nein, das wusste ich nicht. Halten Sie es für wichtig?«
»Na ja, dieses Supergeschäft, das sich in ein Märchen über Boxschulen verwandelte ... Es wäre doch möglich, dass Small Change nur die Details kaschiert hat und nicht das Grundsätzliche. Vielleicht hatte es etwas mit Bobby Kirkcaldy zu tun. Und vielleicht wurde das Geschäft von MacFarlanes altem Kumpel Soutar vermittelt.«
»Aber MacFarlane wollte das Geschäft mir vermitteln.«
»Vergessen wir nicht, dass Small Changes Schädel aufgeschlagen war wie ein Hühnerei«, erwiderte ich. »Ich vermute, dass alles um dieses Geschäft ging. Small Change spielte um das große Geld, nicht um irgendwelche Courtagen. Und ich vermute, dass Onkel Bert mit drinhängt.«
»Glauben Sie, er hat Small Change die Windhundstatue übergezogen?«
»Das weiß ich nicht. Vielleicht. Ich sehe nur keinen Grund, wieso er es getan haben sollte, es sei denn, irgendetwas lief falsch bei ihrem Geschäft, worin immer es bestand. Vielleicht ist der Täter aber auch der gleiche, der Kirkcaldy die Warnungen vor die Tür gelegt hat. In einer Sache bin ich mir jedenfalls sicher: dass es Kirkcaldy gar nicht recht ist, wie viel Aufmerksamkeit wir ihm schenken. Apropos, kann ich mir ein paar Leute borgen, die Kirkcaldys Haus abwechselnd im Auge behalten? Ich habe nur einen Mann und mich.«
»Okay«, sagte Sneddon. »Sie können Twinkletoes haben. Sie beide scheinen ja gut miteinander auszukommen.«
»Klar«, sagte ich. »Wie ein Feuer mit einem Haus ... danke. Ich melde mich, wenn ich ihn brauche.«
Nachdem ich eingehängt hatte, schloss ich das Büro ab und nahm ein Taxi zum Pacific Club. Wie beim letzten Mal traf ich dort ein, als das Lokal für den Abend vorbereitet wurde. Der Manager, der den Laden für Jonny Cohen leitete, war ein kleiner, gut aussehender Jude Anfang vierzig. Er hieß Larry Franks. Ich war Franks noch nie begegnet, doch er schien mich zu
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