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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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lächelte sie an, und zur Belohnung durchstach Schmerz meine Wange, und frisches Blut lief mir am Kiefer herunter. Mrs. White machte Ts – ts – ts und begann wieder mit dem Tupfer. Sie legte meine Hand auf den Mull, dann nahm sie eine Rolle Heftpflaster und schnitt drei Streifen ab.
    »Woher haben Sie sie? Die Narben, meine ich?«, fragte sie befangen, während sie mit den Pflasterstreifen ein frisches Mulltuch auf der Wunde befestigte. Ich drehte leicht den Kopf, und wieder machte sie Ts – ts – ts und schob ihn mit zwei Fingern zurück. Es war das allererste Mal, dass sie mir eine persönliche Frage stellte.
    »Ich bin an den falschen Schönheitschirurgen geraten«, frotzelte ich. »Er behauptete, er hätte Hedy Lamarrs Nase und Cary Grants Kinn gemacht, aber in Wirklichkeit waren nur Clark Gables Ohren von ihm.«
    »Im Ernst …«
    »Die Narben sind wirklich von einem plastischen Chirurgen«, sagte ich. »Sie mussten mich zusammenflicken, nachdem ich mit einer deutschen Handgranate auf Tuchfühlung gegangen bin.« Ich sagte ihr nicht, dass ich viel schlimmer aussähe, hätte nicht einer meiner Männer den Hauptteil der Explosion mit seinem Körper abgefangen. Mein Gesicht war zerfetzt worden, aber mich hatten sie wieder in Ordnung bekommen. Seine zerfetzten Innereien überstiegen die Kunst jedes Arztes.
    Dabei hatte der Chirurg an meinem Gesicht ziemlich gute Arbeit geleistet: Ich hatte nur ein Spinnennetz aus dünnen, blassen Narben auf der rechten Wange. Mein Lächeln sah wegen der Nervenschäden manchmal ein bisschen schief aus, aber es wirkte dadurch nur umso wölfischer, wie Leonora Bryson mit Sicherheit bestätigen konnte.
    Während der Tee zog, brachte mir Fiona White zwei Aspirintabletten und ein Glas Wasser. Das Gespräch wandte sich Banalitäten zu und drehte sich hauptsächlich um den Smog, der immer Probleme bereitete; aber als ich dort saß, sank ein Gedanke schwer und widerlich in meine Eingeweide: Ich hatte Fiona White verschwiegen, was wirklich geschehen war, und sie belogen, nur aus den besten Gründen zwar – und weiß Gott, meistens brauchte ich noch nicht einmal gute Gründe, um jemandem etwas vom Pferd zu erzählen –, aber es gefiel mir nicht, ihr Lügen aufzutischen. Allerdings war das nicht der eigentliche Grund für das mulmige Gefühl in meiner Magengegend. Ich war vorhin nur knapp einem sehr unangenehmen Kunden mit einer Pistole in der Hand entkommen, und die gleiche Person hatte mich am Abend zuvor zu Hause angerufen. Eindeutig hatte er vor dem Haus auf mich gewartet, weil er wusste, dass ich so früh herauskäme, um nachzusehen, ob er unsere Verabredung eingehalten hatte.
    Er wusste also, wo ich wohnte. Und das wiederum brachte Fiona und ihre Töchter in Gefahr.
    »Stimmt etwas nicht, Mr. Lennox?«, fragte Fiona White. »Geht es Ihnen schlechter? Ich glaube wirklich, wir sollten Sie zu einem Arzt bringen.«
    Ich schüttelte den Kopf. Einen Augenblick rang ich mit mir, ob ich ihr sagen sollte, was los war. Es würde sie ängstigen, und mit Sicherheit bedeutete es das Ende des Mietverhältnisses – andererseits hatte sie ein Recht, es zu erfahren.
    »Ich muss jemanden anrufen«, sagte ich, stand auf und ging zum Telefon im Flur.
***
    Während wir darauf warteten, dass Jock Ferguson eintraf, saß ich neben Fiona White und schilderte ihr genau, was mir passiert war. Und warum. Aus irgendeinem Grund weihte ich sie sogar in die geheimnisvollen Zahlungen ein, die Isa und Violet zum Jahrestag des Empire-Raubs erhielten, und eröffnete ihr, dass ich diesen Umstand der Polizei verschwieg, um meine Klientinnen zu schützen. Ich erklärte ihr auch, dass ich einen weiteren Fall in sehr hohen Kreisen bearbeitete, der alle möglichen Probleme hervorrufen könnte, aber mit dieser Untersuchung hätte mein kleiner Samba im Smog mit Sicherheit nichts zu tun. Sie saß da und lauschte meinem Bericht, die kleinen, schönen Hände im Schoß ihrer Schürze gefaltet, das Gesicht ruhig und ernst, aber ohne jede Regung. Ich hörte mir selbst ganz erstaunt zu: Ich war der größte Geheimniskrämer, den ich kannte – ein paar Dinge hielt ich sogar vor mir selbst geheim –, und ich sprach niemals mit jemandem über meine Arbeit, und jetzt plauderte ich bei meiner Vermieterin alles aus.
    Ich wusste, ich hätte besser die Klappe halten sollen. Und irgendwo tief in mir brüllte mich eine Stimme an, bloß still zu sein, aber ich konnte nicht aufhören zu reden. Ich sprach schnell und nachdrücklich, und

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