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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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erkennen; er kam zu mir und stellte sich vor, kaum dass ich den Fuß in den Nachtclub gesetzt hatte. Er trug kein Jackett und hatte die Hemdsärmel hochgekrempelt.
    »Mr. Cohen sagt, Sie suchen Claire Skinner.« Franks grinste breit. Er sprach mit einem Akzent, der schwer einzuordnen war, aber auf jeden Fall war ein Hauch London dabei. Und ein Hauch von etwas viel weiter Entferntem. So etwas begegnete einem hin und wieder. Der Krieg warf noch immer einen langen Schatten, und obwohl bis auf eines alle Lager mit verschleppten Personen im Nachkriegseuropa geschlossen waren, bauten sich nach wie vor unzählige Menschen in neuer Umgebung neue Existenzen auf. Was immer Franks durchgemacht hatte, es schien seine Gutmütigkeit nicht zu beeinträchtigen. »Möchten Sie einen Drink? Geht natürlich aufs Haus.«
    »Danke, lieber nicht. Ja, ich suche nach Claire. Jonny sagte, Sie hätten ihre Adresse.«
    »Hier, bitte.« Franks grinste erneut und reichte mir einen gefalteten Zettel, den er aus der Westentasche zog. Ich bemerkte etwas an seinem Unterarm, und er zog beiläufig den Hemdsärmel herunter. »Aber da wäre es leichter, in Fort Knox einzudringen.«
    »Wie meinen Sie das?« Ich entfaltete den Zettel; darauf stand eine Anschrift am Craithie Court in Partrick.
    »Das ist ein Muschihotel«, sagte er nüchtern und ohne jeden Hauch von Anzüglichkeit. »Ein Wohnheim für unverheiratete Frauen, betrieben von der Glasgow Corporation, erst ein paar Jahre alt. Claire wohnt dort. Sie haben da eine Vorsteherin, die reißt Ihnen die Eier ab, wenn Sie versuchen, dort reinzukommen. Absolut kein Herrenbesuch. Vielleicht wäre es klüger, Claire abzupassen, wenn sie das nächste Mal hier singt.«
    »Wann wird das sein?«, fragte ich.
    »Wenn ich ehrlich bin, kann es noch eine Woche dauern, oder länger. Für die nächsten zwei Freitage habe ich eine neue Combo gebucht.«
    »Nein, ich muss sie vorher sprechen.« Ich starrte einen Augenblick lang auf den Zettel; mit den Gedanken war ich woanders. »Ich suche Sammy Pollock. Oder Gainsborough, wie er sich lieber nannte. Claires Freund. Haben Sie ihn in letzter Zeit gesehen?«
    »Diese blöde Flasche?« Franks grinste. »Nein. Bestimmt zwei Wochen nicht.«
    »Er ist hier bei Ihnen zum letzten Mal gesehen worden. Vor ungefähr zwei Wochen gab es draußen vor Ihrem Club eine kleine Meinungsverschiedenheit. Haben Sie etwas davon gesehen oder gehört?«
    »Nein.« Franks schürzte die Lippen. »Nein, das kann ich nicht behaupten. Und es hat auch niemand erwähnt.«
    »Gut, ich verstehe.« Ich steckte den Zettel ein. »Danke. Und danke auch, dass Sie mir einen Drink angeboten haben. Ich komme darauf zurück, wenn ich das nächste Mal hier bin.«
    »Klar.« Sein Lächeln war noch da, aber es hatte sich verändert. Er las meine Gedanken, und ich die seinen. Seine lauteten: Ich brauche Ihr Mitleid nicht.
    Ich verließ das stickige Pacific und trat hinaus in den stickigen Glasgower Abend. Das Taxi wartete auf mich. Ich stieg in den Fond und bat den Fahrer, mich nach Blanefield zu bringen. Unterwegs schwieg ich die ganze Zeit und dachte an Larry Franks’ fröhliche Art. Und an die Nummer, die in seinen Unterarm tätowiert war.
***
    Als ich aus dem Taxi stieg, hätte ich schwören können, dass Davey Wallace noch genau da stand, wo ich ihn am Morgen zurückgelassen hatte, und zwar in genau der gleichen Haltung. Wir setzten uns zusammen in meinen Atlantic, und er erstattete mir zwanzig Minuten lang detailliert Bericht. Zwanzig Minuten detailliertes Nichts. Er war wirklich ein guter Junge, und ganz helle.
    »Bist du morgen noch mal frei für die gleiche Schicht?«, fragte ich. »Vielleicht ein bisschen länger?«
    »Klar, Mr. Lennox. Jederzeit. Und Sie brauchen mich auch nicht herzufahren. Ich weiß ja jetzt, wo es ist, und kann mit der Straßenbahn kommen.«
    »Gut. Wir treffen uns hier ein bisschen später. Morgen Abend um sechs. Tagsüber passiert eh nichts. Was ist mit deiner Arbeit? Kommst du trotzdem rechtzeitig zur Frühschicht?«
    »Kein Problem, Mr. Lennox.«
    »Gut«, sagte ich. Natürlich war es kein Problem. Nicht einmal die Überquerung des Himalaja hätte Davey abgehalten. Ich gab ihm einen Fünfer. »Du lässt dich jetzt nach Hause fahren.«
    »Danke, Mr. Lennox«, sagte Davey ehrfürchtig.
***
    Ich nutzte meine Zeit nicht gut. Drei Stunden lang saß ich im Wagen und beobachtete Kirkcaldys Haus, ohne dass etwas geschah. Dann traf Bobby Kirkcaldy ein, nachdem er offenbar den ganzen Tag in

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