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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Lennox. Versprechen Sie mir nur, dass Sie mich wieder für sich arbeiten lassen.«
    »Klar, Davey. Das mache ich ganz bestimmt.«
    »Mr. Kirkcaldy hat mich besucht.«
    »Bobby Kirkcaldy?«
    »Aye. Er war es ja, der mich gefunden hat. Er hat den Krankenwagen gerufen und alles.«
    »Hat er gesehen, wer dich überfallen hat?«
    »Nein. Er kam erst später dazu.«
    »Verstehe.«
    »Ich hab mein Buch verloren«, sagte Davey durch den Drahtkäfig um seine Zähne.
    »Welches Buch?«
    »Das Sie mir gegeben haben, Mr. Lennox. Mein Notizbuch, wo ich alles drin aufgeschrieben hab.«
    »Mach dir deswegen keine Gedanken. Ich finde es wahrscheinlich im Auto. Oder es liegt an der Stelle, wo es passiert ist, auf dem Boden. Es ist nicht wichtig.«
    »Es tut mir leid.« Daveys Stimme klang jetzt, als käme sie aus großer Entfernung. Er gab ein leises, geistesabwesendes Stöhnen von sich.
    »Ruh dich aus, Davey. Morgen bin ich wieder da und sehe nach dir.«
    »Versprochen?«, fragte er und hörte sich an wie ein Kind. In diesem Moment fiel mir ein, dass er allein auf der Welt war. Keine Eltern. Keine Brüder oder Schwestern, von denen er wusste. Ein Barnardo-Waise, ganz auf sich gestellt. Der Gedanke entfachte meine Wut aufs Neue. Eine Wut, die sich in gerechten Anteilen gegen alle richtete, die Davey ins Krankenhaus gebracht hatten, und gegen mich, weil der Junge seine Prügel mir verdankte.
    »Das verspreche ich, Davey. Ich komme dich morgen besuchen.«
***
    Wir ließen Davey schlafen. Draußen auf dem Flur führte ich mit Sneddon ein Gespräch. Ich sagte ihm, er sollte Kirkcaldys Haus rund um die Uhr bewachen lassen. Ich bat ihn, seinen Leuten zu befehlen, die Augen nach Daveys Notizbuch offenzuhalten – mehr um den Jungen zu beruhigen als aus sonst einem Grund. In Anbetracht der Tatsache, dass Singer mir bis ins finsterste Renfrewshire gefolgt war, ohne dass ich ihn an meinen Rockschößen entdeckt hatte, schlug ich vor, dass Sneddon ihn nun Kirkcaldy beschatten ließ. Ich wollte den Hurensohn in die Finger bekommen, der Davey niedergeschlagen und zusammengetreten hatte, und Sneddon war noch versessener herauszufinden, was bei Kirkcaldy los war. Ihm war es egal, ob jemand zu Schaden kam; er hatte in Kirkcaldy investiert und wollte nicht, dass sein Geld blaue Flecken bekam.
    Wir gingen durch die düsteren, porzellangefliesten Flure zurück zum Ausgang. Mein Kopf schmerzte fürchterlich, und das Schlingern in meinem Bauch verwandelte sich in ein unbarmherziges Stampfen. Ich ging zur Toilette und schaffte es gerade noch in die Kabine, ehe ich mich erbrach. Als ich nicht mehr würgte, beugte ich mich über ein Handwaschbecken und klatschte mir kaltes Wasser ins Gesicht. Im Spiegel sah ich ein Gespenst mit dunkelblauen Schatten unter den Augen, die tief in einem bleichen Gesicht lagen. Kein Wunder, dass die Damenwelt mich so verdammt attraktiv fand. Die grelle Krankenhausbeleuchtung ließ die harten Kanten in meinem Gesicht hervortreten: die hohen Jochbeine und die gewölbte Stirn. Die schwach sichtbaren Narben auf meiner Wange, Souvenirs von der Begegnung mit einer deutschen Handgranate, traten deutlicher hervor. Ich strich mir das schwarze Haar mit den Händen zurück. Ein plastischer Chirurg hatte nach meinem Abenteuer mit dem deutschen Munitionswesen einiges zu tun bekommen und mich mit einer straffen Haut entlassen, die meine Züge hervorhob. Besonders von Frauen hörte ich oft, dass ich ein wenig wie Jack Palance aussah. Frauen schienen es zu mögen. Man hatte mir gesagt, ich hätte ein gut aussehendes Gesicht, aber es liege ein Hauch von Grausamkeit darin. Deshalb mochten sie es, und deshalb hasste ich es.
    »Kommen Sie endlich?« Sneddon stand in der Tür des Waschraums.
    »Klar«, sagte ich, schniefte und trocknete mir das Gesicht mit einem Papierhandtuch ab. »Ich komme. Ich habe noch Arbeit.«
    Ich warf noch einen Blick auf das Gesicht im Spiegel; es kam mir vor, als sähe es nun ein wenig grausamer aus.
***
    Singer fuhr mich im Atlantic zu meiner Bleibe. Auf halber Strecke musste ich ihn anhalten lassen, damit ich mich noch einmal übergeben konnte. Mir war schwindlig und schlecht, und ich hatte dieses Gefühl der Unwirklichkeit, wie es typisch ist für eine Gehirnerschütterung. Ich hatte nicht zum ersten Mal eins auf den Schädel bekommen, und wahrscheinlich würde es auch nicht das letzte Mal sein, auch wenn ein Arzt mich gewarnt hatte, mein Kopf habe schon so ziemlich alles weggesteckt, was ich ihm zumuten

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